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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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Von links gesellte sich ein ammoniakartiger Gestank dazu, der Vee die Augen tränen ließ. Säuredämpfe.
    »Zum Bottich geht es links«, sagte Jay sanft.
    Das hatte Vee sich bereits gedacht, doch sie erwiderte trotzdem: »Danke, Jay.«
    Und obwohl sie nicht ganz sicher war, ob sie das Säurebad immer noch finden wollte – sie hatte zunächst nur die Absicht gehabt, den Dämonenpatrouillen aus dem Weg zu gehen –, entschied sie sich für die Abzweigung, die nach links führte.

25. Die Küchenspüle
    V ee spähte durch den Rost, wobei sie eine Hand über Mund und Nase hielt, um die Dämpfe abzuhalten, die ihr die Tränen in die Augen trieben. Sie erkannte, dass sie sich unterhalb des Säurebads befand. Das hohe Dach dieser Ebene war zugleich der Gitterboden der darüberliegenden, die sich auf einer Höhe mit dem Rand des runden Kessels befand. Der restliche Behälter hing jedoch unterhalb dieser Plattform. Ein System von Rohren verlief bis zum Boden und Vee kam sich vor wie eine Maus im Schrank unter der Küchenspüle. Die Zentralleitung, so dick wie ein Baumstamm, vollzog dabei sogar die charakteristische U-förmige Kurve, obwohl sie sich kaum vorstellen konnte, dass dies wie bei einem Waschbecken zur Vermeidung aufsteigender Faulgase diente. Zahlreiche kleinere Rohre überkreuzten sich mit der Hauptverbindung.
    Nichts davon ergab für Vee einen wie auch immer gearteten Sinn. Sie erspähte riesige Ventile und am Fuß des Zentralrohrs wartete eine Art Steuerpult mit einer Ansammlung von Lämpchen und Druckmessgeräten. Der Boden unter dem riesigen Becken war ein Flickenteppich aus nicht zueinanderpassenden Metallplatten, die offenbar wiederholt zur Ausbesserung von Schäden durch ausgelaufene oder übergeschwappte Säure ausgetauscht worden waren.
    Oben auf der Plattform konnte Vee undeutlich die Drohnen sehen, die still ihrer Aufgabe nachgingen, den Rand des Zersetzungsbeckens zu bewachen und mit ihren Eisenspießen den Urschlamm zu zerteilen, der unablässig versuchte, sich neu zu formieren und wieder die Gestalt von Menschen anzunehmen.
    Sie führte eine kurze Bestandsaufnahme ihrer Umgebung durch. Auf dieser Ebene befand sich an einer nahe gelegenen Wand hinter den Abflussrohren (und Nachfüllrohren?) ein großes Fenster, die Scheibe blind von verhärteter Lava. An derselben Wand führte eine Leiter zur Plattform hinauf. Auf halbem Weg nach oben prangte eine kleine Metallluke in der Wand. Erlaubte sie vielleicht den Einstieg in einen weiteren Versorgungsschacht?
    Vee versuchte, das Lüftungsgitter herauszulösen, indem sie mit beiden Händen dagegendrückte, doch es war festgeschraubt. Sie hatte Platz genug, sich im Schacht umzudrehen, und als sie wieder in ihre Stiefel geschlüpft war, stemmte sie die Füße gegen den Rost und drückte mit aller Kraft. Er gab nicht nach. Nach ein paar Momenten des Zögerns zog sie die Beine an und ließ sie dann nach vorn schießen. Einmal, zweimal, dreimal, viermal wummerte sie mit den Absätzen gegen das Gitter. Bei jedem Krachen, das ihre Bemühungen hervorriefen, zuckte sie zusammen. Schließlich lösten sich die Schrauben und der Rost sprang heraus. Mit blechernem Klappern knallte er draußen auf den Boden.
    Noch einmal lugte Vee zur Plattform hinauf, doch sie konnte nicht sagen, ob die Wesen von dem Lärm in der Tiefe Notiz genommen hatten. Sie schlüpfte aus dem Schacht, packte das Gitter und setzte es, so gut sie vermochte, wieder an der vorgesehenen Stelle ein.
    Sie richtete sich auf, drehte sich um und rannte über die Freifläche, bis sie die Ansammlung von Rohren erreichte. Hier waren die Dämpfe weitaus stärker. Trotz der schützenden Hand brannten sie ihr in der Kehle, und ein Schleier aus Tränen nahm ihr die Sicht. Sie beugte sich dicht über das Steuerpult und versuchte, die Funktion seiner Schalter und Drehknöpfe zu begreifen.
    Jay flüsterte ihr zu: »Wenn Sie ein Ventil öffnen, könnte die Säure zwar irgendwohin abfließen, aber das könnte die Verdammten in eine noch fatalere Lage versetzen. Sie könnten in einem anderen Tank enden, aus dem es möglicherweise gar kein Entkommen gibt.«
    Ihr Gewehr hatte recht. Einige schreckliche Szenarien kamen ihr in den Sinn. Sie stellte sich einen großen Schlammklumpen vor, der in einem engen Abschnitt einer Rohrleitung irgendwo in der Nähe stecken blieb. Die verdammten Seelen würden sich in ihrem engen Gefängnis gegeneinanderdrücken, während sie versuchten, sich zu regenerieren. Im schlimmsten Fall würde

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