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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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war … der nach oben fiel.
    Ein turbulenter Strudel drehte sich vor ihnen. Weißer Schaum entstand, wo das Wasser auf die Oberfläche traf. Doch statt von oben zu kommen, kam der Wasserfall von unten und fiel in rasender Geschwindigkeit durch und um die scharfe Biegung in der Schlucht herum.
    »Bei allen Bäumen!«, keuchte Däumling.
    Artie und Kay waren sprachlos.
    Sie gingen zu der Stelle, an der das Wasser ruhiger wurde. Hier endete der Pfad und wurde durch eine Reihe rostiger Eisensprossen und -ketten ersetzt, die in die Felswand geschlagen waren. Sie folgten der Schlucht hinunter und verschwanden hinter der Biegung.
    »Ich schätze, jetzt müssen wir wohl runter«, schrie Artie.
    Er kletterte auf die erste Sprosse. Das feuchte Metall war rutschig und wurde, der dünnen Schicht aus Schlamm und Algen nach zu urteilen, nicht sehr häufig benutzt. Vorsichtig kletterte Artie weiter. Kay und Däumling folgten ihm.
    Sie stiegen etwa sechs Meter abwärts und blieben auf einem sehr schmalen Felsvorsprung kurz vor der Kurve stehen. Artie presste sich mit dem Rücken an die Felswand und rutschte ein wenig an ihr entlang nach rechts, um seinen Rittern Platz zu machen. Kay und Däumling kamen heruntergeklettert und einen Moment standen sie keuchend und schwitzend Schulter an Schulter (wobei Däumlings Schulter natürlich nur bis zu Kays Oberschenkeln reichte). Der Vorsprung war so schmal, dass Kays und Arties Zehen leicht über den Rand des Abgrunds hinausragten.
    Über das Rauschen des Wassers hinweg schrie Däumling: »Warum in Teufels Namen haben wir kein Seil mitgenommen? Wir sollten uns aneinanderbinden!«
    Er hatte recht. Wenn sie kluge, verantwortungsbewusste Ritter gewesen wären, hätten sie mit Sicherheit ein langes, starkes Seil dabeigehabt. Doch das hatten sie nicht. Artie schwor sich, diesen Fehler nicht noch mal zu machen.
    Er schob sich zur Biegung und warf einen kurzen Blick um die Ecke.
    Die Szenerie weiter unten war noch irrsinniger. Der Bach reichte weitere schwindelerregende fünfzehn Meter in die Tiefe, wobei das Wasser immer noch in die falsche und eigentlich unmögliche Richtung floss. Ganz unten machte es eine sanfte Biegung nach rechts und floss dann etwa dreißig Meter weiter, bevor es in einer riesigen Höhle verschwand und die Schlucht in einer Sackgasse endete. Artie konnte nicht richtig in die Höhle hineinsehen, erkannte aber ein mattes orangefarbenes Licht, das darin leuchtete.
    Er drehte sich zu Kay und Däumling um und schrie: »Also, es sieht so aus, als wären wir auf der richtigen Spur.«
    »Hört sich gut an!«, brüllte Kay zurück.
    Artie lugte noch einmal um die Ecke und hielt nach weiteren Sprossen und Ketten Ausschau. Tatsächlich führten sie bis nach unten zur Talsohle.
    Das Problem war nur, dass die nächste Sprosse etwa drei Meter weit weg war.
    Er wusste nicht, was er tun sollte.
    Er drehte sich zu seinen Rittern um und verkündete ihnen die schlechte Nachricht. Sie überlegten, zu den Sprossen zu springen, ein behelfsmäßiges Seil aus ihren nassen Kleidern zusammenzubinden oder sich an den Felsen bis dorthin zu hangeln. Doch letzten Endes schlossen sie alle drei Möglichkeiten aus.
    Ein paar Minuten lang standen sie da, ohne ein Wort zu wechseln. In dieser kalten, feuchten Umgebung fühlten sie sich ziemlich lausig.
    Dann rief Kay: »Mann, sind wir blöd! Die Schwerter!«
    »Was ist mit ihnen, Sir Kay?«, fragte Däumling.
    »Excalibur und Cleomedes! Sie schneiden doch alles durch! Wir stecken sie einfach in die Felswand und hangeln uns an ihnen entlang, wie an einem Klettergerüst. Der Letzte zieht sie heraus und wir klettern auf den Sprossen weiter nach unten!«
    Alle fanden die Idee großartig. Ein weiteres Mal spähte Artie um die Ecke und befand, dass die nächstgelegene Sprosse über ihre zwei Schwerter gut zu erreichen war.
    Sie änderten ihre Positionen auf dem Felsvorsprung: Däumling und Kay tauschten die Plätze, indem sie noch einmal ein kleines Stück nach oben kletterten, sich aneinander vorbeiquetschten und wieder herunterkamen. Artie zog Excalibur, drehte es um und hielt es mit der Spitze nach unten. Er ging zum Ende des schmalen Vorsprungs, holte einmal tief Luft und lehnte sich dann so weit rüber, wie er konnte. Däumling hielt sein Bein fest, um ihm Halt zu geben.
    Artie streckte den Arm aus und drehte seinen Körper zur Seite, wobei er Däumlings Griff sehr beanspruchte. Es kostete ihn ein wenig Anstrengung, und es flogen viele Funken an der

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