Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)
zusammen. Ihre Augen musterten sein Gesicht und suchten nach einem Anzeichen, dass er vielleicht erwachte. Und tatsächlich, nur wenig später öffneten sich seine Augen und ihre vollkommene Schwärze blickte ihr entgegen.
Mela ließ seine Hand los, als würde sie brennen, und brachte kein Wort heraus. Unsicher streckte sie ihren Arm vor und Eneas zog sich langsam daran nach oben, bis er in einer sitzenden Position war.
Seine Hand tastete nach seiner Schulter und nach einer vorsichtigen Begutachtung lächelte er schwach. Doch rasch wurde er wieder ernst. Sein Kopf drehte sich von einer Seite zur anderen, als suchte er etwas.
»Wo ist Orcard?«
Mela stand auf und trat einen Schritt zurück. Sie war unangenehm überrascht von der Kälte in seiner Stimme, das kurze Gefühl von Verbundenheit war verflogen. Sie deutete nach hinten.
»Er sucht nach den anderen.«
Eneas nickte und stand ebenfalls auf. Nur kurz blieb sein Blick über dem toten Häscher hängen, dann musterte er Linan und den Drachen.
»Geht es dir wieder besser?«, fragte Mela vorsichtig. »Ich fürchtete um dein Leben.«
»Das Beryllyion hat mich geheilt.«
»Das Beryllyion ? Aber woher weißt du, dass Linan dir geholfen hat?«
Mela starrte Eneas ungläubig an. Hatte er etwa miterlebt, was Linan mit ihrem Amulett getan hatte?
»Weil ich es ihr gesagt habe.«
Eneas ignorierte ihre verständnislosen Blicke und ging stattdessen auf den Drachen zu. Mela folgte ihm, denn sie wollte nicht alleine in der Nähe des toten Häschers bleiben. Sie hatten vielleicht die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als der Drachen den Kopf in ihre Richtung drehte und ein unangenehmes Knurren von sich gab.
Sofort schreckte Linan hoch. Als sie Eneas sah, verengten sich ihre Augen.
»Tu das nie wieder!«, rief sie ihm entgegen.
Eneas wusste offenbar, wovon sie sprach, denn er hob die Arme zu einer entschuldigenden Geste: »Es war die einzige Möglichkeit zu überleben.«
»Trotzdem wirst du nie wieder in meinen Kopf eindringen!«
Eneas ließ die Arme sinken. »Einverstanden.«
»Du warst in ihrem … Kopf?«, fragte Mela, die nicht verstand, wovon die beiden sprachen. »Was meint sie damit?«
Eneas ignorierte Melas Fragen, hielt seine Augen unverändert direkt auf Linan gerichtet.
»Dennoch habe ich dir zu danken, dass du mir geholfen hast, Linan«, sagte er schließlich.
»Du bist also geheilt?«
Mela bemerkte in Linans Stimme eine ungewohnte Abneigung, als hätte sich etwas zwischen Eneas und ihr verändert. Auch Eneas hatte dies offenbar bemerkt, denn er blieb stehen und musterte sie nachdenklich.
»Aber wir müssen miteinander sprechen. Über das, was du in deinem Besitz hast, und das mir gehört.«
Mela sah, wie Linan zusammenzuckte und ihre Hände sich um das Amulett an ihrem Hals legten. Offenbar wusste sie, was er meinte.
»Du hast mich vielleicht dazu gebracht, dir damit zu helfen«, antwortete sie leise. »Aber es gehört jetzt mir!«
Als wollte er Linans Worte unterstreichen, regte sich auch der Drache neben ihr. Mela starrte ihn fasziniert und verängstigt zugleich an. Er war so riesig und furchteinflößend, und sie konnte noch immer nicht wirklich begreifen, hier in seiner unmittelbaren Nähe zu sein – und zu leben. Andererseits strahlte er eine Schönheit und Erhabenheit aus, der sie sich nicht entziehen konnte.
Würde sie jemals wieder in die Welt der Menschen zurückkehren? Sie wusste es nicht.
***
Voller Wut trat Arachnaar gegen einen Tisch, der daraufhin durch die Luft flog, bis er gegen eine Wand prallte und unter lautem Getöse in Einzelteile zerbrach. Der Serap war zornig, ungeheuer zornig.
»Wir haben ihn erneut unterschätzt!«
Zalits Stimme war wie immer kühl und beherrscht, wenn auch aus ihr ein unterdrückter Zorn sprach.
Arachnaar brummte und ballte die Hände. »Noch nie hat der Häscher versagt – und jetzt ist er sogar vernichtet worden! Und du bist dir ganz sicher?"
Zalit nickte. »Ich spüre es deutlich - er ist nicht mehr da.«
Arachnaar wusste, dass Zalit Recht hatte, dennoch fiel es ihm schwer, die Wahrheit zu akzeptieren. Der Häscher war ein äußerst mächtiges Werkzeug gewesen, und jetzt war er von dem Frevler getötet worden.
Langsam schritt er auf und ab, für das Häusermeer, das sich unterhalb von ihm ausbreitete, hatte er keine Augen. Seine Rüstung schien sich mit ihm zu bewegen, als wäre sie eine zweite Haut.
»Ich bin sicher, dass er das Beryllyion noch nicht in seinen Händen hat,
Weitere Kostenlose Bücher