Der Untergang der Hölle (German Edition)
drehte sich zu ihr um und erwiderte: »Nun, Rebecca, sie ist vor Tausenden von Jahren gestorben, nicht wahr? Wenn man es so betrachtet, ist sie eine ziemlich alte Seele.«
Als sie die schwarzen Tümpel der großen schwerlidrigen Augen des Bora-Mädchens betrachtete, konnte Vee zumindest seiner letzten Bemerkung zustimmen.
»Also dann … wir könnten etwas aus der höllischen Pflanzenwelt essen, die wir in unseren Anlagen für Hydrokulturen züchten, wenn du heute lieber vegan essen möchtest, Rebecca. Wie ich schon sagte, sei bitte nicht zimperlich, was das andere betrifft. Wir verspeisen ausschließlich Kannibalen!« Er lachte und versetzte dem Mädchen einen Stups. »Na ja, die Bora sind genau genommen keine Menschenfresser, aber ich glaube, die Azteken waren welche. Ich kann jedenfalls nur Fleisch von den Frauen zu mir nehmen. Komisch, hm? Mir käme es irgendwie schwul vor, die Männer zu essen.«
Gott bewahre, schwul , dachte Vee – wobei sie den Verdacht hatte, dass ihr früherer Verlobter es sogar als erotische Erfahrung empfand, Frauenfleisch zu essen.
Sie sagte: »Wenn ihr Miranda konvertieren konntet, warum dann nicht alle von ihnen?«
»Viele dieser Heidenvölker weigern sich, Christus anzunehmen. Andererseits ist es durch die Sprachbarriere vermutlich schwer zu begreifen. Ich habe hart daran gearbeitet, Miranda Englisch beizubringen, aber sie ist schüchtern, nicht wahr, Kleine?« Er gab ihr einen Kuss. »Also, du bekommst heute Abend einen Salat, okay? Und Danielle wird dir das Sofa herrichten, bis ich in meinem kleinen Büro da hinten ein weiteres Bett aufgebaut habe. Mir ist wichtig, dass Danielle und Miranda getrennte Schlafzimmer besitzen, damit beide über den notwendigen Freiraum verfügen – nicht dass wir uns nicht in manchen Nächten alle zusammenkuscheln würden.«
Vee trat aus dem Schlafzimmer, weil die feuchte, von Sex durchdrungene Luft sie zu ersticken drohte. »Ach, danke für die Gastfreundschaft, Tim, aber ich hatte es so verstanden, dass eine eigene Wohnung für mich bereitgestellt wird.«
Sein Gesicht verdüsterte sich. »Nun, ja, das könnte getan werden, wenn du unbedingt willst . Aber bis dahin …«
»Warten wir ab, was Roper entscheidet. Wann wollte er mich diesem Anführer von euch vorstellen?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob es heute noch klappt. Die Nacht bricht bald an. Natürlich gibt es in der Hölle keinen klassischen Tag-Nacht-Wechsel, aber wir teilen es uns so ein, damit es sich mehr wie zu Hause anfühlt. Wir dimmen nachts die Lampen an den Gehwegen und alle ruhen sich aus, verbringen Zeit mit ihren Familien – du weißt schon. Aber jetzt komm, du musst etwas essen.« Tim drehte sich um und rief: »Danielle! Bereite das Abendessen vor, okay? Kein Fleisch!«
Miranda kam aus dem Schlafzimmer, offenbar um bei der Zubereitung des Essens zu helfen. Tim gab ihr einen Klaps auf den nackten Hintern. »Gut so, lauf schnell und hilf ihr, bevor ich dir den Po versohle, mein kleiner Faulpelz!«
15. Die Kirchenmaschine
R oper persönlich begleitete Vee am nächsten Morgen (oder was diese Stadt unter dem nächsten Morgen verstand), nachdem sie schließlich doch nachgegeben und die Nacht in Tims Wohnung verbracht hatte. Sie hatte auf der Couch gelegen und Tims gedämpften Grunzern und Seufzern aus Mirandas Zimmer gelauscht. Das Mädchen selbst hatte stoische Ruhe bewahrt.
»Falls ich in L.A. bleibe«, sagte Vee zu Roper, während sie sich auf die imposante Maschine zubewegten, in der Pastor Jacob Johnston sein Büro und seine Wohnung bezogen hatte, »dann brauche ich einen eigenen Platz zum Leben – und zwar bald.«
Der Sicherheitskommandant trug eine Pistole in einem Holster am Oberschenkel, eine weitere im Gürtel und Rangabzeichen an seiner weißen Uniform, die ihn aus der weiß gewandeten Menge hervorstechen ließen. Als sie mit Tim herumgelaufen war, hatte Vee sich in ihrem unkonventionellen Aufzug viele irritierte Blicke eingefangen, obwohl zahlreiche Männer sie interessiert zu taxieren schienen. Frischfleisch, dachte sie.
» Falls Sie in L.A. bleiben?«, fragte er und drehte sich zu ihr um. »Warum sollten Sie denn nicht hierbleiben wollen? Kennen Sie etwa einen besseren Ort?«
»Das habe ich nicht gesagt«, gab Vee zurück und sah weiter stur geradeaus.
Nach einigen weiteren Gehminuten erklärte Roper: »Wissen Sie, erst habe ich Sie nicht erkannt, aber jetzt erinnere ich mich an Sie … scheiße, es ist so lange her. Ich habe nie mit Ihnen gesprochen,
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