Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan M. Ritter
Vom Netzwerk:
wollte er wieder zurückhaben – je früher desto besser.
     
    ***
     
    Orcard schritt die Balustrade der Wehrmauer entlang und grüßte jeden einzelnen der Wächter, die seinen Weg säumten. Er wusste, wie eintönig dieser Dienst war, denn nie geschah etwas, das der Erwähnung wert gewesen wäre. Doch er musste sich in Gedanken korrigieren: der Angriff der Dunklen vor wenigen Tagen hatte ihrer aller Leben auf den Kopf gestellt, hatte es ihnen doch auf entsetzliche Weise deutlich gemacht, was außerhalb der Mauern wirklich lauerte.
    Er wusste, dass viele Wächter nicht mehr wirklich an die Dunklen geglaubt hatten, doch inzwischen war alles anders. Er konnte es in den Gesichtern der Männer lesen, sie alle waren von Furcht und der Frage gezeichnet, ob sich der Angriff vielleicht wiederholen könnte.
    Er hatte keine wirkliche Antwort darauf, doch er glaubte es nicht. Es war eine Strafaktion gewesen, dafür, dass Thuraan nicht mit den Menschen Borams zufrieden war. Doch jetzt würde niemand mehr die Opfer für Thuraan in Frage stellen. Niemand.
    Er blieb stehen und schaute hinaus in die beginnende Dunkelheit. Wie er diesen ewigen Nebel hasste! Ihn und das, was er vor seinen Augen verbarg. Und der Nebel schien ihn zu verhöhnen, wallte an den Mauern nach oben und stoppte erst kurz vor der oberen Kante, fast in Reichweite einer ausgestreckten Hand. Doch er wäre niemals auf die Idee gekommen, seine eigene Hand in den Nebel hinein zu stecken, obwohl er sich manchmal wünschte, einfach hinaus zu laufen und sich dem zu stellen, was sich unsichtbar im Nebel verbarg.
    »Herr!«, unterbrach ihn die Stimme eines Wächters in seinen düsteren Gedanken. »Darf ich Euch etwas fragen?«
    Orcards wandte den Blick fort vom Nebel und betrachtete den Wächter, der noch sehr jung war. Er musste kurz überlegen, dann fiel ihm sein Name ein. Brun, der Schnelle wurde er genannt, weil er ein äußerst flinker Läufer war und sich als nützlich erwiesen hatte, Nachrichten zwischen den Abwehrtürmen zu überbringen. Doch jetzt wirkte er alles andere als schnell, stattdessen verunsichert und besorgt.
    »Was willst du wissen?«
    »Die drakesh , die Dunklen – was sind sie wirklich? Ich meine, ich weiß natürlich, was man sich von ihnen erzählt. Aber ...«
    »Aber du denkst, dass das nicht die ganze Wahrheit ist«, vollendete er den Satz des Wächters.
    Orcard drehte sich wieder zum Nebel. »Ich verstehe deine Neugier, aber deine Frage können wohl nur die Priester beantworten.« Und vielleicht nicht einmal sie, fügte er in Gedanken hinzu.
    »Es gibt viele Geschichten dazu«, sprach der junge Wächter weiter, »aber keine Bilder, die zeigen könnten, wie sie aussehen.«
    »Ist das denn notwendig? Ist es so wichtig zu sehen, was einen tötet? Denn in dem Augenblick, in dem du sie zu Gesicht bekommst, ist dein Tod unausweichlich.« Orcard taten seine Worte in dem Augenblick Leid, da er sie gesprochen hatte.
    Brun schüttelte langsam den Kopf. »Ich dachte nur, Ihr hättet vielleicht ...«
    »Nein!« Orcards Stimme war jetzt sanfter. »Nein, ich habe nie einen Dunklen direkt gesehen. Und ich bin mir sicher, dass sie nie wieder Boram angreifen werden.«
    »Thuraan schützt uns.«
    »Ja«, bestätigte Orcard. »Thuraan schützt uns – und unsere Schwerter schützen uns ebenfalls!« Er klopfte auf die Waffe, die an seinem Gürtel hing. »Unterschätze niemals den Wert einer guten Klinge!«
    Der Wächter nickte, als hätten ihn Orcards Worte beruhigt. Aber natürlich war das nicht so, das wusste auch Orcard. Er selber gab nichts auf seine Waffe, sollte er jemals einem Dunklen begegnen, doch die Männer, besonders die jungen, brauchten etwas, an dem sie sich festhalten konnten. Und da war ein Stück Metall genau so gut wie der Glaube, fand er. Vielleicht sogar besser.
    »Der Angriff der Dunklen hat gezeigt«, fuhr er nach einer Weile fort, während derer er zusammen mit dem jungen Wächter in stummer Betrachtung des Nebels dagestanden hatte, »wie wichtig unser Dienst ist. Das solltest du niemals vergessen, denn das ist es, was uns Wächter und unsere Bestimmung ausmacht!«
    »Manchmal frage ich mich«, sagte Brun mit unsicherer Stimme, »wie es wohl wäre, wenn es keine Dunklen geben würde. Wenn wir auch außerhalb der Städte und der Sicheren Wege leben könnten.«
    Orcard lächelte, denn diese Fragen hatte auch er sich schon tausendfach gestellt. »Das ist eine schöne Vorstellung, aber leider ist die Welt so wie sie ist. Und wir alle tun gut

Weitere Kostenlose Bücher