Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)
dass ich eine andere Aufgabe habe.«
»Aber so wird Linan sterben!« Die Wut in Czenons Stimme ließ den Raum erbeben. »Und du hast selber gesagt, dass du Thuraan töten willst! Das waren deine Worte!«
»Ja, das habe ich gesagt«, antwortete er mit schwerer Stimme. »Und das will ich immer noch. Aber dazu benötige ich das, was du mir nicht geben willst.«
»Ich kann es dir nicht geben! Du würdest es nicht kontrollieren können und uns damit alle umbringen! Versteh das doch endlich! Du selbst hast mir einmal gesagt, dass es nicht für Menschenhände gemacht ist.«
»Dann, fürchte ich, kann ich nichts für deine Tochter tun, alter Mann.«
Czenon richtete sich auf und taumelte von ihm weg aus dem Zimmer hinaus in den Vorraum. Der Fremde folgte ihm.
Draußen richtete Czenon den Blick flehentlich auf ihn. »Bitte, du musst ihr helfen! Sie ist meine Tochter, meine Tochter. Wenn dir die Vergangenheit auch nur irgendetwas bedeutet, dann hilf ihr!»
Doch das Gesicht des Fremden blieb hart und unbewegt. »Gib mir das Beryllyion , nur das zählt jetzt noch! Wenigstens kann ich dann versuchen sie zu rächen.«
Czenons Gesicht wurde übergangslos genauso hart und kalt wie das des Fremden und seine Augen fixierten ihn voller Verachtung.
»Zu rächen? Du sprichst, als wäre sie bereits tot!«
Der Fremde presste die Lippen aufeinander, entgegnete aber nichts.
»Ich verachte dich, du bist längst kein Mensch mehr!«, schrie Czenon. »Früher hättest du noch so etwas wie Mitgefühl besessen und versucht zu helfen. Aber heute bist du nicht mehr besser als die Götter selbst!«
Czenon spuckte aus. »Such es dir selber, dein verfluchtes Beryllyion . Ich jedenfalls werde versuchen, meine Tochter zu retten.«
Mit diesen Worten wankte er zur Tür und eilte nach draußen. Aus dem abendlichen Regen war inzwischen fast ein Sturm geworden, denn schwere Windböen trieben durch die Gassen und ließen Czenon nach wenigen Sekunden verschwunden sein.
Der Fremde schaute ihm hinterher; natürlich hätte er ihn aufhalten können, doch irgendetwas hatte ihn zurückgehalten. War es Mitleid? Nein, zu solchen Gefühlen war er nicht mehr wirklich fähig, diese menschlichen Regungen hatte er in der langen Zeit seiner Gefangenschaft hinter sich gelassen. Der Pardraach war nichts, was Mitleid zuließ. Und doch hatte er selber ausgerechnet dort Mitleid und Hilfe gefunden! In seinen düstersten Augenblicken war ihm unverhofft ein Ausweg eröffnet worden und damit die Chance, endlich doch noch das zu vollenden, was seine wahre Aufgabe war.
Einige Momente lang stand er unentschlossen in der Stube, dann ging er zurück in Czenons Zimmer und begann damit, systematisch alles zu durchsuchen. Er war sich sicher, dass das Beryllyion irgendwo hier versteckt sein musste, denn Czenon würde es nicht gewagt haben, es außerhalb zu verstecken. Er würde und musste es finden, und dann würde Thuraan für alles bezahlen, was er ihm angetan hatte. Auch für Linan und Czenon.
***
Kapitel 4
Mit den Neuen Göttern kamen die Drachen. Mächtige, finstere Geschöpfe, deren Schwingen den Himmel verdecken und deren Feuer verzehrend war. Nur die Götter vermochten es dank ihrer Macht, sie zu beherrschen und ihnen ihren Willen aufzuzwingen. Und nur die Götter waren in der Lage, ihre unbeschreibliche Macht zu gebrauchen.
Czenon sah kaum, wo er hinrannte, doch das kümmerte ihn nicht. Wild peitschte der Regen ihm ins Gesicht und nur schwer kam er gegen den Wind an, der aus allen Richtungen zugleich zu kommen schien. Er verfluchte das Wetter, das ihn nur aufhielt und dafür sorgte, dass er länger als üblich bis zum Serapis brauchte.
Auch wenn der Fremde vermutlich Recht damit hatte, dass es für Linan bereits zu spät war, er musste einfach versuchen, sie zu retten. Als er die Wächter gesehen hatte, die in sein Haus eindrangen, hatte er noch gehofft, sie von ihrem Tun abbringen zu können, doch das eiskalte Gesicht des Priesters, der sie begleitete, hatte ihn eines Besseren belehrt. Er hatte sich gewehrt, hatte versucht, Linan zu retten, doch was konnte ein alter Mann wie er schon gegen einen Trupp Wächter ausrichten.
Seine letzte Hoffnung war der Fremde gewesen, doch diese Hoffnung hatte sich auf grausame Art und Weise zerschlagen. Und jetzt hatte er keine wirkliche Idee, was er tun sollte, aber das spielte auch keine Rolle. Mit dem Fremden zusammen hätte er vielleicht eine Chance gehabt, aber allein war es aussichtslos.
Er lachte
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