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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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zurück.
    Vee stand auf, beugte sich über das Wesen und sah, wie die überlappenden Wunden, die sie ihm zugefügt hatte, die mittlere Körperregion förmlich auseinanderklaffen ließen, als sie ihr Messer herauszog. Sein Inneres glich den papierenen Schichten eines Wespennests und enthielt keine Eingeweide – es enthielt eigentlich so gut wie gar nichts, obwohl sie offensichtlich genug Schaden hatte anrichten können, um den Insektengolem zu töten.
    Damit der Dämon nicht zu schnell entdeckt wurde, steckte Vee das Messer weg, zog an seinen Beinen und schleifte den vogelscheuchenhaften Körper in das Labor, in dem sie Jay zurückgelassen hatte. Dann drehte sie sich um und fühlte das Zyklopenauge auf sich haften, das ihre Handlungen vom flimmernden Bildschirm aus aufmerksam beobachtete.
    »Wir sollten schnell von hier verschwinden«, riet seine Stimme wie aus weiter Entfernung. War sein Ton etwas unterkühlt?
    »Warum?«
    Sein Auge wich der Aufnahme einer Sicherheitskamera. Sie zeigte einen vermüllten Korridor, in dem zwei Drohnendämonen patrouillierten. Beide trugen die schwarzen Maschinenpistolen, die sie aus den aufgezeichneten Erinnerungen kannte, die Jay für sie abgespielt hatte. Das Knochengewehr sagte: »Das ist ein Korridor, der unmittelbar an den angrenzt, in dem wir uns gerade aufhalten. Die Drohnen nähern sich. Wenn Sie sich beeilen, können wir zum Aufzug zurückkehren und hoffen, dass er uns rechtzeitig die Flucht ermöglicht.«
    »Und wenn nicht?«, wollte Vee wissen. Dann erstarrte sie, als eine der Drohnen im Korridor abrupt stehen blieb und ihr Gesicht in Richtung der Kamera hob, die offenbar direkt unterhalb der Decke befestigt war.
    Das Bild zeigte wieder Jays Auge. »Das war dumm von mir«, sagte er. »Die Drohne hat gemerkt, dass die Kamera aktiviert wurde. Wir müssen dringend verschwinden.«
    »Stimmt«, erkannte Vee, doch sie hatte eine andere Idee. Sie trennte Jay vom Netz und ließ sein Interface wieder in den Korpus zurückschnellen. Dann flitzte sie in den Gang zurück. Doch anstatt sich in Richtung der Brücke zu bewegen, die zum ehemaligen Nachbargebäude führte, stürzte sie zurück in das Labor, das sie eben erkundet hatte.
    Sie ließ sich auf den Boden fallen, zog den umgestürzten Aktenschrank näher vor den freigelegten Lüftungsschacht und kroch dann durch das dicke, trockene Bett aus Unkraut in ihn hinein. Unbeholfen streckte sie den Arm aus der Öffnung und zog den Schrank etwas weiter an die Wand heran, um das Loch vor zufälligen Blicken zu schützen. Dann wandte sie sich nach vorn und kroch tiefer in die enge Dunkelheit des Tunnels. Der kühle Luftzug wehte ihr den muffigen Geruch der üppig wuchernden, farblosen Vegetation entgegen, die sie unter ihren Händen und Knien zerquetschte.

24. Die Schächte
    S ie kroch in völliger Dunkelheit weiter und zuckte bei jedem Knirschen und Rascheln zusammen, das ihre Fortbewegung verursachte. Die Geräusche ließen sich nicht vermeiden. Bald bemerkte sie, dass gelegentlich etwas über ihre Handrücken krabbelte. Dabei konnte es sich unmöglich nur um die kitzelnden Stängel der Vegetation handeln. Das Bild der rötlichen Riesentausendfüßler, die an den in Gehwegplatten eingeschlossenen Verdammten knabberten, schoss ihr wieder durch den Kopf. Doch Vee ahnte, dass es in diesem Fall etwas sein musste, das aus dem Grundstoff entstand. Simple Kreaturen wie diese Klettendinger, die sie gesehen hatte, nur dass sie diesmal beweglich waren. Sie erschauderte, doch trotz ihres Ekels hoffte sie, keine der Kreaturen zu zerquetschen, falls sie wirklich aus der Substanz des Schöpfers hervorgegangen waren.
    Das einzige Licht, das in den Schacht drang, wenn auch schwach und in größeren Abständen, stammte aus anderen Lüftungsschächten, die an beleuchteten Räumen endeten. Weitere Labore und Büros, zertrümmert und zerlegt, manche sogar mit grellen Graffitis an den Wänden, die wie die »Tags« von irdischen Jugendgangs wirkten.
    Dann endete der Schacht unvermittelt in einer Sackgasse, wie Vee schmerzhaft herausfand, als sie mit der Stirn frontal gegen eine Metallwand knallte. Sie fluchte lautlos und befürchtete schon, zurückkriechen zu müssen (und zwar rückwärts), als eine leichte Brise sie darauf aufmerksam machte, dass direkt über ihrem Kopf ein senkrechter Schachtabschnitt verlief. Sie konnte aufstehen und ihren geschundenen Rücken ausstrecken. Sie starrte hinauf und bemerkte Lüftungsgitter, die ein dämmriges Licht

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