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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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abfällige Retourkutsche ein.
    »Entzückende Katzen, Lavery«, sagte Bedevere, der Kays Unbehagen nicht zu bemerken schien. »Ich habe selbst so eine. Eine weiße.«
    »Eine weiße, ja? Die sind recht selten. Aber vielen Dank. Ja, es sind gute Tiere, sehr gute.« Er zeigte auf das Raubtier auf dem rechten Sockel: »Das ist Schrödinger.« Dann schwang er seinen Arm zum anderen Tier: »Und das ist Frau Tibbins. Da wo die Straßenposten versagen, übernehmen diese beiden Lieben. Ihnen entgeht nichts.« Dann wandte sich Lavery seinen Gästen zu, verneigte sich leicht und wiederholte mit aalglatter Freundlichkeit: »Gar nichts.«
    Daraufhin richtete er sich auf und schlug die Hände zusammen, wobei seine langen Finger sich mit sichtlicher Anspannung ineinander verschränkten. »Nun denn! Wollen wir hineingehen?«
    Däumling war entschlossen, sich von dem seltsamen Verhalten des Elfs nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Sie brauchten eine Mütze Schlaf, mal ganz abgesehen von einer Landkarte. Und trotz Laverys merkwürdigem Gehabe und seiner möglicherweise versteckten Drohung, die Tiger auf sie zu hetzen, sah Däumling keinen Grund, sich vor einer Bibliothek in Acht nehmen zu müssen. Schnell antwortete er: »Ja, bitte führt uns hinein, Lavery.«
    Der Elf ließ sie eintreten und schloss die Türen hinter ihnen. Mit einem dumpfen, unheilverkündenden Geräusch fielen sie ins Schloss. Er nahm eine elektrische Laterne von einem Haken in der Wand und drehte sie an. Das Licht, das sie verbreitete, war warm und einladend, jedoch nicht besonders hell. Die Luft roch nach Holz, Leder und Papier.
    Lavery ging los und sagte: »Hier entlang, meine Freunde. Wir haben nicht sehr oft Besuch, daher machen wir uns nicht immer die Mühe, die Lichter in der Halle einzuschalten. Noch seltener bekommen wir Übernachtungsbesuch, doch ich denke, wir werden Euch problemlos unterbringen können.«
    Däumling sagte: »Vielen Dank, Lavery. Wir werden Euch nicht zur Last fallen. Morgen früh würden wir gerne im Archiv etwas suchen und dann ziehen wir gleich weiter.«
    Ihre Schritte hallten in den dunklen Ecken um sie herum wider.
    Lavery knurrte: »Ins Archiv wollt Ihr?«
    »Wir brauchen Landkarten«, ergänzte Kay nervös, was ungewöhnlich war. Noch nie in ihren dreizehn Jahren hatte es sie nervös gemacht, etwas zu sagen.
    »Landkarten, ähm, Schwester Kay?«, hakte Lavery nach. Kay fand seine Stimme beängstigend und wundervoll zugleich.
    »Ganz genau«, antwortete Bedevere für sie.
    Der Elf sagte stolz: »Nun, die haben wir! Unterirdische oder oberirdische?«
    »Oberirdische«, sagte Däumling. »Wir müssen nur einen Blick auf eine gute Landkarte von Sylvan werfen.« Sehr überzeugend log er: »Wir haben unsere verloren, als wir im Wald übernachtet haben und wir brauchen eine, bevor wir Veltdam verlassen.«
    »Ah, ich verstehe. Sich zu verirren ist nie sehr angenehm, nicht wahr?«, fragte der Elf. Irgendwas in seinem Tonfall hörte sich eher nach einer Prophezeiung als nach einer Feststellung an.
    »Überhaupt nicht angenehm, nein. Wisst Ihr, wir machen eine Sommerreise mit den Kindern, bevor die Schule wieder anfängt.« Er sponn die Geschichte immer weiter. »Als Ferienprojekt wollten sie gerne das Nest eines Argentavis magnificens suchen und beobachten. Jetzt versteht Ihr vielleicht, warum wir eine Landkarte brauchen.«
    »Das verstehe ich in der Tat, werter Sir Däumling. Wenn ich mich recht erinnere, nisten sie am liebsten in höheren Gefilden. Eine topographische Karte würde daher gute Dienste leisten.«
    »So ist es«, sagte Däumling knapp.
    Lavery räusperte sich. »Nun, das werden wir alles morgen früh sehen. Doch nun …« Der Elf blieb vor einer kleinen runden Tür stehen und legte seine Hand auf den Türknauf. »… würdet Ihr sicher gerne etwas essen, oder?« Wieder veränderte sich sein Tonfall und diesmal klang es so liebenswürdig und einladend, dass sie beinahe vergaßen, dass er sich zuvor so sonderbar verhalten hatte.
    Däumling lächelte und sagte: »Das klingt großartig, was meint ihr, Freunde?«
    Die anderen stimmten zu und folgten Lavery in einen warm erleuchteten Raum. An einer Wand hingen Kleiderhaken und ein langes Waffenregal, auf einem Sideboard an der gegenüberliegenden Wand lagen Nachthemden. Auf einem Tisch wartete ein köstlich aussehendes Mahl auf sie. Hinter dem Tisch waren vier bequem aussehende Liegen und ein ausgepolstertes Körbchen für Vorpal aufgereiht. Und am anderen Ende des Raums war

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