Der Untergang der Hölle (German Edition)
sprühten die Funken.
Aus diesem Wirrwarr schälte sich ein Mann heraus und schritt auf Vee und den Maschinendämon zu. Er war schlaksig und mit einem ölfleckigen, kurzärmligen Oberteil und einer weit geschnittenen Hose bekleidet, was an die typisch grüne Krankenhauskleidung erinnerte. Sie erkannte sein Gesicht aus ihrem virtuellen Zusammentreffen im verlassenen Einkaufszentrum wieder – und aus seinen Erinnerungen.
Ja, dachte sie und fand ihren früheren Eindruck bestätigt. Ein auf attraktive Weise gealterter Kevin Bacon. Wie alt mochte er sein? Schätzungsweise Ende 30, Anfang 40.
In Armdrans Gesicht blitzte sein krauses, sympathisches Lächeln auf. »Hallo Vee.«
»Selber hallo«, sagte sie und versuchte, eine strenge Miene aufzusetzen. »Sie haben ihnen also gesagt, dass ich komme, hm?«
Er blieb vor ihr stehen. »Hey … das musste ich doch wohl, oder nicht? Und jetzt sind Sie hier, nicht wahr? Offensichtlich haben Sie es heil durch die Musterung geschafft.«
»Zu meinem Glück. Und jetzt wollen Sie es wiedergutmachen, indem Sie für mich den Fremdenführer geben oder so etwas?«
»Oder so etwas. Sie wissen schon, wir können Sie nicht einfach blind in der Stadt herumirren lassen, ohne Ihnen in der Anfangsphase jemanden zur Seite zu stellen.«
»Sie meinen, man kann mich unmöglich allein herumlaufen lassen und muss mir in der Anfangsphase einen Aufpasser zur Seite stellen.«
»Hey!« Armdran grinste und hob die Hände. »Kommen Sie schon … wenn Sie nicht so misstrauisch sind, muss ich es auch nicht sein.«
»Also, was machen Sie hier?« Sie zeigte auf die geschäftige Umgebung.
»Oh, wir arbeiten an allen möglichen Projekten.«
»Ich meine Sie persönlich. Sie erzählten mir, Sie hätten mit der Archivierung von Erinnerungen zu tun.«
»Das ist eins der Projekte, an denen ich beteiligt war, ja. Möchten Sie Ihre eigenen Erinnerungen wiederherstellen? Sie sagten mir ja, Sie hätten fast alles vergessen. Ich glaube, ich könnte Ihnen helfen, wissen Sie.«
»Wie denn?«, fragte sie vorsichtig.
»Es gibt eine Maschine, die den Dämonen gehörte – sie wurde zum Foltern eingesetzt, aber ich habe mitgeholfen, sie für positivere Einsatzmöglichkeiten anzupassen.«
»Was sind Sie, so eine Art verrückter Wissenschaftler? Aus Ihren Aufzeichnungen habe ich einen anderen Eindruck gewonnen.«
»Als Sie mich gesehen haben, arbeitete ich als Maschinenjustierer in Nachtschicht für einen Arzneimittelhersteller. Ich war geschieden, stand kurz davor, mein Haus zu verlieren … Ich musste sogar meinen Hund weggeben, um zu verhindern, dass man ihn einschläferte. Es ist merkwürdig, aber ich bin nicht der Einzige, der so empfindet – in der Hölle habe ich mich praktisch neu erfunden. Alles wurde verbrannt und ich musste von vorne anfangen, aber ich bin besser geworden, als ich es im Leben je war. Hier habe ich das Gefühl, sinnvolle Dinge zu tun. Ich fühle mich als Teil einer Gemeinschaft, was vorher nie wirklich der Fall gewesen ist. Zu Lebzeiten war ich eher ein Einzelgänger, habe mich in Gegenwart anderer Menschen nicht wohlgefühlt. Ich schätze, 2000 Jahre haben mir geholfen, meine soziale Kompetenz zu verbessern.« Er zuckte die Achseln. »Überhaupt alles zu verbessern.«
»Das klingt ziemlich ironisch. In der Hölle soll man doch gebrochen und nicht neu erschaffen werden.«
»Nun, es ist so wie mit der Maschine, von der ich erzählt habe. Sie wurde zum Bestrafen gebaut, aber wir haben sie in ein nützliches Werkzeug verwandelt. Also, wollen Sie sie sehen oder nicht?«
»Na klar, zeigen Sie sie mir.«
Er gab ihr ein Zeichen, ihm zu folgen, und als sie die weite Fläche durchschritten, schaute Vee zurück und sah, dass der Roboter sie nicht begleitete. »Hier gibt es eine Menge dieser Maschinendämonen. Ich hätte gedacht, dass sie die Letzten wären, die sich mit Menschen einlassen.«
»So war es gedacht, als sie entworfen wurden, aber interessanterweise ist das exakte Gegenteil eingetreten. Viele von ihnen nehmen es übel, dass ihre Seelen – nun ja, Dämonen besitzen ja keine Seelen, also sage ich lieber: ihre Bewusstseine – in eine mechanische Form eingesperrt wurden. Sie teilten also in gewisser Weise das Schicksal der gefangen genommenen Verdammten. Und Sie sind schließlich selbst mit einem Dämonengewehr als Sidekick hier eingetroffen, nicht wahr?«
»Ja. Und wo wir gerade darüber reden, wann kann ich meinen Sidekick zurückbekommen?«
»Nur unsere Sicherheitsleute dürfen
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