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Der unsichtbare Kreis

Der unsichtbare Kreis

Titel: Der unsichtbare Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ulbrich
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unüberbrückbare Nähe wie einen schmerzhaften Druck auf seinen Leib. Er versuchte tief Luft zu holen, glaubte sekundenlang zu ersticken, legte beim Ausatmen den Oberkörper gegen ihren Rücken.
Sie hatten keine Furcht vor den Toten. Doch sie befanden sich in dem Alter, da der Tod, noch weit entfernt, als etwas nicht zum Leben Gehörendes erscheint und die Begegnung mit ihm die Scheu hervorruft, die allem nicht Erkennbarem zur Seite steht.
Bailey inspizierte die Zentrale. »Sie hatten eine Auseinandersetzung, scheint’s.«
»Vielleicht haben sie geahnt, was auf sie zukommt«, flüsterte Lare. »Vielleicht zeigten ihnen die Instrumente den Zeitpunkt ihres Todes an, und sie waren dem hilflos ausgeliefert.«
»Hilflos wie die Fliegen«, sagte Bailey. »So war das früher.«
»Komm«, forderte Lare ihn auf. »Laß uns verschwinden. Es ist immerhin ihr Grab.«
»Schon gut«, beschwichtigte Bailey sie. »Wir tun ihnen nichts. Die anderen können nachkommen! Seht euch am Eingang vor, da liegt einer. Aus der Zentrale wird nichts mitgenommen. Ist das klar?«
Der befreite Seufzer der Wartenden übertönte Lares Empörung.
Helles Licht überflutete den Raum und gab der Szene den Charakter eines Museumsbesuchs. Es wirkte beängstigend echt: Die Modelle, die Geräte – die Besucher; pedantisch geordnet, arrangiert bis ins Detail.
Die anderen gingen mit der gleichen Sicherheit zwischen den Toten einher wie Bailey, bewegten sich neugierig hierhin und dorthin, betasteten dieses oder jenes, äußerten bestimmt und unwiderrufbar Meinungen. In Tuchfühlung mit den Leichnamen kommentierten sie sachkundig-sachlich das Ereignis, den technischen Stand der Ausrüstung sowie Probleme des Startandrucks vor der Erfindung der Gravitationsneutralisatoren.
Es entwickelte sich eine rege Diskussion; sie waren durchweg gebildete junge Leute, denen die Schule viel gegeben hatte, die nun, zwanzigjährig, an der Schwelle zu eigener Verantwortung standen.
Katten stand noch immer mit Lare in der Nähe des Eingangs, wie durch eine unüberwindliche, durchsichtige Wand von den anderen getrennt. Er war nicht überrascht, nicht sehr. Vermutlich gab es diese Wand schon lange. Er fragte sich, warum er sie nicht eher bemerkt hatte.
Stimmen drangen auf ihn ein.
»War schon gefährlich damals, glatter Wahnsinn.«
»Können froh sein, daß wir nicht mehr mit solchen Eierschalen fliegen. So was…«
Lachen. »Ich möchte mal wissen, was die sich seinerzeit gedacht haben: Menschen in solchen Blechbüchsen durchs All zu jagen. Da würden sie heute wohl keinen Dummen mehr finden.«
Das Lachen griff auf andere über. Es klang vertraut, und dabei kannten sie sich erst drei Tage. Mit Recht vermutete ihr Lachen beim nächsten das gleiche Umfeld an Erfahrung: Ihre Vergangenheit wies keine Differenzen auf. Ort ihrer Jugend war der gleiche: die Erde. Ziel ihres Seins: identisch. Sie lachten mit der Überlegenheit von jungen Leuten, für die sich die Vergangenheit erledigt hat.
Mit einer heftigen Bewegung wandte sich Lare Katten zu. »Mit welchem Recht quatschen die solchen Blödsinn?«
»Vielleicht haben sie recht.«
»Ich könnte heulen. Dabei mag ich die meisten.«
Ihre Traurigkeit bedrängte ihn. Sinnlos strich er über die Schulter ihres Schutzanzugs. Nach einer Weile äußerte er unentschlossen: »Sie meinen es nicht so.« Aber eigentlich glaubte er es selber nicht.
Lare sah ihn an und meinte hilflos: »Vielleicht leben wir wirklich im Goldenen Zeitalter. Unser Opfer für den Fortschritt fordert uns nicht mehr Existenz und Leben ab. Es beschränkt sich auf…«
»Warum auch«, unterbrach sie jemand. »Wozu haben wir Automaten. Wir wären blöd, wenn wir unseren Fortschritt nicht nutzten.« Er schnalzte mit der Zunge. »Wir wollen schließlich das Leben genießen.«
Der andere hatte recht. Das war es, was Katten erregte. »Du bist ein Idiot«, schrie er unbeherrscht, »ein verdammter, hirnloser Idiot!«
Die anderen kümmerten sich nicht um den Streit. Aus dem unbeteiligten Gesumm ihrer Gespräche kam kühl die Stimme: »Und warum? Ich hab’ doch recht – oder?«
»Ich meine«, Katten suchte nach Worten, »du solltest nicht gerade hier so was sagen.« Gleich darauf fand er seine Äußerung peinlich. Schwächliches Gerede! Er wußte die Antwort im voraus.
»Ehrfurcht vor den teuren Toten? O Allah!« Der Gesprächspartner schwieg und überließ ihn der Lächerlichkeit. Katten war froh, daß sie sich nicht kannten.
In die Abgeschlossenheit ihrer Helme drang auf einmal

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