Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)
das Land. Schreie voller Verzweiflung und der Verheißung des Schicksals aller, wenn die Götter ihren Schutz zurückziehen sollten.
Am Schlimmsten jedoch wurde der Anführer der Pelendariis gestraft, auch wenn sein Schicksal im Dunkeln liegt und allein den Göttern bekannt ist. Arachnaar selbst nahm ihn gefangen und entschied über seine Strafe.
Seit jener Zeit des Aufruhrs herrscht Frieden im Reich und der Schutz der Neuen Götter wird ewig währen, solange die Menschen den Glauben bewahren. Nur der Glaube kann sicherstellen, dass nicht die Dunklen die Herrschaft an sich reißen und alles zerstören.
Seit jener Zeit wachen die Priester und Wächter darüber, dass die Götterfrevler nicht zurückkehren und endgültig das Verderben über die Menschen bringen.
Linan schaute auf und erinnerte sich nur zu gut an die Geschichten, die sie von den Pelendariis gehört hatte. Sie hatten schlimme Dinge über die Götter erzählt, Dinge, die einfach nicht wahr sein konnten, aber das Schlimmste und Unverzeihlichste war gewesen, dass sie ein Bündnis mit den drakesh , den Dunklen, geschlossen hatten, um die Götter zu stürzen. Doch sie waren ihrer Strafe nicht entkommen, denn die Rache der Götter war furchtbar gewesen. Sie hatten sie im ganzen Reich jagen lassen und alle zur Strecke gebracht, als Mahnmal für jeden, der vielleicht ähnliche Gedanken haben mochte.
Das alles war lange vor ihrer Geburt geschehen. Sie schüttelte sich. Und jetzt sollte ausgerechnet ihr Vater, ihr eigener Vater ein Pelendar sein? Es war unmöglich, denn alle Pelendariis waren tot, gerichtet von den Göttern selber, und doch wusste sie, dass ihr Vater die Wahrheit gesagt hatte. Aber wie hatte er sich verbergen und überleben können?
Sie selber liebte die Götter nicht, keiner tat das, aber sie akzeptierte wie alle anderen, dass ihr Leben von ihnen bestimmt und gelenkt, aber auch beschützt wurde. Daran zu rütteln bedeutete, an den Fundamenten der Welt zu rühren, und das war das Schlimmste, was jemand tun konnte.
Linan ließ sich zurücksinken und dachte über die Vergangenheit nach; ihr Vater hatte immer das getan, was nötig war, hatte niemals schlecht über die Götter gesprochen oder gar gegen sie aufgewiegelt. Allerdings, das musste sie zugeben, hatte sein Gesichtsausdruck oft nicht zu dem gepasst, was seine Lippen sagten. Und dann erinnerte sie sich plötzlich an die Absicht ihres Vaters, Boram verlassen zu wollen.
Es war wie ein Blitz, der in sie hineinfuhr. Ein Blitz der Erkenntnis, was der wahre Grund für diese Absicht war. Es war nicht ausschließlich die Sorge um sie, die Sorge, dass die Priester sie eines Tages holen würden. Nein, es ging ihm darum, dass er Angst hatte, als Pelendar entlarvt zu werden. Und diese Angst musste mit dem Fremden zusammenhängen, der ihren Vater so sehr verstört hatte.
Auch wenn ihr Vater seinen Wunsch, Boram zu verlassen, schon früher geäußert hatte, so musste es doch einen Zusammenhang mit dem so plötzlich aufgetauchten Fremden geben. War der Fremde etwa auch ein Götterfrevler? Hatte auch er im Verborgenen gelebt und brauchte jetzt aus irgendeinem Grund die Hilfe ihres Vaters? Ja, das erschien sinnvoll und erklärte, warum ihr Vater so verstört gewesen war, als der Fremde auftauchte.
Linans Augen verengten sich. Mit einem Male wusste sie, was zu tun war. Mit grimmiger Zufriedenheit zog sie sich aus und legte sich ins Bett. Dann machte sie sich daran nachzudenken, wie sie es am besten anstellen würde.
***
Stumm betrachtete Chrenar die Männer, die von mehreren Wächtern umringt in der Vorhalle des Serapis standen und sich mit sorgenvollen Augen umblickten. Sie spürten die Gefahr, die über ihnen hing, wagten aber nicht zu fragen. Jeder, auch die Händler, hatte Angst vor den allmächtigen Priestern.
»Es sind alles Händler, Hohepriester. Männer, die nicht zum ersten Mal hier sind«, sagte der Anführer der Wächter, die die Männer in den Serapis gebracht hatten.
»Das sehe ich«, entgegnete Chrenar nach einer eindringlichen Musterung der Männer. »Und das sind wirklich alle?« Enttäuschung schwang in seinen Worten mit, denn das war kaum das, was Thuraan erwartete.
»Nein, es gibt Hinweise auf einen weiteren Fremden, den wir jedoch bislang nicht aufgreifen konnten.«
»Einen weiteren Fremden?«, horchte Chrenar auf und sein Blick fesselte den Sprecher der Wächter.
»Er soll sich in der Schenke eines gewissen Frerins aufhalten. Der Wirt glaubt nicht, dass der
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