Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)
und an uns, an mich. Du wirst auf ein Entkommen hoffen, doch der Pardraach entlässt niemals jemanden. Auch dich nicht. Das schwöre ich dir, Elender!«
Er schreckte auf und schaute sich entsetzt um, dann begriff er, dass es nur eine Erinnerung gewesen war, ein Aufblitzen der Vergangenheit. Seine Brust hob und senkte sich krampfartig und es dauerte eine Weile, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte.
Seit zwei Tagen hielt er sich nun in der verlassenen Scheune am Rand der Stadt auf. Sie war kalt und halb verfallen, aber er war Schlimmeres aus der Zeit seiner Gefangenschaft gewöhnt. Die Wächter durchkämmten noch immer Boram auf der Suche nach ihm, doch wenn er es nicht wollte, würden sie ihn nicht finden. Und noch wollte er es nicht.
Mela hatte ihn mit Essen versorgt, so wie sie es versprochen hatte. Zu seiner Überraschung hatte sie ihn tatsächlich gefunden, doch ihr Verhalten ihm gegenüber hatte sich geändert. Sie hatte ihn voller Scheu angeschaut und natürlich wusste er, was der Grund dafür war. Sie hatte miterlebt was vor der Schenke geschehen war, was er mit den Wächtern gemacht hatte.
Besonders seine Hände hatte sie angestarrt, als wären sie die Hände eines der Dunklen, und in ihren Augen hatte Furcht gestanden, doch gesprochen hatte sie kein Wort. Er war dankbar dafür, denn was hätte er ihr auch sagen können. Ärgerlich schüttelte er den Kopf. Die Dinge begannen kompliziert zu werden, und das lenkte ihn von seiner eigentlichen Aufgabe ab.
Thuraan! Er musste inzwischen seine Anwesenheit ahnen, anders war die Suche der Priester und Wächter nicht zu erklären, dennoch glaubte er nicht, dass Thuraan wirklich wusste, wen er eigentlich in Boram suchen ließ.
Trotz alledem wurde die Zeit knapp, denn irgendwann würde auch Thuraan begreifen, und dann würde es vermutlich zu spät für ihn und sein Vorhaben sein.
Er musste zu Czenon, musste endlich das erhalten, was er für seinen Kampf brauchte. Daher hatte er den Entschluss gefasst, an diesem Abend zu ihm zu gehen und es einzufordern, und ein Nein würde er nicht akzeptieren, dazu war es jetzt zu spät. Czenon mochte denken was er wollte, mochte sagen was er wollte, doch beide wussten sie, dass er der Stärkere war und sich das nehmen würde, was er brauchte und was rechtmäßig ihm gehörte.
Er hatte Czenon seinen Verrat nicht verziehen und wusste, dass er auf der Hut sein musste, denn der alte Mann war nicht zu unterschätzen. Er war bereit, das zu tun was er für richtig hielt, und solche Männer waren immer gefährlich.
***
Mela betrachtete nachdenklich Frerin, der auf seinem Bett lag und sie mit seltsam abwesendem Blick anstarrte. Zuerst hatte sie gedacht, dass er sich nie wieder erholen würde – was immer sie auch mit ihm im Serapis gemacht hatten -, aber auch wenn er noch nicht aufstehen wollte, so war sein Verstand doch wieder einigermaßen zurückgekehrt. Noch wusste sie nicht, ob sie darüber froh oder betrübt sein sollte.
»Und du weißt wirklich nicht, wo der Fremde jetzt ist?« Frerins Stimme klang aufgekratzt, als wäre er lange krank gewesen.
Mela schüttelte den Kopf. »Nach dem … Zwischenfall vor der Schenke ist er spurlos verschwunden. Niemand weiß wo er ist, es scheint, als würden sämtliche Wächter Borams nach ihm suchen.« Es fiel ihr überraschend einfach, Frerin anzulügen, denn natürlich würde sie ihm niemals sagen, dass sie dem Fremden half.
Sie hatte ihm alles über die vor der Schenke stattgefundene Auseinandersetzung zwischen den Wächtern und dem Fremden erzählen müssen.
»Hätte ich diesen Kerl doch nie in die Schenke gelassen«, klagte Frerin, »dann wäre mir das alles erspart geblieben. Aber das habe ich jetzt von meiner Gutmütigkeit, ich armer Narr!«
Mela zog vor, darauf nichts zu antworten; Frerin war vieles, aber ganz bestimmt nicht gutmütig. Und hätte er den Fremden damals rausgeworfen, hätte sie ihn niemals kennengelernt. Geduldig blieb sie an der Tür stehen und wartete auf Frerins Anweisungen.
Eine Zeit lang jammerte Frerin weiter, sprach von den Menschen, die ihn ausnutzten und sein Geld haben wollten. Irgendwann aber hatte er genug geklagt und kam wieder auf den Fremden zurück:
»Nun ja, die Wächter werden ihn schon aufspüren. Boram ist nicht so groß, als dass sie ihn nicht finden könnten. Ich würde in den verfallenen Häusern am Stadtrand suchen, vielleicht versteckt er sich dort. Ich jedenfalls würde es tun.«
Mela erschrak und hoffte, dass Frerin ihr
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