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Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Ritter
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kümmern eher die Gedanken Chrenars.«
    »Du denkst, er verfolgt eigene Ziele?« Hendrans Gesicht drückte den Zweifel aus, der auch in seinen Worten lag.
    »Chrenar verfolgt immer eigene Ziele, das solltest du inzwischen wissen!«
    Er gab sich einen Ruck. So fähig Hendran auch als Wächter war, so wenig war er in der Lage, über die Belange der Wächter hinaus zu denken. Ihm fehlte dafür schlicht die Vorstellungskraft. »Wenn der Fremde, der angeblich gesehen worden sein soll, gefunden werden sollte – dann will ich ihn zuerst sprechen!«
    Hendrans Augen verengten sich. »Der Hohepriester will ihn aber sofort ...«
    »Ich weiß was der Hohepriester will!«, unterbrach ihn Orcard scharf. Dann fügte er versöhnlicher hinzu: »Dennoch will ich ihn zuerst sehen. Es ist meine Verantwortung als oberster Wächter Borams.«
    »Verzeiht, aber ist das wirklich klug?«, mischte sich da Kestos ein, der aufmerksam aber stumm zugehört hatte. »Chrenar steht als Hohepriester über Euch, und seiner Anordnung nicht zu folgen ...«
    Er beendete den Satz nicht, aber auch so wusste Orcard, was er sagen wollte. »Ich benötige keine Belehrung über die Rangordnung in Boram, Kestos!«, antwortete Orcard scharf. »Chrenar wird den Fremden erhalten – nachdem ich mit ihm gesprochen habe! Insofern wird Chrenar erhalten, was er wünscht.«
    Kestos nickte mit ausdruckslosem Gesicht. »Wie Ihr befehlt, Orcard. Es ist Eure Entscheidung, und Eure Verantwortung.«
    Ausnahmsweise teilte Hendran die Meinung Kestos', doch sie wussten beide, dass es keinen Zweck mehr hatte, Orcard umzustimmen, daher verbeugten sie sich und verließen den Arbeitsraum Orcards, der ihnen nachdenklich hinterherschaute.
    Er war sich bewusst, dass Hendran nicht gefiel, was er ihm aufgetragen hatte, aber das war ihm gleichgültig. Er wollte und musste wissen, was es mit diesem merkwürdigen Fremden auf sich hatte. Noch war er nicht restlos davon überzeugt, dass es ihn tatsächlich gab, aber die Anzeichen dafür verdichteten sich mehr und mehr.
    Irgendetwas war in Gang geraten, das spürte er instinktiv. Und er hatte nicht den Eindruck, dass es etwas Gutes war. Und genau aus diesem Grund wollte er zuerst mit dem Fremden sprechen, denn wenn die Priester ihn erst einmal im Serapis hatten, würde er vielleicht für immer verschwinden. Und dann würde er, Orcard, nie erfahren, was hinter all dem steckte. Und mit Chrenar würde er schon fertig werden, das war er bislang noch immer.
     
    ***
     
    Der Fremde beobachtete, wie die Gruppe der Wächter in die Schenke stürmte und im Inneren verschwand, offenbar waren sie gezielt auf der Suche nach ihm.
    Ein schwaches Lächeln überzog sein Gesicht als er daran dachte, dass die Männer nur ein verlassenes Zimmer vorfinden würden. Es würde den Priestern ganz sicher nicht gefallen, wenn die Wächter erneut mit leeren Händen zurückkehrten, denn es gab nichts in seinem Zimmer, das auch nur den kleinsten Hinweis darauf zuließ, wer er in Wirklichkeit war.
    An der Ecke eines Hauses wartete er geduldig, bis die Wächter nach einer Weile wieder aus der Schenke heraus kamen; der Misserfolg ihrer Suche war ihnen anzusehen, ein Zeichen, dass er mit seiner Einschätzung richtig gelegen hatte.
    Frerin, der Besitzer der Schenke trat ebenfalls ins Freie und schaute den Männern nach, die in der Menge verschwanden. Achselzuckend kehrte er wieder zurück ins Innere seiner Schenke.
    Er selber wartete noch ein paar Augenblicke, dann ging er geradewegs zurück zur Schenke. Im Inneren begegnete er als erstem Frerin, der ihn entgeistert anstarrte.
    »Hast du mich gesucht?«, fragte er den Wirt, der große Mühe hatte, seine Aufregung zu verbergen. »Oder sucht vielleicht sonst jemand mich?«
    Frerin, der zunächst hatte widersprechen wollen, bemerkte die offene Ironie in den Worten und nickte nach kurzem Zögern. »Du hast Recht, es gibt tatsächlich jemanden, der sich gerne mit dir ... unterhalten würde.«
    »So», antwortete er und fixierte den Wirt. »Und warum sollte dieser Jemand das wollen?«
    Frerin lächelte falsch. »Ach, das ist ganz üblich in Boram. Jeder, der neu hier ist, ist natürlich von einem gewissen Interesse.«
    Der Fremde lächelte zurück, dann packte er Frerin mit einer unglaublich schnellen Bewegung und zog ihn mit sich in den Gang, der hinauf zu seinem Zimmer führte. Noch ehe der Wirt Atem holen konnte, wurde er gegen die Wand gestoßen und das Gesicht des Fremden näherte sich dem seinen, bis beide sich fast

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