Der unsterbliche Highlander
wieder begonnen, und obwohl Gabby viel für ihr Studium tun musste, behielt sie den Job bei Little & Staller bei und legte ihre Arbeitsstunden um die Vorlesungen und Seminare herum, um nur keine Zeit zum Nachdenken zu haben.
Irgendwann spätabends machte sie auf dem Heimweg noch einen Abstecher zu Starbucks und holte sich besagten geeisten Kaffee, ehe sie zu ihrem glänzenden BMW auf dem bewachten Parkplatz ging, den sie sich mit ihrem Fluchtgeld leistete.
Sie setzte sich hinter das Steuer und ignorierte den schwachen Hauch von Jasmin und Sandelholz, der noch immer an den Ledersitzen haftete.
Ursprünglich wollte sie das Auto verkaufen, um alle Erinnerungen an Adam auszuradieren - das Porzellan und Kristall, das er auf ihrem Esszimmertisch zurückgelassen hatte, sein T-Shirt und all seine Geschenke hatte sie bereits zusammengepackt und in einer Truhe auf dem Dachboden verstaut.
Aber unglücklicherweise brauchte sie einen fahrbaren Untersatz, und sie brachte die Energie, den BMW zu verkaufen und sich einen anderen Wagen zuzulegen, einfach nicht auf.
Ihr fehlte auch die Kraft, auf die siebzehn Nachrichten zu reagieren, die Gwen und Chloe in der letzten Woche auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen hatten.
Wie es schien, genügte ihnen der knappe Brief, den sie ihnen ein paar Tage nach ihrer Rückkehr geschrieben hatte, nicht. Er war wirklich kurz und bündig gewesen: Gwen, Chloe, die Dinge haben sich nicht so entwickelt, wie ich es gehofft hatte. Aber ich bin okay, nur sehr beschäftigt. Ich melde mich irgendwann. Gabby.
Sie wusste, was die beiden wollten: Antworten. Sie wollten wissen, was aus Darroc und Adam geworden war. Aber Gabby hatte selbst keine Antworten auf diese Fragen.
Sie hatte ihr Happy End nicht bekommen, und sie brachte es schlichtweg nicht über sich, mit diesen vor Glück strahlenden Frauen über ihr eigenes Elend zu sprechen. Gwen und Chloe hatten all das, was sie sich auch wünschte: hingebungsvolle Ehemänner, wunderschöne Kinder, ein Leben voller Liebe und Frohsinn.
Und sie erkundigten sich auch ganz bestimmt nach ihrem Befinden, wenn sie miteinander telefonierten, und ließen keine Ausflüchte zu. Gwens Mitgefühl oder Chloes Freundlichkeit würden sie aus der Fassung bringen. Sie wusste, dass sie an dem Tag, an dem sie ihre Anrufe erwiderte, zusammenbrechen würde.
Deshalb rief sie nicht zurück. Nicht zusammenbrechen. Nicht den mühsam erstellten Tagesablauf durcheinander bringen.
Und falls die beiden tatsächlich unangemeldet bei Gabby zu Hause auftauchten, wie sie es gestern Abend angedroht hatten, dann ... nun, damit konnte sie sich beschäftigen, wenn es so weit war.
Zehn Minuten später blieb Gabby in der Gasse hinter ihrem Haus stehen. Mit einem tiefen Seufzer schlang sie den Riemen ihrer Handtasche über die Schulter, nahm ihren Aktenkoffer, ihre Sporttasche und einen Stapel Schnellhefter, die nicht mehr in den Aktenkoffer gepasst hatten - sie brauchte jede Menge Arbeit, um das Wochenende heil zu überstehen. Zum Schluss stellte sie den Kaffeebecher auf den Stapel und klemmte ihn sich fest unters Kinn, um das wacklige Gebilde einigermaßen stabil zu halten.
Sie schaffte es bis ins Wohnzimmer, bevor alles ins Wanken geriet. Akten flogen durch die Gegend, der Aktenkoffer polterte auf den Boden, der Kaffeebecher schnellte zur Seite, prallte von ein paar Büchern und Zeitschriften ab, die am Tischende neben dem Sofa lagen, und im Nu war alles in Kaffee getränkt.
Fluchend sammelte sie die feuchten, fleckigen Akten ein.
Und in diesem Augenblick sah sie es.
Seit dem Tag ihrer Rückkehr aus Schottland hatte sie die Bibliothek nicht mehr betreten, weil sie nicht in der Verfassung gewesen war, auch nur einen einzigen Blick auf die Bücher über die Feenwesen zu werfen. Deshalb war ihr auch nicht aufgefallen, dass das Buch über den Sin Siriche Du nicht bei den anderen Bänden lag, sondern hier auf dem Tisch neben dem Sofa.
Mitten in einer Kaffeepfütze.
Es war bestimmt total ruiniert!
Gabby stürzte sich regelrecht darauf, rettete es aus der dunklen Lache und schlug damit aufs Sofa ein, damit der Kaffee nicht in die Seiten drang. Was sie damit dem geblümten Sofabezug antat, war ihr gleichgültig.
Dann blätterte sie durch die Seiten, um zu sehen, wie groß der Schaden war.
Und wie es das Schicksal - das sich, wie Gabby allmählich ernsthaft glaubte, in der Maske von harmlosen Kaffeebechern bemerkbar machte - wollte, klappte das schmale Buch auf einer Seite auf, die früher
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