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Der unsichtbare Kreis

Der unsichtbare Kreis

Titel: Der unsichtbare Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ulbrich
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gänzlich mißverstehen.«
»Zwischen intelligenten, moralisch hochstehenden Formationen gibt es immer Möglichkeiten zur Verständigung.« Der Satz schoß Nekida wie eine Formel durch den Kopf. Wo hatte er ihn nur gelesen?
»O nein«, antwortete der Beste Ktro. »Deine Ansicht ist naiv mechanistisch. Wir haben uns schon vor langer Zeit Gedanken um die Konsequenzen einer Begegnung zwischen nichtverstehenden Zivilisationen – der intoleranten irdischen und der unseren – gemacht und sahen nur eine Alternative. Du befindest dich nach wie vor auf dem – Mars, auf einer seiner unzählbaren Möglichkeitsvarianten. Die Universen unterscheiden sich nur durch einen winzigen Faktor; der Tattmempetris sowie die Erde, hier wie dort, die Sonne und die anderen Planeten, die Galaxis, fast nichts unterscheidet sie, und doch gibt es einen wichtigen Unterschied: die Menschen!«
Es wollte Nekida unvorstellbar erscheinen, daß sie niemals den praktischen Versuch eines zweiseitigen Kontaktes unternommen hatten. Sie hatten einer Theorie vertraut, einem Orakel, wie sie es nannten.
»Ihr seid vor uns geflohen?«
»Es ist lange her.« Die Antwort war sanft und verzeihend.
»Und ihr haßt uns dafür?«
Erschrocken antwortete der Beste Ktro: »Das wäre töricht. Sollten wir euch hassen, weil ihr anders seid? Wir mieden den Kontakt, ja, wir verabscheuen eure Art zu leben. Aber hassen? Nein.«
Ein wenig dämpften diese Worte Nekidas Sorge und seine abwehrende Haltung. Er spürte sogar so etwas wie Zuneigung zu diesen merkwürdigen Wesen. Doch dieses Wandels noch ungewiß, verbarg er seine Gefühle hinter der Bitte, mit der Erzählung fortzufahren.
»Als man befürchten mußte, daß die Menschen eines Tages die Welt der Ktrotark heimsuchen würden, forschte man nach einem Ausweg. Der Beschluß wurde gefaßt, vor den Menschen zu fliehen. Doch die Besiedlung eines Planeten in einem weitentfernten Sonnensystem scheiterte an den technischen Möglichkeiten der damaligen Generation. Außerdem hättet ihr uns auch dort finden können.
Mit Hilfe des Großen Barg kamen wir schließlich auf eine genial einfache Lösung: die Barriere. Sie versprach absoluten Schutz vor jeder Art gefährlicher Eindringlinge. Es haben vor dir schon andere Menschen versucht, doch du bist der erste, der sie überwinden konnte.«
Wieder flammte mißtrauische Abwehr in Nekida auf. »Ihr habt meine Brüder getötet?«
»Niemand zwang sie, die Barriere zu betreten, im Gegenteil, Barg warnte sie.«
Nekida erinnerte sich des glücklich-rauschhaften Gefühls, dessen er sich nicht hatte erwehren können.
» Du hast es so empfunden, jedem begegnet die Barriere nach seiner Struktur. Barg weiß, mit welcher Absicht, mit welchen Gedanken und Gefühlen ein jeder kommt.«
»Selbst wenn ihr uns seit Jahrtausenden beobachtet, ihr habt kein Recht, uns nach euren Normen zu beurteilen!«
Pto-Antok reagierte nicht auf Nekidas Einwand. »Die Schranke läßt niemanden hindurch, der Aggressionen in sich trägt, niemanden, der den körperlichen Schmerz vor den geistigen stellt, die Lust der Erkenntnis wegen der des Körpers vernachlässigt, niemanden, der niederen, tierischen Instinkten unterlegen ist.«
Nekidas Körper spannte sich. Im Rücken spürte er sanft den Druck des Kraftfeldes.
»Das alles weiß euer Barg? – Also war keiner meiner Vorgänger Herr seiner niederen Instinkte? Eure Vorstellungen von den Menschen sind, verzeiht, Herrscher der Ktrotark, nicht zutreffend. Ihr maßt euch etwas an…«
»Nicht wir«, unterbrach ihn Pto-Antok voller Milde. »Barg! Er steht über uns allen.«
»Mag sein, über euch«, antwortete Nekida beherrscht. »Aber nicht über uns. Wir haben keine Götter.«
Einen Moment lang fürchtete Nekida, sein Hohn könnte den Besten Ktro beleidigt haben, doch Pto-Antok fuhr nachsichtig fort: »Barg ist kein Gott. Er ist der Herr der Großen Barriere. Ihn betrügt niemand.«
»Egal, wer er ist«, erwiderte Nekida, »Gott oder Maschine, er ist ein Produkt eurer Welt, nicht meiner.«
»Barg ist auch dein Herr, wenn er es für notwendig hält.«
Nekida vernahm die schallose Stimme des Besten Ktro. Plötzlich hatte er das Gefühl, als starrten ihn von den Wölbungen der Kuppel, die in einen metallisch-stumpfen Dunst eingebettet schienen, unsichtbare Augen an, durchdrangen seinen entblößten Leib wie eine kühle, wohltuende Flut, sein Körper würde in tausend winzige Fragmente gespalten, und jedes stellte einen universellen Organismus dar. Erst jetzt bemerkte er, wie

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