Der Untergang der Hölle (German Edition)
verbrannten, als handele es sich um Herbstlaub. Oder als müssten sie Beweise vernichten.
18. Der Aufzug
D er hohe Steg führte sie über eine weitere Türschwelle, und die Geräusche des geschäftigen Treibens in der Stadt blieben hinter ihnen zurück. Die Stimmung innerhalb der Gruppe hatte sich ein wenig beruhigt, als sie sich ihren Weg über eine Reihe von Pfaden bahnten, die wie enge Schluchten in einem Gebirge aus Maschinen wirkten, das sich klobig in der Dunkelheit abzeichnete. Gelegentlich winkte Roper weiß gewandeten Soldaten zu, die oberhalb von ihnen Wache schoben. Irgendwann gelangten sie an einen der Eingänge zur Kolonie, der von einer weiteren Reihe der lebend an langen Ketten hängenden, abgetrennten Köpfe markiert wurde. Sie ging davon aus, dass die beiden Dämonen, die sie begleiteten, auf Anweisung ihrer Häscher die Hälse der Köpfe mit Abdeckungen versehen hatten, damit die Verdammten sich nicht regenerieren konnten.
»Ich schätze, diese Leute verdienen keine Vergebung und Bekehrung, was?«, fragte sie spöttisch.
Roper sah zu ihr zurück. »Wenn es nach mir ginge, würde kein Einziger von ihnen konvertiert, Lady. Aber es gibt auch welche, die das gar nicht wollen. Das hier sind eingefleischte Moslems, Buddhisten, weiß der Teufel. Vielleicht sogar Satanisten.«
»Satan«, hörte Vee Jay spotten.
Sie hob ihn näher an ihr Ohr. »Was?«
»Sie glauben selbst nach all dieser Zeit im Hades noch an Satan.«
»Satan existiert nicht?« Vee konnte sich diesbezüglich an nichts erinnern.
»Nein. Ich versichere Ihnen als Dämon: Es hat ihn nie gegeben. Keinen Satan, keinen Luzifer, keinen Herrscher der Hölle. Nur den Schöpfer. Er hat alles erschaffen – es stammt von und aus ihm.«
Sie schlüpften zwischen den baumelnden, hilflosen Köpfen hindurch und Vee sah sich um, während sie weitergingen. »Das ist nicht der Weg, auf dem ich in die Stadt gelangt bin.«
Fred blieb abrupt stehen. »Ist es nicht? Charles, wo bringen Sie uns hin? Ich dachte, sie hätte Ihnen den Weg erklärt.«
»Hat sie auch, Fred, immer mit der Ruhe. Ich bringe uns zum Lastenaufzug. Wir können damit bis zu Ebene 2 hinunterfahren und von dort aus ihrem Weg in den Keller folgen. Eine Abkürzung. Das spart Zeit und macht es uns leichter, diese purpurnen Menschenfresser mit uns herumzuschleppen.«
»Hmm«, brummte Fred zweifelnd.
»Keine Sorge, ich bin schon ein paarmal dort unten gewesen. Sie selbst auch, wenn ich mich recht erinnere. Merkwürdig, dass wir noch nie auf die Zellen gestoßen sind, in denen Rebecca und ihr Dad eingesperrt waren. Ich kann mich vage entsinnen, dass Sie mit einigen Ihrer Himmelsboten dort gesucht haben, gar nicht lange nach ihrem Verschwinden, aber Sie haben nichts entdeckt.«
»Richtig«, sagte der rothaarige Mann grimmig, »habe ich nicht.« Er zeigte nach vorn. »Also gut, Charles, führen Sie uns weiter, wenn Sie sicher sind, dass Sie wissen, wo’s langgeht.«
Roper führte sie noch ein Stück weiter, bis sie an eine blanke Eisenwand gelangten, die von einigen seiner Sicherheitskräfte bewacht wurde. Darunter befanden sich Geschützmannschaften, die ein Paar befestigter und auf die Grenze ausgerichteter Maschinengewehre mit Kaliber 50 besetzten. Roper erteilte einen Befehl und einer seiner Männer lugte durch einen Fensterschlitz in der Wand, bis er davon überzeugt war, dass auf der anderen Seite alles mit rechten Dingen zuging. Dann reckte er den Daumen hoch in Richtung eines anderen Mannes, der daraufhin einen großen, in den Boden eingelassenen Hebel umlegte.
Die Wand teilte sich in der Mitte und entpuppte sich als Schiebetür, deren zwei Hälften sich mit lautem Quietschen voneinander trennten. Dahinter tauchte ein geräumiger Fahrstuhlschacht auf. Vee beobachtete, wie sich eine breite Plattform herabsenkte und anschließend in der Tiefe verschwand. Eine Minute später kam ein weiteres Podest von oben herabgefahren und sank nach unten. Das wiederholte sich in einem fort; die Plattformen durchliefen offenbar an ihrer Führungskette eine Endlosschleife. Irgendwo mussten sie jedenfalls wieder nach oben kommen.
Als eine weitere Plattform in Sicht kam, wurde ein weiterer Hebel betätigt, woraufhin ihre Bewegung sich verlangsamte, bis sie auf einer Ebene mit ihrer Gruppe verharrte. »Okay«, wies Roper sie an, während er darauf zulief. »Alle an Bord! Wirf uns auf Ebene 2 raus, Jim.«
»Geht klar, Sir«, bestätigte der angesprochene Soldat an den Hebeln.
Roper, Tim, Earl,
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