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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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erweisen!«
    »Mich als würdig erweisen?«, maulte Artie. Hatte er das nicht bereits getan?
    Anscheinend nicht. Denn ehe er vom Stein, dem Drachenbaby, dem See und allem anderen erzählen konnte, füllte sich die höhlenartige Halle mit dem entsetzlichen Geräusch scheppernden Metalls, das sich sehr schnell in Arties Richtung bewegte.
    Da kam wohl gerade sein erster Schwertkampf auf ihn zu.
    Als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, sah er, dass der grüne Ritter Kay und Däumling mit seiner gigantischen Streitaxt zurückhielt, als er sich hilfesuchend nach ihnen umschaute. Kaum hörbar flüsterte Bercilak: »Es tut mir leid, Majestät«.
    Artie war allein.
    Zitternd vor Angst und Aufregung schritt Artie nun vorsichtig auf den ihn fordernden Ritter zu. Excalibur hielt er mit beiden Händen vor sich. Doch plötzlich drängte das Schwert ihn stillschweigend zum Angriff. Excalibur war kein Angsthase und Artie durfte es auch nicht sein. Er wusste, dass er auf das Schwert vertrauen konnte, fasste Mut und lief blindlings auf den schwarzen Ritter zu.
    Als er nur noch ein paar Meter von Bedevere entfernt war, konnte Artie das Gesicht des Ritters unter seinem geöffnetem Visier erkennen. Hübsch war er nicht gerade. Er hatte gelbe Zähne und eine dicke violette Narbe, die sich von der Stirn bis unter die Wange zog.
    Artie spannte den Körper an und brüllte herausfordernd.
    Die Schwerter prallten gegeneinander. Excalibur durchschnitt das gewaltige Schwert oder seinen Träger nicht, wie Artie beinahe gehofft hatte. Funken stoben von den Waffen auf, während Artie und Bedevere durch die Wucht des Aufpralls auseinandergetrieben wurden. Bedevere gelang es, sich auf den Beinen zu halten. Artie nicht.
    Er fiel der Länge nach auf den Rücken und rutschte über den Steinboden. Doch wie durch ein Wunder hatte der Zusammenprall mit Bedevere nicht besonders wehgetan. Genau zum Zeitpunkt des Aufpralls hatte Excalibur Artie stärker gemacht. Noch nie im Leben hatte er etwas Derartiges gespürt.
    Bedevere hievte sein gewaltiges Schwert über den Kopf und rannte mit voller Kraft auf Artie zu. Blitzartig war er über Artie und holte mit seinem Bidenhänder aus, als wollte er ihn in zwei Teile spalten.
    Artie wehrte den Schlag ab und wieder trafen die stählernen Waffen klangvoll aufeinander. Es war wie Musik in den Ohren des jungen Königs Artie, als hätte er sein Leben lang auf dieses Geräusch gewartet.
    Arties Abwehrschlag hatte Bedeveres Bidenhänder auf Arties rechte Seite umgelenkt. Bedevere stellte sich in einer Grätsche über ihn. Doch Artie rutschte blitzschnell zwischen den Beinen des Ritters hindurch. Sobald er sich der Gefahr, in zwei Teile gehackt zu werden, erneut entzogen hatte, sprang er mit katzenhafter Geschwindigkeit auf die Beine.
    Der Säbelzahntiger fauchte. Kay schrie den Namen ihres Bruders. Beide Geräusche echoten durch die große Halle.
    Artie holte aus, doch Bedevere wirbelte herum und parierte den Schlag mit seinem großen Schwert, dessen Spitze dabei auf dem Boden einen Halbkreis aus Funken schlug.
    Dann tat Bedevere etwas Unerwartetes. Er schlug Artie mit der Faust auf die Schulter. Und das tat verdammt weh.
    Artie stolperte rückwärts. Kurz bevor er stürzte, fing ihn das goldene Waffenregal auf. Artie griff nach einem Faustschild aus Metall und Holz. Der Schild schnallte sich praktisch von selbst an seinen Unterarm. Excalibur lehrte Artie augenblicklich alles, was es über Faustschilde zu wissen gab, und in null Komma nichts war Artie ein Experte.
    Bedevere stürzte gerade auf ihn zu und Artie hob den Arm mit dem kleinen Schild. Die Klinge schlug eine Kerbe ins Holz, als sie am Schild abprallte.
    Artie holte tief Luft und machte einen Schritt zur Seite. Während sich seine Lungen füllten, fühlte er die Steine unter den Sohlen seiner Turnschuhe vibrieren. Er strotzte förmlich von Spannung und Kraft.
    Er richtete seine gesamte Aufmerksamkeit auf Bedevere. Die Entfernung zwischen ihnen hatte genau die Länge von Excalibur, was Bedeveres langes Bidenhänder weniger wirkungsvoll machte.
    Artie starrte in die zusammengekniffenen Augen seines Gegners. Der schwarze Ritter wich zurück, um sich mehr Raum zu verschaffen, doch Artie folgte ihm in der gleichen Geschwindigkeit.
    Und dann bemerkte Artie, dass die mächtige Parierstange von Bedeveres Schwert einen Spalt aufwies. Einen Spalt, in den Excaliburs Klinge perfekt hineinpassen würde.
    Artie täuschte ein Stoßen-und-Parieren auf Bedeveres

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