Der unsichtbare Turm
eine Tür, auf der »Waschraum« stand.
Lavery duckte sich in den Türrahmen, während die Gruppe sich im Raum umsah. Er lächelte, holte ein kleines Spiral-Notizheft aus der Tasche seiner Jeans und blätterte die Seiten durch. Bis er schließlich die fand, die er suchte und sie überflog. Dabei zog er ein wenig die Mundwinkel herunter, holte einen Bleistiftstummel hinter seinen spitzen Ohren hervor und machte eine Notiz. Dann schloss er das Heft und stopfte es zurück in seine Tasche.
Sie setzten sich an den Tisch, Lavery klatschte in die Hände und sagte: »Nun, ich muss mich jetzt verabschieden. Neben der Tür findet Ihr eine Glocke, falls Ihr etwas benötigen solltet. Ansonsten sehen wir uns morgen zum Frühstück. Danach werde ich Euch zum Landkartenhaus bringen. Ich wünsche eine gute Nacht!«
Und bevor einer von ihnen den Gruß erwidern konnte, war er verschwunden.
Kay fühlte sich, als wäre ihr ein ganzer Reisebus voller Videospielfreaks von den Schultern genommen.
Sie aßen sich satt, duschten und gingen zu Bett. Sie waren glücklich, drinnen zu schlafen anstatt draußen in einem weiteren Lager.
Als sie in den Betten lagen, bemerkte Artie ein tiefes rhythmisches Rumpeln, als würde jemand in einem entfernten Raum laut Hip-Hop-Musik hören. Er lauschte dem Geräusch kurz und schlief dann genauso schnell ein wie alle anderen.
In dieser Nacht hatten sie alle Albträume von großen, abstoßenden Hippies mit extralangen Ohren.
Kapitel 21
IN DEM DIE REISEGRUPPE DIE AUGEN ENTDECKT!
Sie hatten keine Ahnung, wie lange sie geschlafen hatten, doch als sie aufwachten, fühlten sie sich erfrischt und ihre schlimmen Träume waren vergessen.
Kurz nachdem der Letzte von ihnen aufgestanden war, erschien Lavery in der Tür und trug auf einem Tablett das Frühstück herein.
»Guten Morgen, werte Gäste! Ich hoffe, Ihr habt gut geschlafen?«
Artie sagte: »Jupp. So gut wie seit fast einer Woche nicht mehr. Vielen Dank, Lavery.«
»Es ist mir eine Freude.«
Lavery schwebte geradezu in den Raum und deckte den Frühstückstisch mit Käse, Obst und Aufschnitt; die Ritter setzten sich an den Tisch. Während sie aßen, beobachtete er sie von der niedrigen Tür aus.
Alle waren in guter Stimmung, auch Kay. Doch immer, wenn sie in Laverys Richtung blickte, wurde ihr übel und sie fühlte sich entsetzlich leer. Sie kam nicht dahinter, woran das lag. Dann bemerkte sie, dass sie und Lavery sehr ähnliches Haar hatten: rot, seidig und lang und zu einem elegant-sportlichen Zopf zusammengebunden.
Als ihr das klar wurde, drehte sich ihr plötzlich heftig der Magen um. Sie schob ihren Stuhl zurück, sprang auf und rannte zum Waschraum.
Däumling fragte: »Also, Lavery, wann können wir uns im Landkartenhaus umsehen?«
»Gleich nach dem Frühstück, wenn Ihr wollt.«
»Das wäre sehr gut. Wenn wir eine Chance haben wollen, das Nest eines Argentavis magnificens zu finden, sollten wir uns ranhalten!«
»Da habt Ihr recht«, sagte Bedevere ein wenig gekünstelt.
»Gut, sehr gut«, sagte Lavery. »Ich muss kurz weg, und dann werden wir sehen, ob wir die richtige Karte für Euch finden.« Er ging zurück in die Halle, verabschiedete sich und schloss die Tür hinter sich ab.
Keiner von ihnen fand das irgendwie seltsam.
Bis auf Kay. Sobald der Elf weg war, kehrte sie zum Tisch zurück und fragte: »Ist er weg?«
Die anderen sahen sie neugierig an und bejahten.
»Gut«, sagte Kay.
Niemand kam auf die Idee, sie zu fragen, was los war, denn keiner hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Sie führten ihr köstliches Mahl fort und als sie fertig gegessen hatten, beschlossen sie, noch ein Nickerchen zu machen.
Es war schwer zu sagen, wie viele Stunden sie geschlafen hatten. Als sie aufwachten, begannen sie leise, ihre Waffen zu reinigen und die Betten zu machen. Bedevere fand ein Kartenspiel und brachte Artie und Däumling bei, wie man Cribbage spielt. Kay saß währenddessen die ganze Zeit über auf ihrer Liege oder ging im Raum auf und ab.
Irgendetwas stimmte nicht und sie schien die Einzige zu sein, die es bemerkte.
Schließlich öffnete Lavery die Tür und trat ein. Hinter ihm in der Halle saß Schrödinger, der Säbelzahntiger.
»Nun, meine Freunde, seid Ihr bereit, die Karten anzuschauen?«
»Natürlich, Lavery. Gebt uns nur ein paar Minuten, um unsere Sachen zusammenzupacken«, sagte Artie und ging zum Waffenregal.
»Das ist nicht nötig, meine Freunde. Es ist nur ein Haus voller alter, staubiger Karten. Ihr
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