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Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Ritter
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führen zu können. Und genau das machte ihr die Entscheidung so ungeheuer schwer.
    »Ach Vater«, entgegnete sie müde und Resignation schwang in ihren Worten mit. »Ich halte das für den falschen Weg, außerdem verstehe ich ohnehin nicht, aus welchem Grund du unbedingt fort möchtest. Deine Geschäfte laufen doch gut. Zudem weißt du genau, wie gefährlich es außerhalb Borams ist.« Sie dachte an Nebel und ein Schauder lief über ihren Rücken.
    »Es ist nicht gefährlich, wenn man auf der Straße nach Westen bleibt. Kein Dunkler kann die Sicheren Wege betreten.«
    »Die Straße, ja«, entgegnete Linan und starrte weiterhin ins Feuer. »Aber es gibt Gerüchte, dass auch sie nicht vollkommen sicher ist. Es soll Übergriffe gegeben haben, erzählt man sich. Händlerkarawanen, die ohne jede Spur verschwunden sind.«
    »Das ist Unsinn!«, widersprach Czenon seiner Tochter. »Du solltest nicht alles glauben, was die Leute erzählen.«
    »Wirklich nicht?«, fragte Linan zurück und der Zweifel war ihren Worten deutlich anzuhören.
    Czenon schüttelte heftig den Kopf. Natürlich wusste auch er, welche Gefahren außerhalb Borams auf sie warteten, doch er wusste auch von Dingen, von denen Linan keine Kenntnis hatte. Und diese Dinge, von denen er nicht sprechen durfte, würden ihnen helfen können.
    »Wohin willst du überhaupt?«, fragte Linan weiter und plötzlich bohrte sich ihr Blick in den ihres Vaters. »Ternam ist der nächste Ort, an den die Straße führt, aber dort ist es doch auch nicht anders als hier, das hast du selber gesagt.«
    »Ich will nicht nach Ternam, Linan.«
    »Aber wohin denn dann? Welcher Ort könnte so viel anders sein als Boram?«
    »Mein Ziel ist Desgard.«
    »Desgard?« Linan starrte ihren Vater überrascht an. »Du willst … du willst in die Hauptstadt?«
    Linan war von der Eröffnung ihres Vaters überrumpelt und in ihren Augen glänzte es. Die Hauptstadt war so etwas wie eine Legende, von der man hörte, aber die für die meisten immer ein Traum blieb, den man irgendwann voller Trauer aufgab. Sie musste gigantisch groß sein mit Gebäuden, die weit hinauf in den Himmel ragten. So jedenfalls erzählte man. Der Serapis , der im Mittelpunkt der Stadt stand, sollte von geradezu unglaublicher Größe und Höhe sein.
    »Ja, du hast richtig gehört: ich will in die Hauptstadt. Was sollte ich auch in Ternam wollen.«
    Czenon ließ seine Worte eine Weile wirken, denn ihm war klar, dass er Linan gegenüber seinen größten Trumpf ausgespielt hatte.
    »Dort gibt es Möglichkeiten«, fuhr er schließlich fort, »die wir hier in Boram nicht haben. Ich denke, es würde dir dort gefallen. Du wirst eine Bibliothek vorfinden, die größer ist als du es dir vorstellen kannst. Tausende von Menschen, riesige Märkte mit allem, was das Herz begehrt.«
    »Aber … aber Desgard ist sehr weit entfernt! So viele Meilen ...«
    Czenon lächelte schwach. »Ich kenne den Weg, Linan, ich war schon einmal dort. Ich will dir nicht widersprechen, es ist ein beschwerlicher und sicher nicht ganz ungefährlicher Weg, aber er ist zu schaffen, das weiß ich. Und ich verspreche dir, dass dir nichts geschehen wird!«
    Linan betrachtete ihren Vater nachdenklich, noch immer war der Glanz in ihren Augen nicht vergangen. Sie wusste, dass seine Reisen ihn früher viel im Reich umher geführt hatten, doch von Desgard, ausgerechnet von Desgard hatte er noch nie gesprochen.
    »Hast du dort Handel getrieben?«
    Ihr Vater nickte.
    »Natürlich würde ich gerne in die Hauptstadt, Vater, wer wollte das nicht.« Sie zögerte kurz, bevor sie leise weitersprach: »Gibt es dort wirklich … Drachen?«
    Es schien, als hätte sie Angst, das Wort auszusprechen, und Czenon verstand ihre Sorge nur allzu gut. Drachen! Diese fast mythischen Wesen, um die sich mehr Legenden und Gerüchte rankten als um alles andere. Wer sie einmal zu Gesicht bekommen hatte, konnte sie nie mehr vergessen.
    »Die Drachen gehören den Göttern, und von Zeit zu Zeit kann man sie am Himmel jagen sehen.« Czenons Stimme war vorsichtig, so als könnte er zu viel erzählen. »Zumindest gab es welche, als ich dort war. Vor langer, langer Zeit. Ich habe die Götter auf ihnen reiten gesehen, ihre Schwingen bedeckten den Himmel wie mächtige Sturmwolken.«
    Linans Augen glänzten und die Flammen des Kaminfeuers schienen von ihnen aufgesogen zu werden. »Ich … ich würde auch gerne eines Tages einen Drachen sehen.«
    »Dann komm mit mir nach Desgard!«, bat Czenon eindringlich.

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