Der unsichtbare Turm
Werkstatt und seinem Schlafquartier verbindet. Ganz hinten am Ende der Halle …«, Bercilak zeigte auf die Statue des schwarzen Ritters, »… sind die Türen zur Küche, zum Keller und den Quartieren von Back und Schrubb. Solltet Ihr ihre Hilfe brauchen, läutet einfach eine der Glocken, die überall hängen, und einer von ihnen wird kommen.«
»Okay«, sagten Artie und Kay.
Bercilak fuhrt fort: »Nun, ich vermute, Ihr fragt Euch, was es mit den Bannern an der Wand, den Waffenregalen und den Wachen auf sich hat?«
Die Vorstellung von unsichtbaren Wachen fand Artie ziemlich aufregend. »Wie, das sind nicht einfach nur Rüstungen?«, fragte er.
»Natürlich sind sie das, Majestät! Was sollen sie sonst sein? Bananen?«, antwortete Bercilak leutselig.
»Haha, sehr lustig«, sagte Kay trocken. »Was er meint ist: Sind sie wie du?«
»Oh! Nun, ja, Sir Kay. Dies sind die Burgwachen und sie werden euch beistehen, sollte die Burg jemals von euren Feinden angegriffen werden.« Wie aufs Stichwort rührten sich die Rüstungen, als wären sie zum Appell gerufen worden. In perfekter und ohrenbetäubender Einheit legte, wer ein Schwert trug, es mit der Spitze nach oben an seine Schulter; wer einen Speer hatte, stieß ihn vor sich auf den Boden; und wer über einen bedrohlich aussehenden Streitkolben oder Morgenstern verfügte, hielt ihn am ausgestreckten Arm parallel zum Boden.
Bercilak fuhr fort, als wäre nichts geschehen. »Die Waffenregale sind für die Wachen, bis auf die silbernen und die goldenen, die sind für Euch. Sie enthalten zusätzliche Kampfmittel, sollten Euch Eure Schwerter nicht genügen. Ein Dolch könnte beispielsweise von Nutzen sein, meint Ihr nicht, Sir Däumling?«
»Ja, jeder braucht einen guten Dolch!«, bestätigte Däumling barsch.
»Und jeder von Euch hat ein eigenes Banner. Die mit den Kronen darauf gehören selbstverständlich zu König Artus. Die mit den Schlüsseln sind für Sir Kay. Und – falls das nicht ohnehin klar ist – zu Sir Däumling gehören jene mit der Faust und dem ausgestreckten Daumen.«
Schließlich erreichten sie den großen Tisch im hinteren Teil des Saals.
Kay fragte: »Was ist das für eine Statue dahinten? Gehört die auch zur Burgwache?«
»Oh, die«, sagte Bercilak und versuchte zu klingen, als sei sie völlig unbedeutend. »Das ist …«
» GENUG !«, dröhnte eine Stimme vom Ende der Halle herüber. Und dann setzte sich das große Pferd mit dem schwarzen Reiter in Bewegung.
Bei genauerem Hinsehen erkannten sie jedoch, dass es überhaupt kein Pferd war.
Es war ein weißer Säbelzahntiger.
Er streckte sich und gähnte geräuschlos, wobei gewaltige Reißzähne zu sehen waren.
»Sagt es dem Jungen, Bercilak!«, befahl die geheimnisvolle Stimme.
Kay zog die Augenbrauen hoch und fragte: »Wer ist das?«
»Ich bin Sir Bedevere der Sechsundneunzigste!«, dröhnte die Stimme wieder. Die Raubkatze ging ein wenig in die Knie und der Ritter saß ab.
Er machte zwei große Schritte und zog sein Schwert. Artie wusste, dass diese Art von Waffe Bidenhänder genannt wurde. Es war ein mächtiges schottisches Breitschwert.
»Sagt es ihm!«
»Oh, schon gut, Bedevere. Beruhige dich.« Bercilak wandte sich an Artie und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Nun, wie er selbst bereits gesagt hat: Das ist Sir Bedevere der Sechsundneunzigste. Sein direkter Vorfahre, Sir Bedevere der Erste, brachte Excalibur der Herrin vom See zurück, nachdem der erste Artus gestorben war. Seitdem waren und sind er und all seine direkten Nachfahren die Hüter von Artus’ Königshof. Erinnert Ihr Euch, dass Ihr mich anrieft und darum batet, dass ich das Tor öffne?«
»Natürlich«, sagte Artie.
»Dieses Tor befindet sich dort hinten, hinter Bedevere dem Sechsundneunzigsten. Es ist ein machtvolles Tor, das sehr lange Zeit nicht mehr geöffnet worden war. Seine Versiegelung zu durchbrechen hat eine große Menge an Energie freigesetzt, was die Aufmerksamkeit der Lordess von Moorland von Euch abgelenkt und von den Feldern Ohios zurück nach Sylvan gelockt hat. Und als ich es öffnete, kamen Bedevere und seine Miezekatze heraus. Seitdem warten sie hier.« Er deutete auf den Ritter und den Tiger.
»Worauf?«, fragte Artie.
»Auf Euch«, sagte Bercilak.
Artie schluckte. »Warum?«, fragte er.
»Weil ich der Hüter dieses Hofes bin«, verkündete Bedevere. »Hier kann nicht einfach jeder reinmarschieren und Anspruch auf den Thron erheben. Ihr müsst Euch seiner zunächst als würdig
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