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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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immer noch etwas Schweres auf sie herabfallen lassen oder mit seinen Zangen die Kabel durchtrennen könnten.
    Nein, sie würde es riskieren, den Raum zu durchqueren, und sich immer dann auf die Kreatur zubewegen, wenn diese sich ihrerseits von der Stelle rührte, bis sie aneinander vorbei waren. Die Masse und Trägheit ihres Gegenübers empfand sie als Vorteil. Als sie sah, dass der Dämon seine glühenden Augen von ihr abwandte, schnellte sie zum nächstgelegenen Pfeiler. Der Weihrauchduft war deutlich penetranter geworden. Sie hoffte, dass der Dämon sie nicht ebenfalls erschnüffeln konnte.
    Vee hatte ein halbes Dutzend Pfeiler passiert und wurde zunehmend optimistischer, sich unbemerkt an dem Dämon vorbeischleichen zu können, als Jay plötzlich warnend flüsterte: »Madam! Hinter Ihnen!«
    Dicht an ihre gegenwärtige Deckung gedrückt, spähte Vee über ihre Schulter. Durch die metallenen Baumstümpfe konnte sie einen Blick auf Augen erhaschen, die sich wie sehr weit entfernte Scheinwerfer langsam in einem Winkel von links nach rechts bewegten. Ein weiterer umherziehender Dämon, und sie stand mit dem Rücken zu ihm. Ein Glück, dass Jay ihn entdeckt hatte. Dank ihm besaß sie ein drittes Auge.
    Der Kerl vor ihr watschelte näher heran. Wie lange würde es noch dauern, bis der Neuankömmling hinter ihr sie bemerkte? Und wie viele weitere Dämonen patrouillierten möglicherweise noch durch diese riesige Halle? Ein Dutzend? Hunderte? Das mochte zugleich der Grund sein, warum sich noch keine potenziellen Kolonisten an diesem Ort niedergelassen hatten.
    Vee sah sich auf dem Boden um und hielt nach einem Deckel Ausschau, der eventuell einen weiteren Schachteingang vor neugierigen Blicken verbarg. Sofern er sich nicht unter einer der Wasserlachen befand, schien es keinen zu geben. Pfützen … undichte Stellen an der Decke. Vee richtete ihre Augen nach oben. Eine Ansammlung offener Gitter. Ja! Sie konnte auf den tiefer gelegenen Balken über den Köpfen der Dämonen entlangkriechen, bis sie einen sicheren Punkt erreichte, um auf den Boden zurückzukehren … an einer Stelle, die ihr die Flucht aus dem Raum ermöglichte.
    Die Nieten an dem Stützpfeiler waren groß und lang gezogen. Sie setzte einen Fuß auf die unterste, um sich nach oben zu stemmen. Sie musste beide Hände frei haben, um die rostigen, abblätternden Kanten des Pfeilers zu packen. Deshalb hatte sie Jay schnell durch die Gurte der Tasche auf ihrem Rücken geschoben, wie sie es schon getan hatte, als sie das Seil aus Stromkabeln hinaufgeklettert war.
    Vee schaffte es bis zum oberen Ende der Säule und drückte sich sofort flach gegen einen der eisernen Balken. Die Fläche reichte gerade eben aus, um sie vor neugierigen Blicken zu verbergen. Der Dämon, der vor ihr herumgestreift war, ging direkt unter ihrem Versteck vorbei. Er blieb plötzlich stehen, schwenkte unruhig seinen Kopf und schien in der Luft zu schnüffeln oder zu horchen. Vee hielt den Atem an – nicht dass ihr Körper tatsächlich Sauerstoff benötigt hätte.
    Als wollte er den Duft nur widerstrebend zurücklassen, gab der Dämon schließlich einen tiefen, gereizten Grunzer von sich und bewegte sich weiter. Als Antwort drangen Grunzlaute aus drei oder vier anderen Richtungen heran. Vee beglückwünschte sich zu dem Entschluss, dass sie die Flucht nach oben angetreten hatte.
    Nicht dass es sonderlich einfach gewesen wäre, langsam auf dem Bauch über die Oberfläche des Balkens zu kriechen, die in der Mitte von einem verwinkelten Gitterwerk durchzogen war, das die oberen und unteren Teile miteinander verband und ihre Bewegungen behinderte. Sie tat ihr Bestes, um das Knochengewehr nicht lärmend über das Metall kratzen zu lassen. Es würde ein zeitraubender Prozess sein. Sie übte sich noch darin, geduldig zu sein, und musste sich erst noch an den Gedanken gewöhnen, dass Unsterbliche keine Eile kannten.
    Sie gelangte bald an eine der Stellen, an denen Wasser durch die Decke eingedrungen war, vielleicht von einem gebrochenen Rohr irgendwo weiter oben. Hier ging der Zustand der Betondecke in tatsächlichen Verfall über; Bröckchen verteilten sich wie winzige Inseln in den darunterliegenden Pfützen. Als Vee direkt unter dem ungleichmäßigen Loch war, hob sie den Kopf und versuchte, hineinzuspähen. Ihre Gedanken rasten. Würde es einfacher sein, durchzuklettern? Oder war das Risiko, auf eine andere Schwachstelle zu stürzen, zu groß? Das Beste war vermutlich, einfach weiter

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