Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)
verschwand wortlos. Czenon blickte ihm hasserfüllt nach, doch er war machtlos. Selbst wenn die Tür offen gestanden hätte, wäre es ihm nicht möglich gewesen zu fliehen, gebunden wie er war. Traurig musste er an seine Tochter denken, die jetzt wahrscheinlich schon Thuraan geopfert worden war, ohne dass er ihr hatte helfen können.
Zum zweiten Mal in seinem Leben hatte er versagt. Doch jetzt gab es keine Fluchtmöglichkeit, jetzt würde er tatsächlich sterben. Damals war es anders gewesen, in den Wirren der Verfolgung hatte er entkommen können.
Dunkle Nebel wallten in seinem Verstand und er stöhnte vor Qual auf. Doch seine Gedanken wurden unterbrochen, als zwei Priester zu ihm traten und ihn unsanft nach oben rissen. Sie schleiften ihn mit sich durch einen Rundgang, der vor einem mächtigen Steintor endete. Dort wartete bereits Chrenar.
»Du wirst Gelegenheit haben, Thuraan selber zu sagen, weswegen du gekommen bist, Elender. Es war ein Fehler von dir, herzukommen. Solch ein Fehler!«
Damit öffnete er das Steintor und Czenon wurde hinter ihm von den Priestern ins Innere gezogen, wo der Tod auf ihn wartete.
***
Thuraan sah mit unbewegter Miene zu, wie die Priester einen alten Mann in die Halle schleppten. Er war gefesselt und starrte ihm mit einem Ausdruck tiefsten Hasses entgegen.
Thuraan lächelte; wie oft schon hatte er diesen Ausdruck gesehen, und stets hatte der Hochmut Verzweiflung und Furcht Platz gemacht. Und zweifellos würde es auch dieses Mal so sein. Die Menschen waren zwar oft voller Trotz, aber dieser hielt nie lange an, wenn die Schmerzen, die man ihnen zufügte, nur groß genug waren.
»Linan!«, schrie da der Mann und bäumte sich in seinen Fesseln auf, doch die Priester hielten ihn erbarmungslos fest.
Chrenar, der vor dem Mann stand, wies auf eine Stelle neben dem Altar und die beiden Priester trugen den Mann dorthin, wo sie ihn anschließend achtlos auf den Boden fallen ließen. Dann verließen sie die Halle und nur Chrenar blieb zurück, den Blick demütig und fragend auf Thuraan gerichtet.
»Der Vater des Mädchens!«, stellte Thuraan fest und ein gewisses Interesse spiegelte sich in seinen Augen.
»Ja, Herr!«
»Gut«, lachte Thuraan. »Alles entwickelt sich so, wie ich es wünsche. Was ist mit dem Fremden?«
»Er ist noch nicht gekommen, Herr. Und der alte Mann sagt, er würde auch nicht kommen. Er meint, er würde sich eher weiter verstecken als seiner Tochter zu helfen.«
Thuraans Miene wurde hart, doch seine Wut galt nicht dem Priester, sondern Czenon. Wie ein Tier starrte er ihn an, als könnte er ihn allein mit seinem Blick vernichten.
»Du darfst gehen!«, befahl er Chrenar, ohne ihn anzuschauen.
Der Hohepriester verneigte sich und eilte aus der Halle, glücklich, nicht das Ziel der Wut des Gottes zu sein. Denn eines war sicher: Der alte Mann würde leiden, entsetzlich leiden.
»So, und jetzt zu dir, Unwürdiger!«
Czenon spürte Thuraans Blick auf sich ruhen, doch er hatte nur Augen für seine Tochter, die zu seiner großen Erleichterung noch am Leben zu sein schien, denn zumindest ihre Brust hob und senkte sich in regelmäßigen Abständen.
»Lass meine Tochter gehen, ich bitte dich! Du kannst mich dafür haben!«
Thuraan lachte und es war wie ein Donnern. »Narr, ich habe doch schon euch beide, oder denkst du, es gäbe noch ein Entkommen?« Wieder lachte er. »Warum also sollte ich sie gehen lassen, noch dazu wo sie so hübsch ist!«
Czenon krümmte sich, als wäre er geschlagen worden, doch er sagte nichts mehr, denn jedes weitere Wort wäre sinnlos gewesen, das wusste er. Der Gott vor ihm war Herr des Geschehens, sein eigener kümmerlicher Versuch, Linan zu retten, war gescheitert. Alles, was jetzt noch auf ihn wartete, war der Tod.
»Deine Tochter hat mir erzählt, dass du zu den Pelendariis gehört hast.« Thuraan zeigte anklagend auf ihn.
Czenon erschreckte, als er die Worte hörte, denn spätestens jetzt war sein Todesurteil gesprochen. Die Götter hatten die Pelendariis erbarmungslos gejagt und einen nach dem anderen vernichtet. Nur er hatte dank unerwarteter Hilfe überleben und sich verbergen können, doch es war eine Zeit voller Verzweiflung und Entbehrung gewesen.
»Ich habe immer geahnt, dass es noch Reste von euch Frevlern gibt, alter Mann.«
Czenon spuckte aus, als er die Worte Thuraans vernahm. »Nicht ich bin der Frevler, sondern du bist es!«
»Was meinst du mit deinen unverschämten Worten?«
Czenon spuckte erneut aus. »Das
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