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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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nicht mit auf den Weg geben. Wenn ihr zurückkommt, erwarte ich, dass ihr mir meine Freiheit bringt. Und falls ihr Qwon dann noch nicht dabei habt, könnt ihr sicher sein, dass ich alles tun werde, um euch bei der Suche nach ihr zu helfen.«
    Artie legte die Münze zu seinen Füßen auf den Boden und berührte sie leicht mit dem Knauf seines Schwerts. Er stellte sich die Stelle auf der Videospiel-Karte vor, die sich in sein Gedächtnis eingebrannt hatte und flüsterte: »Bring uns zum Font von Sylvan!«
    Das Tor öffnete sich wirbelnd und in blitzartiger Geschwindigkeit waren die Kingfishers und der alte Sir Däumling verschwunden, um einmal mehr in die Anderswelt zurückzukehren.

Kapitel 27
    IN DEM DAS TRIO IN TIBERIUS’ HÖHLE EINDRINGT
    Nachdem sie die Nebenwirkungen ihrer erneuten Reise mit dem Mondtor-Express abgeschüttelt hatten, fanden sich Artie und seine Ritter auf einem niedrigen moosigen Hügel neben einem malerischen Bächlein wieder. Die Wälder rundherum waren mindestens genauso dunkel wie die beim Serpent Mound , nur noch sehr viel unheimlicher.
    Die eng stehenden, hoch aufragenden Nadelbäume gaben nicht einen Fetzen des Himmels preis. Ihre gewaltigen Stämme vermittelten ihnen das Gefühl, nicht in einem Wald, sondern in einer Kathedrale zu stehen. Die Luft war nasskalt und es war vollkommen windstill. Zu ihrer Linken plätscherte der Bach sanft vor sich hin. Ab und zu flog eine Mücke surrend um sie herum – außer um Kay natürlich, die dank des Insekten abweisenden Zaubers von Cleomedes Schaft verschont blieb.
    »Oh Mann, Artie, die Wälder sind genauso unheimlich wie die in Avatar , oder?«, stellte Kay fest.
    »Ja«, bestätigte Artie.
    »Was ist Avatar ?«, fragte Däumling, der wieder auf seinen knappen Meter angewachsen war.
    »Ach, nichts. Ein Film«, antwortete Artie.
    »Ah«, bemerkte Däumling wenig interessiert, während er sein Schwert aus der Scheide zog und die Klinge überprüfte.
    »Hier müsste irgendwo eine Schlucht sein. Wir sollten stromaufwärts laufen«, schlug Artie vor.
    Sie gingen zum Bach und fanden sofort, wonach sie gesucht hatten.
    Die Bäume hatten einen riesigen Basaltbrocken in der Mitte des Bachs verdeckt. Er war etwa vier Meter fünfzig hoch und halb so breit und trennte das fließende Wasser. Er hatte genau die Form eines Eis und wurde durch kleinere Steine gehalten, die ein Nest um ihn herum bildeten. Auf ihm wuchs ein knorriger Baum mit goldenen Blättern, dessen Wurzeln den oberen Teil des Felsens mit einem Gewirr von langen, gewundenen Klauen überzogen. Das Wurzelwerk selbst beherbergte Moose, Flechten und kleine, robuste Blumen.
    »Wow, das ist wunderschön«, hauchte Kay.
    »Allerdings«, sagte Artie.
    »Das sieht fast so aus, als wäre es von einer riesigen Hand dort arrangiert worden«, meinte Däumling.
    »Oder von einer riesigen grünen Drachenklaue«, fügte Artie hinzu.
    »Ja, oder das«, sagte Kay ohne Begeisterung. Sie warfen sich ermutigende Blicke zu und gingen um den Fels herum.
    Dahinter öffnete sich in etwa hundert Metern Entfernung eine tiefe, imposante Schlucht.
    »Bingo«, sagte Artie, und sie machten sich auf den Weg.
    Die Felsen, aus denen die Wände der Schlucht bestanden, waren schroff und ineinander verkeilt. Ihre Kanten sahen messerscharf aus.
    Als sie zum Eingang der Schlucht gelangten, entdeckten sie einen Trampelpfad am rechten Ufer des Bachs. Artie übernahm die Führung, Kay und Däumling folgten.
    Der Bach, der an dem eiförmigen Felsen idyllisch vor sich hin geplätschert hatte, wurde hier reißend und laut. Die Luft in der Schlucht war kühler als im Wald und in der Gischt explodierten unzählige Tropfen des grimmig rauschenden Wassers.
    Schließlich erreichten sie einen Vorhang aus hohen Farnen. Artie ging hindurch, während Kay und Däumling eine Pause machten, um aus dem Bach zu trinken. Als er auf der anderen Seite angekommen war, rief Artie: »Leute, das müsst ihr euch ansehen.« Kay und Däumling schüttelten sich das eiskalte Wasser von den Händen und bahnten sich einen Weg durch die Pflanzen.
    Sogar Däumling, der viel über die Geheimnisse der Anderswelt wusste, traute seinen Augen kaum.
    In noch nicht einmal sechs Metern Entfernung machte die zerklüftete Schlucht eine Neunzig-Grad-Biegung nach rechts und ließ den Bach und den Pfad aus ihrem Blickfeld verschwinden. Kein natürlicher Wasserlauf hätte so eine scharfe Kurve gemacht. Doch noch unglaublicher war, dass in dieser Kurve ein tobender Wasserfall

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