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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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Eintrittsstelle. Doch dafür, dass es sich um eine massive Felswand handelte, glitt Excalibur leicht hinein. Bevor Artie das Schwert losließ, befahl er ihm, fest stecken zu bleiben. Er drückte mit den Fingerspitzen dagegen – es hielt.
    Er rief: »Okay. Das Nächste!«
    Kay reichte ihm Cleomedes.
    Der nächste Schritt würde sehr schwierig werden, das war ihnen allen klar. Artie machte seinen Kopf frei, und Kay befahl ihrem Körper, dem Bruder zu helfen.
    Artie atmete dreimal kurz ein.
    »Los geht’s! Eins! Zwei! Drei!«
    Mit einer Hand griff er nach Excalibur, drehte sich und fiel. Das war so ziemlich das Schockierendste, was Kay je gesehen hatte.
    Artie schwang sich um die Ecke, und als er auf der anderen Seite war, stoppte er seinen Schwung mit dem linken Unterarm und der ganzen Länge von Cleomedes. Trotzdem schrabbte er mit dem Gesicht über die Felswand. Doch sein Griff war fest. Kay ballte ihrerseits ganz fest die Fäuste, das konnte Artie fühlen. Auch Excalibur half ihm, sich festzuhalten und drängte ihn, weiterzumachen.
    Artie spreizte die baumelnden Beine und stützte sich mit ihnen am Felsen ab. Dann nahm er Cleomedes, und mit so viel Schwung, wie er konnte, rammte er es in den Fels. Ein prickelnder, magischer Energiestrom verlief von Excalibur durch Arties Arme und Brustkorb zu Cleomedes.
    Sobald Cleomedes fest im Fels verankert war, ließ Artie Excalibur los und umklammerte mit beiden Händen Cleomedes’ Griff. Er löste seine linke Hand und streckte sie nach der Eisensprosse aus. Sie war knapp außer Reichweite.
    Er umfasste mit beiden Händen das Schwert und begann zu schaukeln, wobei er ein wenig mit den Außenkanten seiner Füße an der Felswand entlanglief. Dann streckte er die linke Hand weit aus und diesmal bekam er die feuchte Eisenstange zu packen.
    Er ließ sich noch einmal fallen, griff auch mit der zweiten Hand nach der Sprosse und fand mit den Füßen auf der darunterliegenden Sprosse Halt.
    Er hatte es geschafft. Noch nie hatte Artie sich so lebendig gefühlt. Er kletterte ein Stück weiter nach unten, um den anderen Platz zu machen.
    Als Nächster war Däumling dran. Er machte ein paar akrobatische Bewegungen, die ihm ganz sicher eine Medaille bei den Olympischen Spielen für Ritter eingebracht hätten. Mit lockerem und starkem Schwung landete er über Arties Kopf. Seinen kleinen, uralten Ritter so behände zu sehen entspannte Arties Nerven.
    Doch dann war natürlich noch Kay dran. Sie musste es nicht nur rüberschaffen, sondern auch die Schwerter aus dem Felsen ziehen.
    Kay spähte um die Ecke. Als sie sah, was ihr bevorstand, weiteten sich ihre Augen vor Angst.
    Artie war nicht gerade begeistert von ihrem Gesichtsausdruck. »Es wird schon gehen, Schwesterchen, komm einfach rüber!« Er schickte ihr die konzentrierte Kraft all seiner Muskeln und Sehnen, so wie sie es für ihn getan hatte.
    Kay sah ihn zweifelnd an. Dann verschwand ihr Gesicht wieder hinter dem Felsen.
    Plötzlich kam ihr Arm um die Ecke und griff nach Excalibur. Sie umklammerte den Griff fest. Artie ballte die Fäuste und fühlte, wie sie mit ihrem Körper zählte: Eins! Zwei! Drei!
    Kay schwang sich um die Ecke, knallte gegen den Felsen und schrie auf. Sie hatte die Augen zugekniffen. Schnell fasste sie mit der anderen Hand ebenfalls nach Excalibur und hielt sich fest.
    Sie öffnete die Augen und sah zu ihrem Bruder hinunter. »Das gefällt mir gar nicht, Artie!«
    »Keine Angst!«, rief Artie ermutigend. »Wenn ich es geschafft habe, kannst du es erst recht!« Das stimmte doch wohl, oder? Schließlich war Kay doch immer alles gelungen, was sie tat.
    Däumling brüllte: »Sieh nur nicht nach unten!«
    Was Kay natürlich erst recht zu einem Blick in die Tiefe verleitete.
    Artie spürte, wie sich ihr Körper verkrampfte. Sie war kurz davor, in Schockstarre zu fallen.
    »Kay! Sieh mich an!«, befahl Artie und sie gehorchte. »Du bist verdammt noch mal Kay Kingfisher! Du denkst nicht – du handelst! Jetzt beweg dich!«
    Ihr Bruder hatte absolut recht. Sie war verdammt noch mal Kay Kingfisher!
    Sie festigte ihren Griff. Dann ließ sie mit der linken Hand los. Sie war verdammt noch mal Kay Kingfisher. Sie streckte den Arm aus und griff nach Cleomedes. Dann schwang sie zwischen beiden Schwertern hin und her. Als sie am dichtesten an Excalibur dran war, wechselte sie den Griff am Schwert ihres Bruders von Unter- zu Obergriff. Das war ein kluger Schachzug. Sie verlagerte ihr Gewicht, um sich so gerade wie möglich unter

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