Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)
Bewusstsein.
Nachdenklich wanderte Thuraan hin und her; der Bericht des Mädchens hatte zwar Neuigkeiten gebracht, aber noch immer wusste er nicht, wer der Fremde wirklich war, auch wenn seine Ahnung immer stärker wurde. Aber noch war er nicht bereit, die Ungeheuerlichkeit dieses Verdachts zu akzeptieren.
Die Runen, von denen das Mädchen gesprochen hatte, irritierten ihn zunehmend. Nach der Vernichtung der Pelendariis durfte es niemanden mehr geben, der ihrer noch gewahr war. Wer also sollte jetzt auf dieser Welt noch davon Kenntnis besitzen? Die Alten Götter, die von ihnen, den Serapen, vertrieben worden waren, hatten diese Runen verwendet. Aber ihre Zeit war schon lange vorbei.
Er fragte sich, was der Fremde von dem alten Mann wollte, was dieser wohl besitzen mochte, was von solchem Wert für ihn war. Auch das war etwas, was noch immer im Verborgenen lag.
Seine Sinne richteten sich nach außen und ein feines Lächeln überzog sein Gesicht. Dank des Mädchens entwickelten sich die Dinge jetzt endlich so, wie er es wollte. Er musste nur noch warten, dann würde er bald schon alles wissen. Und wenn sich sein Verdacht bestätigte, würde sein Lohn nur umso größer sein.
***
Wut stand in seinen Augen, als er begriff, dass er das Beryllyion nicht finden würde, jedenfalls nicht hier im Haus Czenons. Der alte Mann hatte ihn hereingelegt, so wie er es schon einmal getan hatte, vor langer, langer Zeit.
Nach einer ersten oberflächlichen Suche hatte er sich auf seine Sinne konzentriert, doch es gab kein Anzeichen, dass das Beryllyion sich hier befand. Ärgerlich knallte er die Tür von Czenons Zimmer hinter sich zu. Er hätte von Anfang an auf seinen Verstand vertrauen sollen; alles hätte so einfach sein können, doch er hatte es unnötig verkompliziert, indem er Czenon zunächst Bedenkzeit gegeben und ihn dann auch noch hatte gehen lassen.
Und wozu? Nur, damit dieser Tor bei dem kindischen Versuch, seine Tochter zu retten, selber das Leben verlieren würde. Denn nichts anderes musste geschehen, er hatte nicht die geringste Chance alleine etwas gegen Thuraan und seine Priester auszurichten.
Er lachte sarkastisch. Ja, er hatte Fehler begangen, seit er nach Boram gekommen war, doch damit würde jetzt Schluss sein. Es war schon damals falsch gewesen, auf andere zu vertrauen, und auch dieses Mal musste er diese Erkenntnis schmerzlich erfahren. Nein, er konnte nur auf sich selber zählen, alle anderen waren unwichtig. Mit kalter Entschlossenheit verließ er Czenons Haus. Jetzt galt es das zu tun, was er schon viel früher hätte tun sollen, auch wenn sich das Beryllyion nicht in seinem Besitz befand.
Als er draußen stand, kam ohne jede Vorwarnung die Erinnerung über ihn.
Der alte Mann betrachtete ihn aus schmalen, wissenden Augen. Er wirkte schwach und müde, doch das täuschte, wie er inzwischen wusste.
» Du brauchst das Beryllyion! Nur so kannst du hoffen, deine Aufgabe zu erfüllen. «
» Das Beryllyion! « Er lachte verächtlich. » Niemand weiß, wo es ist, es könnte sogar im Besitz der Götter sein. «
» Nein « , lächelte der Alte. » Wäre es so, würde ich es wissen und die Welt für immer verloren sein. Nein, es ist noch da draußen, verborgen, und du weißt auch, wer es hat. «
» Czenon! « Er sprach den Namen mit Verachtung aus. » Aber wo kann ich ihn finden? Ich weiß nichts über seinen Verbleib. Vielleicht ist er inzwischen sogar tot. «
» Das zumindest kann ich dir sagen « , entgegnete der Alte. » Er ist geflohen, soweit es nur möglich war. «
» Boram! «
Der alte Mann nickte. » Dort wirst du ihn finden, und mit ihm das Beryllyion. «
» Ich muss dazu nur noch den Pardraach verlassen. « Er lachte voller Sarkasmus.
» Ja, aber dafür habe ich dich vorbereitet. Du wirst es schaffen. «
» Du setzt großes Vertrauen in mich, alter Mann. Wo du doch genau weißt, dass die Flucht von hier noch niemandem gelungen ist. Niemandem! «
Der Alte lächelte und nie zuvor hatte die Weisheit in seinen Augen stärker gestrahlt als in diesem Moment. » Du bist viel stärker, als du selber es auch nur erahnst. Eines Tages wirst du erkennen, was und wer du wirklich bist und über welche Macht du verfügst. Höre auf die Stimme in dir und vertraue auf das, was ich dich gelehrt habe. Dann kannst du es schaffen. «
Er verstummte für einen Augenblick und seine alten, viel zu alten Augen musterten seinen Gegenüber. »Die Alten Götter sind auf deiner Seite – vergiss das
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