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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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zu beschleunigen, erhielten sie auch kein Brandzeichen mehr auf der Stirn und sie wurden auch nicht länger in Bildungseinrichtungen wie die Avernus-Universität verfrachtet. Als einziger Teil des Rituals war beibehalten worden, dass jede Seele einen oder zwei Momente intensiver Überprüfung durch die ballonköpfigen Beamten mit ihren schimmernden schwarzen Hautpanzern über sich ergehen lassen musste. Während sonst nur ein paar davon am Ende der Schlange gewartet hatten, sorgte nun ein ganzes Regiment für die Abfertigung der Verdammten.
    Adam sagte zu dem Asiaten mit der finsteren Miene rechts neben ihm: »Ich weiß, dass man hier nicht von Tag und Nacht sprechen kann, aber ich habe das Gefühl, wir stehen hier schon seit Tagen an.«
    Zu seiner Linken merkte die attraktive junge Frau an: »Und ich weiß, wir sind tot und so, aber ich bin durstig und hungrig. Ich habe so einen Kohldampf, ich könnte eine von diesen Riesentermiten vertilgen.«
    Adam wollte lieber nicht erwähnen, dass der Geruch von versengtem Menschenfleisch ihn gerade ebenfalls hungrig machte.
    Die Farbige hatte ihm erzählt, dass sie aus Worcester kam, nur ein paar Städte von Eastborough entfernt. Der Asiat hatte in Bostons Chinatown gelebt, also stammte ihre Gruppe in etwa aus derselben Gegend. Daher reckte Adam oft den Hals und hielt nach seiner Mutter, seinem Bruder oder seiner Schwester Ausschau, doch er fand keine bekannten Gesichter, nicht einmal jetzt, nachdem die meisten Umstehenden ihre ursprüngliche Gestalt zurückerlangt hatten.
    »He, wie heißen Sie denn?«, wollte die junge Frau wissen. Sie versuchte, es beiläufig klingen zu lassen, aber ihre Stimme zitterte. Trotzdem hatte sie sich ein Stück weit von ihrer anfänglichen Hysterie erholt. »Ich bin Ciara.«
    »Adam«, stellte er sich vor.
    »Haha. Arm dran, Adam«, witzelte Ciara.
    Er sah sie ein paar Sekunden lang verständnislos an, dann grinste er: »Ja, jetzt bin ich arm dran. Armdran.«
    Einige der dämonischen Drohnen trugen kompakte schwarze Maschinenpistolen. Sie waren vielleicht identisch mit einem irdischen Modell, aber Adam hatte nicht genug Ahnung von Waffen, um es genau zu wissen. Doch nicht alle Dämonen schleppten sie mit sich herum. Waren sie so schwierig herzustellen? Von Zeit zu Zeit, wenn sie an den Flanken der Schlange patrouillierten – und Adam befand sich von der rechten Seite aus nicht weit in der Mitte –, droschen die Insektenwesen mit den Metallkolben dieser Pistolen auf die Wartenden ein. Entweder taten sie es, damit diese nicht trödelten oder nicht zu laut waren, oder es gab keinen anderen ersichtlichen Grund dafür als den, dass sie eben Dämonen waren und sich entsprechend verhielten.
    Manchmal versuchten Verdammte, aus der Schlange auszubrechen und wegzulaufen, mehr aus schierer stumpfsinniger Panik als mit konkreter Absicht. Dann eröffneten die Dämonen das Feuer. Adam zog jedes Mal den Kopf ein und befürchtete, zusammen mit jenen unter Beschuss zu geraten, die das eigentliche Ziel darstellten. Einige Male wurde er jedoch auch Zeuge, wie die Waffen den Dienst verweigerten. Die Dämonen bearbeiteten sie dann mit ausdruckslosen Gesichtern und versuchten, sie zu reparieren. Die ausgebrochenen Verdammten kamen trotzdem nicht weit, weil sie von anderen Schusswaffen niedergemäht wurden. Danach schleifte man sie in die Reihe zurück und zerrte sie grob wieder auf die Füße. Ihre Wunden begannen bald zu verheilen, doch bis das geschehen war, erlitten sie qualvolle Schmerzen.
    Vielleicht waren die Waffen an diesem Ort nicht bloß schwer zu bekommen, sondern zudem minderwertig. Adam bekam den Eindruck, dass dies nicht das Einzige war, was hier schiefging.
    Einmal, als ein Dämon einen Verdammten, der versucht hatte zu fliehen, mit Kugeln durchsiebte, traf die Kreatur versehentlich einen ihrer Artgenossen, der in die Schusslinie geraten war. Der weiße Körper des Insekts zerbrach in trockene, zerfledderte Brocken und schien weder Blut noch Organe zu enthalten. Es stieg sogar eine kleine weiße Staubwolke auf – als ob es nur eine Figur aus Pappmaschee wäre. Andere Dämonen traten hinzu und betrachteten den Körper kurz emotionslos. Dann trugen sie die Überreste zur Seite und legten sie dort ab, vielleicht um sie später ordnungsgemäß zu entsorgen, vielleicht aber auch, um sie dort dem Verfall zu überlassen. Während die Schlange sich langsam wie ein Gletscher weiterschob, konnte Adam sehen, dass dieses Wesen nicht wieder auf die Beine kam oder

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