Der unsichtbare Turm
hinter ihm war noch mehr los.
»Artie!«, schrien Däumling und Bedevere einstimmig.
Artie wirbelte herum.
Schrödinger hatte sich nicht weit von ihm auf die Hinterbeine gestellt. Er war unglaublich wütend darüber, dass Kay seine Katzenfreundin getötet hatte. Genauso Lavery, der auf Schrödingers Rücken saß. Der Elf trug immer noch Jeans und das gleiche T-Shirt wie vorher, war jetzt aber nicht mehr unbewaffnet.
Er hatte seine Waffe gewählt und es war kein alberner Spielwürfel. Stattdessen hielt er ein sehr ungewöhnlich aussehendes silbernes Gewehr mit einem Schwert am Ende in der Hand und schwang es über dem Kopf wie einen Speer.
Lavery war also doch nicht so ein lahmer Freak. Im Gegenteil, er sah knallhart aus.
Vorpal eröffnete den Kampf mit einem gewaltigen Satz und trommelte mit den Hinterbeinen auf die Schnauze des Tigers ein. Dann hüpfte er mit einem weiteren Sprung neben das Hinterteil der Raubkatze, wo er ein großes Stück aus einer seiner Lenden herausbiss.
Däumling folgte Vorpals Beispiel und sprang auf den Tiger, um den Elf aus kurzer Entfernung anzugreifen. Innerhalb von Sekunden war Lavery von Schnitten und Hieben übersät. Däumling trug auch ein paar Beulen davon, doch der kleine Ritter war wie besessen. Nach einem beeindruckenden Wirbel von Sprüngen und Drehungen à la Yoda hätte Artie schwören können, dass Lavery einen Finger verloren hatte. Der Elf schrie auf, als Däumling ihm netterweise noch seinen langen roten Pferdeschwanz mit einem einzigen blitzschnellen Hieb abhackte.
Gleichzeitig attackierte Bedevere den Tiger mit kräftigen Schwertschwüngen von vorne. Während Vorpal Schrödingers Hinterbeine zerbiss, stieß Bedevere den Bidenhänder sauber durch die rechte Vorderpfote des Tiers.
Der Tiger brüllte im selben Moment los, in dem Laverys abgetrennter Pferdeschwanz neben Bedevere auf den Boden fiel.
Bedevere lächelte. Es war offensichtlich, dass er das Kämpfen liebte.
Doch er hatte sich zu früh gefreut, denn jetzt feuerte Lavery das Gewehr ab und traf Bedeveres Arm – der plötzlich ein ganzes Stück von Bedevere entfernt auf dem Boden lag.
Der verletzte Ritter schrie vor Schmerz. Das Geräusch riss Kays Aufmerksamkeit vom Wald fort, in dem ihre Mutter verschwunden war. Als sie den abgetrennten Arm sah, wäre sie fast umgekippt.
Nicht so Artie. Er sprang in großen Sätzen vor, um in den Kampf einzugreifen. Als er die Kämpfenden erreichte, rollte Lavery gerade von der verwundeten Raubkatze herunter, Däumling folgte ihm. Vorpal hielt weiterhin den Tiger in Schach, während Artie sich neben Däumling stellte, damit sie es gemeinsam mit Lavery aufnehmen konnten.
Lavery kämpfte hart. Er fügte Artie mehrere tiefe Schnittwunden zu, die aber sofort verheilten. Außerdem gelang es ihm, Artie so heftig in die Rippen zu schlagen, dass er fühlte, wie sie brachen. Aber auch die Brüche heilten auf der Stelle.
Trotzdem tat es verdammt weh.
Doch Artie und Däumling waren zu viel für Lavery. In einem erbitterten Handgemenge hatten sie den Elf schließlich zu Boden geworfen und entwaffnet. Der junge König stand über ihm; der kleine Mann stand am Kopf des Elfs und drückte die Klinge des walisischen Wakizashi eng an dessen Hals.
Artie atmete schwer und forderte: »Hexenelf, hol Cassie zurück!«
Laverys Augen waren geschlossen, er atmete schwer. »Ich habe sie nicht entführt.« Er schüttelte leicht den Kopf.
Däumling brüllte rasend vor Wut: »Lass mich dieses Ding töten, Majestät!«
Artie zog es ernsthaft in Erwägung. Doch etwas, das mit Cassie und Kay zu tun hatte – damit, dass er theoretisch vielleicht auch nur ein winziges bisschen mit dem Waldelf verwandt war –, brachte ihn von dieser Idee ab.
Er sah über die Schulter zu Kay, die sich um Bedevere kümmerte, und dann wieder zu Däumling.
»Nein. Es gibt schon genug Tote und Verletzte für einen Tag. Wir müssen Bedevere versorgen.«
Artie wandte sich seinem schwer verletzten Ritter zu. Er hoffte, dass seine Schwertscheide und seine Heilkräfte ihn wiederherstellen konnten, so wie er es auch bei der Wölfin geschafft hatte. Däumling hielt Lavery mit seinem Schwert in Schach.
Doch plötzlich hörten sie etwas, das überhaupt nicht gut klang.
Im selben Augenblick begann Lavery zu lachen, wobei er seine blutbesudelten Zähne zeigte.
»Was war das für ein Geräusch?«, wollte Artie von dem Elf wissen.
Der lachte nur noch heftiger. Däumling drückte ihm die Klinge leicht in den Hals. Doch
Weitere Kostenlose Bücher