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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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ein hörbares Stöhnen von sich. Bis jetzt war es ihr immer weitgehend gelungen, die Leere auszublenden, die in ihr zu gähnen schien. »Oh mein Gott«, sagte sie und blieb stehen, um das köstliche Aroma aufzunehmen. »Rieche ich das wirklich?«
    »Real betrachtet, ist nichts wirklich real«, erwiderte Tim sibyllinisch und kam dabei für ihren Geschmack zu dicht an ihre Schulter heran, »aber ja, da gibt’s was zu futtern. Wenn du das schon magst, dann warte ab, bis wir in meiner Wohnung sind. Da werde ich dir ein echtes Festmahl servieren.«
    »Aber wo kommt das Fleisch her?«
    »Komm weiter«, sagte er und schien wieder gute Laune zu haben.
    Sie gelangten zu einem ziemlich großen Bauwerk aus vernieteten Metallplatten. Rost zog sich von den Rändern des niedrigen Dachs herab, das ein kleineres Gebäude quasi huckepack trug. Tim sprach mit jemandem, der an einem Schreibtisch in einem kleinen Büro jenseits des Vorzimmers hockte, in dem Vee wartete. Bald kam er lächelnd zurück und ergriff ihre Hand. »Toll, ich habe die Erlaubnis bekommen, dir das Vieh zu zeigen.«
    Sie schlenderten durch ein paar kurze Korridore. In einem davon blieb Vee stehen und neigte den Kopf. Sie hörte ein seltsam gedämpftes Geräusch, hoch und schwankend, aber kontinuierlich. Zuerst glaubte sie, dass es von Maschinen herrührte, doch in dem Moment, als jemand irgendwo eine Tür öffnete und wieder schloss, wurde ihr klar, dass es sich um anhaltende Panik- und Schmerzenslaute handelte. »Was ist das?«
    »Das Vieh wird geschlachtet. Aber komm, sei nicht zimperlich, Süße – dies ist das Jenseits, nicht wahr? Nur Dämonen können sterben und das sind definitiv keine.«
    Sie liefen einen weiteren Gang entlang und kamen an einem Arbeiter vorbei. Er musterte Vee von oben bis unten und der Anblick ihrer von Kugeln zerfetzten, hautengen schwarzen Uniform verwirrte ihn offenbar. Sie betrachtete ihn ebenfalls von Kopf bis Fuß. Ihr fiel besonders seine Metzgerschürze auf, die über und über mit getrocknetem Blut bedeckt war.
    Tim und Vee erreichten eine Tür. Er zog sie auf und schob Vee in eine ausladende Halle. Bewaffnete Wächter patrouillierten um einen gewaltigen Käfig, in dem sich Dutzende nackter menschlicher Wesen zusammenpferchten. Sie waren alle klein und dunkelhäutig und erinnerten Vee sofort an die verstohlenen Primitiven, denen sie unterhalb dieser Ebene begegnet war. Einige von ihnen drängten sich in kleinen Gruppen zusammen, während andere ihre Finger in das Gitter hakten und mit verlorenen Blicken zu ihr herausstarrten. Manche schluchzten, aber die meisten glotzten stumm mit ausdruckslosen Augen vor sich hin.
    »Wer sind sie?«, brachte sie mühsam hervor.
    »Frag mich nicht, warum, aber offenbar haben viele dieser Verdammten aus dem Amazonasgebiet es geschafft, vor der Flut ins Konstrukt zu gelangen. Sie sind Bora-Indianer. Wir haben die meisten von ihnen eingefangen, obwohl es da draußen noch einige gibt, die unseren Jägergruppen durch die Lappen gegangen sind.«
    Vee beobachtete, wie sich in der Decke über dem Käfig eine Luke öffnete und ein halbes Dutzend abgetrennter Köpfe herunterpolterte, aufprallte und ziellos herumkullerte. Eine Frau zog einen von ihnen, dessen Augen und Zunge sich wild bewegten, in den Schoß und wiegte ihn stumm hin und her. Als sie trotz ihrer Abscheu näher trat, sah Vee, wie sich ein Mann mit normal großem Kopf, aber merkwürdig geschrumpftem, skelettartigem Körper über den Boden schleppte. Er war noch nicht weit genug wiederhergestellt, um stehen oder sich auf den Beinen halten zu können. Um ihn herum entdeckte sie weitere dieser in Regeneration begriffenen Gestalten.
    »Ihr esst diese Leute«, keuchte sie.
    »Ja, ich weiß, das erinnert ein bisschen an den Film Jahr 2022 … die überleben wollen, aber hey, wir bringen sie schließlich nicht um, hm? Wir ernten ihr Fleisch und säen sie dann wieder aus.«
    Vee zitterte. »Wie oft am Tag ›erntet‹ ihr sie? Versorgt ihr mit der kleinen Gruppe hier die gesamte Stadt?«
    »Oh nein, das sind längst nicht alle. Diese Anlage ist riesig. Es gibt auch einen Käfig mit einem Haufen Zulu, die damals 1879 von den Briten getötet wurden – wenn du dein Fleisch gerne richtig dunkel magst, he he. Und dann wären da noch unsere Azteken für den Southern Style. Und noch etliche andere primitive Völker. Sie sind glücklicher, wenn sie mit Leuten ihrer eigenen Art zusammen sein dürfen, also tun wir ihnen den Gefallen. Und ja, wir müssen

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