Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
Vom Netzwerk:
Welt in die Anderswelt führten; ein Erste-Hilfe-Kasten, mit dem man Wunden blitzschnell heilen konnte; ein »nimmervoller« Rucksack, in dem sich schwere und sperrige Gegenstände ganz leicht und klein anfühlten; und zwei Unterwäsche-Garnituren für Artie und Kay, in die verzaubertes Titanium eingewoben war und die sie daher schützen würden wie Rüstungen. Für Kynder hatte Merlin ein Zaubertrank-Set für Anfänger, ein paar seltene Zutaten und ein kleines Zauberbuch beigelegt.
    Zu Hause angekommen, lagen sie faul herum und suchten zwischendurch ihre Sachen zusammen. Kynder, der gelegentlich ein wenig konfus war, ließ seine Kinder sogar zum Supermarkt fahren, um sich jeweils zwei eisgekühlte Dosen Limonade zu kaufen. Sie tranken sie im Garten. Die süße, verbotene Limonade kam ihnen vor wie das Beste, das sie jemals getrunken hatten.
    Sie aßen früh zu Abend und legten sich schlafen.
    Artie und Kay wachten am nächsten Morgen um fünf Uhr auf und gingen nach unten. Kynder, der überhaupt nicht geschlafen hatte, deckte gerade den Tisch für ein reichhaltiges Frühstück – es gab sogar noch mehr eisgekühlte Limonade. Sie schlugen zu wie Sträflinge kurz vor dem Verhungern.
    Um Viertel nach sechs waren sie reisefertig.
    Sie gingen in den Garten und stellten sich im Kreis auf. Die Strahlen der frühen Morgensonne drangen durch die Zweige des Ahornbaumes ihres Nachbarn. Die ersten Vögel trällerten und jagten Käfer über die Vorstadtdächer.
    Kynder reichte Artie den nimmervollen Rucksack. In der Nacht hatte er ihn mit Proviant, Kleidung zum Wechseln, Schlafsäcken, einem Feuerzeug, Taschenlampen, Stift und Papier, zwei kleinen Regenschirmen, einem Foto von ihm im Garten mit den lächerlichen Gummistiefeln, dem Buch über Schwertkampf, dem Säckchen mit Mondtor-Münzen, Merlins Erste-Hilfe-Kasten, dem klobigen Anderswelt-Handy und einer Liste Telefonnummern bepackt. Er gab Artie und Kay außerdem jeweils sechs Fläschchen mit verschiedenen Zaubertränken, die er selbst zubereitet hatte: drei Nähr-Elixiere für jeden und drei Säfte, die sie warm halten würden.
    »Ich weiß, dass sie nichts Umwerfendes bewirken können, aber ich wollte euch wenigstens irgendwas Selbstgemachtes mitgeben«, sagte Kynder.
    »Danke, Dad«, erwiderte Kay und betonte dabei das Wort Dad auf besonders liebe, für sie untypische Weise.
    Lance sagte: »Ich wünschte, ich könnte mit euch kommen, Leute. Falls ihr eine Möglichkeit findet, wie ich auf die andere Seite komme, dann lasst es mich wissen. Ich bin ein ziemlich guter Kämpfer.«
    »Das glaube ich dir, Lance. Ich werde mich umhören«, versicherte ihm Artie.
    Einen Moment lang standen sie schweigend da und starrten zu Boden. Dann legte Artie eine Mondtor-Münze in die Mitte des Kreises. Er sah allen der Reihe nach in die Augen, hob Excalibur und sagte: »Also, dann mal los!«
    Er berührte die Münze mit dem Schwert. Sofort schossen zwei Kreise aus hellblauem Licht von der Münze hoch und rotierten langsam umeinander. Däumling ritt auf Vorpal als Erster hindurch. Er sagte nichts, sondern neigte nur den Kopf in Kynders Richtung, als er das Mondtor durchquerte. Kay tätschelte den Arm ihres Vaters und sagte: »Ich krieg das schon hin, Dad. Ich werde dafür sorgen, dass Artie nicht in allzu große Schwierigkeiten gerät.« Kynder lächelte. Tränen stiegen ihm in die Augen, als Kay durch das Tor ging.
    Artie nickte Lance zu und wandte sich dann dem einzigen Vater zu, den er jemals gekannt hatte. Als er sah, dass Kynder den Tränen nahe war, dachte er, dass sein Vater das alles nicht verdient hatte.
    Er umarmte Kynder fest, schwang sich den Rucksack auf den Rücken und sagte: »Ich bin bald wieder da, Dad. Muss nur kurz die Welten retten!«
    Er trat durch das Mondtor und war verschwunden. Zurück blieb nur eine matte bronzene Münze im Gras.
    Diesmal landeten sie direkt an ihrem Bestimmungsort: König Artie Kingfishers Exil-Königshof. Bercilak empfing sie mit offenen Armen; seine große Streitaxt lehnte an einem Rhododendron-Strauch, der voller rosa Blüten war.
    Als er sie sah, dröhnte der gesichtslose Ritter: »Willkommen, Freunde!«
    »Hey, Bercilak«, sagte Artie. »Schön, dich zu sehen.« Der grüne Ritter machte eine untertänige Geste mit der Hand.
    »Grüni«, bemerkte Däumling ohne Begeisterung.
    Bercilak verbeugte sich kurz und erwiderte leise: »Däumling.«
    Kay sah ihn ungläubig an und sagte: »Wow, du hast wirklich keinen Kopf, was?«
    Die Rüstung drehte

Weitere Kostenlose Bücher