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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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sich geräuschvoll in Kays Richtung und rief begeistert: »Kopflos, körperlos, zehenlos – was immer Ihr wollt. Ich bin der leere Ritter! Und ich heiße Euch alle in Eurem zweiten Heim willkommen!«
    Sie sahen an ihm vorbei auf den Exil-Königshof. Er sah aus wie eine Bruchbude.
    Hinter Bercilak stand eine sehr große Eiche, in deren alten Stamm kleine Türen und Fenster, in verschiedenen Stadien des Verfalls, eingebaut waren. Ein jämmerliches handbemaltes Papierschild über der Eingangstür gab sich alle Mühe, dem Wind standzuhalten. Darauf stand: »Willkommen zurück, König Artie!«
    So viel zum würdigen Empfang eines Königs. Und so viel zu seinem Schloss.
    Eine Windböe rüttelte an den Bäumen und wirbelte Blätter und kleine Papierstücke durch die Luft. Eines der Papierstücke blieb an Excalibur hängen. Artie zog es von der Klinge. Auf dem Zettel stand:
    Ofhende!
    One Byrnsweord!
    So gefunden, bitte an Burg Deorc Wæters, Moorland.
    Finderl.
    Die Schrift war teilweise in Altenglisch verfasst. Artie verstand den Text folgendermaßen: »Verloren! Ein Heißsporn! Sollte ihn jemand finden, bitte an Burg Dunkle Wasser, Moorland schicken. Finderlohn.«
    »Was ist das?«, fragte Artie.
    »Ach, ein kleines Flugblatt von der Lordess von Moorland«, antwortete Bercilak. »Seit Ihr Excalibur aus dem See geholt habt, wird das Festland von Sylvan allerorts mit diesen Zetteln bombardiert. Sie sind eine wahre Plage und haben den Lord von Sylvan sehr verärgert!«
    Die Erwähnung Excaliburs erinnerte Artie an die Nanopartikel und den Verhüllungszauber auf dem Schwert. Er wandte sich an Däumling und zeigte auf das Schwert. »Glaubst du, Merlins Zauber wirkt?«
    Bercilak erschauderte, die Rüstung rasselte.
    »Dessen bin ich mir sicher, Bursche«, entgegnete Däumling.
    »Mein Gebieter, wir sollten wirklich bestrebt sein, diesen Namen nicht zu nennen«, warf Bercilak ein. »Hatten wir uns nicht auf Wilt Chamberlain geeinigt?«
    »Ach ja, stimmt, Wilt Chamberlain«, bestätigte Artie.
    Kay verzichtete diesmal darauf, einen ihrer üblichen Scherze zu machen.
    Bercilak fuhr fort: »Ganz recht. Ich bin mir sicher, dass es Wilt Chamberlain gelungen ist, Excalibur vor seiner Häscherin aus Moorland zu verbergen. Ohnehin steht Ihr noch am Beginn Eurer Suche, wir werden es also noch früh genug herausfinden!«
    »Du klingst ziemlich begeistert, Grüni«, stellte Kay fest.
    »Natürlich! Ich bin hocherfreut, Euch hier zu sehen. Du meine Güte, wo sind nur meine Manieren geblieben? Bitte, tretet ein!« Bercilak ging zu der Eiche und öffnete die Tür. Gebückt trat er ein, und Artie, Kay und Däumling folgten ihm in den Baum.
    Während sich ihre Augen an das schummerige Licht gewöhnten, streckte Bercilak die Arme aus und rief dröhnend: »Willkommen zu Hause, mein Gebieter!«
    Was sie vor sich hatten, sah schon eher aus wie ein Königshof.
    Vor ihren Augen erstreckte sich ein langer Saal. Der Boden bestand aus schwarzem Stein und die Wände waren mit lackierten Holzpaneelen bedeckt. Zwei Reihen breite hölzerne Säulen trugen eine gewölbte Decke. Zwischen den Säulen standen auf beiden Seiten leere Rüstungen und an jeder Säule hing ein Stoffbanner. Auf den Bannern der rechten Seite prangten drei goldene Kronen vor königsblauem Hintergrund; links hingen abwechselnd blaue Banner mit zwei weißen Schlüsseln darauf und weiße mit einer roten Faust, die den Daumen in die Höhe streckte. In der Mitte der Halle stand ein riesiger, runder Holztisch. Direkt dahinter gab es lange Regale voller mittelalterlicher Waffen. Und am anderen Ende der Halle waren die Umrisse der Statue eines Ritters in schwarzer Rüstung auf einem großen weißen Pferd zu erkennen.
    Der ganze Anblick war so überwältigend, dass sie die drei hässlichen kleinen Wesen vor ihnen nicht bemerkten.
    »Ähem«, brummelte eins von ihnen.
    »Ach ja!«, rief Bercilak. »Dies sind die Diener des Hauses. Drei liebenswürdige kleine Trolle namens Back, Schrubb und Hammer.« Während er die Namen aufsagte, zeigte er auf den jeweiligen Troll.
    Alle drei verbeugten sich und sagten: »Majestät. Die Dame, der Herr.« Dann schlurften sie in die Dunkelheit, als seien sie nie da gewesen.
    Bercilak führte sie durch den langen Raum. »Nun, Majestät, dies ist Eure Große Halle. In der Nähe des Tisches findet Ihr Türen, die in Eure Privatgemächer führen. Eine weitere Tür führt zu einem Gang, der die Halle mit den Stallungen, der Waffenkammer, den Vorratsräumen, Hammers

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