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Der unsichtbare Kreis

Der unsichtbare Kreis

Titel: Der unsichtbare Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ulbrich
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wurde ihr Handeln beeinflußt?
»Wir gehen zur Ruhe, wenn wir die Einheit unseres Seins mit dem Leblosen begriffen haben, die Einheit mit dem Licht der Sterne, von dem wir stammen, und der Finsternis des Abgrunds, den wir überwunden haben, wenn wir begreifen, daß wir ein unvergänglicher Teil der ewigen Welt sind.« Pto-Antok hatte die langen, armlosen Hände kreuzweise über die buntgemusterte Brust gelegt.
Nekidas Gedanken jagten einander. Er mußte sich klug verhalten. Welchen Nutzen konnte er stiften, welche Verwirrung verhindern, wenn es ihm gelang, ein würdiger Vertreter der irdischen Zivilisation zu sein. Es war eine Aufgabe, deren Größe vor ihm aufwuchs wie ein unüberwindlicher Berg. In diese Sorge mischte sich die Frage nach dem Verbleib des Raumschiffs, nach Bucks Schicksal. Wie war es möglich, daß er sich auf dem Mars befinden sollte, wenn alles dagegensprach. Wohin waren die Wüsten verschwunden, wohin die Elgiden und Schlangenspindeln, wohin die dünne, giftige Atmosphäre?
Was war in jener Höhle mit ihm geschehen?
Erlebte er vielleicht nur einen lustvollen Traum, ehe der Sand der Wüste ihn unter sich begrub? Hörte er nicht von fern den Sturm heulen? Angestrengt lauschte er. Doch es war nur das Rauschen des Blutes in seinen Ohren.
Von außen umgab ihn nur Angenehmes, drängte seine Ängste zurück. Hatte die Ruhe der Stadt ihn erst erschreckt, so war er plötzlich sicher, sich geirrt zu haben. Unendlicher, wohltuender Friede lag zwischen den Mauern der KtrotarkStadt. Niemand kümmerte sich um die äußere Welt. Die Ktrotark hatten sich eine unverletzliche Welt geschaffen. Zu ihrem Glück war nie ein Mensch zu ihnen gestoßen.
Nekida strich sich verstört über die Stirn. Waren das seine Gedanken? Doch sein Mißtrauen wurde von Glückseligkeit überflutet. Daß er hier sein durfte, so nahe bei Barg, dem nun seine Liebe gehörte.
Pto-Antok ließ ein glockenklingendes Lächeln hören.
»Du hast viele Fragen, Erdenmensch. Ich werde sie dir beantworten. Du bist unseres Vertrauens würdig.« Pto-Antok glitt zurück in das Zentrum zwischen den Säulen. Er schwebte zu seinem Platz über dem steinernen Boden bis zur Grenze des Lichts, das über ihm in ungewissem Dunkel verlosch.
»Folge mir, Mensch Nekida.«
Hilfesuchend blickte Nekida zur Seite. Pritratorix war verschwunden. Langsam trat er zwischen die strahlenden Säulen. Eine unsichtbare Kraft ergriff ihn und führte seinen Körper in die Höhe. Er stieß einen leisen Schrei aus. Doch wie in ein weiches Kissen lag er eingebettet in dem Kraftfeld.
Der Beste Ktro schwebte mehrere Meter von ihm entfernt. Aus dem Innern des Strahlenkokons gesehen, erschien der Raum in ein blaues Licht getaucht. Es drang aus den schmalen Spalten der Säulen. Pto-Antok und er selbst wirkten, von dem fahlblauen Licht übergossen, wie vereist.
»Ich habe deine Gedanken nicht belauscht«, sagte der Ktrotark. »Sie waren an mich gerichtet. Soweit du es verstehst, werde ich alles erklären.«
»Gäbe es ein Geheimnis zwischen euch und uns?«
»Kein Geheimnis.«
Nekida drängte seine Erregung zurück. »Erzähle.«
»Vor Zehntausenden von Jahren lebten die Ktrotark in jener Welt, die ihr den Mars nennt. Sie gehört zu der Variante des Universums, die auf eurem Planeten die Menschen hervorbrachte. Der Zufall wollte es, daß wir den Raum zwischen den Planeten schon bewältigten, als auf dem dritten Planeten die Gewinnung von Metall noch unbekannt war.«
»Wovon sprichst du, was für eine Variante?«
»Unterbrich mich nicht. Du wirst alles Notwendige erfahren.« Pto-Antok breitete die schlanken, vielfingrigen Hände aus, als wollte er sich zum Flug erheben, und schloß sie wieder um seinen Körper.
»Mein Volk lernte die Menschen kennen. Obwohl bereits mit Vernunft begabt, lebten sie wie Tiere.« Der Beste Ktro verfärbte sich im Gesicht und an den Beinen tiefgrün und leuchtete in der hellen, blauen Dämmerung wie ein verwesender Kadaver.
»Du vermutest richtig«, bemerkte er. »Ich kann nicht umhin, mich zu ekeln, und ich bitte dich deshalb um Verzeihung.«
Nekida lächelte erleichtert.
»Wir mieden jeden Kontakt mit den Menschen«, fuhr PtoAntok fort. »Doch erfüllte uns ihre Entwicklung mit Sorge. Uns ist die Anwendung von Gewalt fremd, die Beherrschung einer Gruppe durch eine andere, die Vernichtung Andersdenkender.«
»Andersdenkender?« entgegnete Nekida voller Ironie. »In einer Gesellschaft, wo Gedanken nicht geheim sind?«
»Ich sagte schon einmal«, antwortete

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