Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
Vom Netzwerk:
war. Es gab noch einen weiteren, sogar noch erstaunlicheren Unterschied, aber bevor Armdran darauf einging, erklärte er: »Wir befinden uns nun an der äußersten Grenze des Konstrukts und dieser Fahrstuhlschacht existiert offiziell gar nicht. Er war seinerzeit einer der zentralen Lüftungs- und Versorgungsschächte. Nun, diesen Zweck erfüllt er immer noch, aber wir haben ihn auch zu einem Fahrstuhlsystem umgebaut.« Sie gingen näher heran, während andere Menschen und Dämonen um sie herum ihrer Arbeit nachgingen.
    »Wir wollten zur Sicherheit keine bereits existierenden Aufzüge benutzen. Dieser hier hält nur auf wenigen ausgewählten Ebenen und dort sind die Zugänge getarnt. Soweit wir wissen, weiß niemand außerhalb unserer Kolonie davon. Zumindest hat noch niemand versucht, durch eine der angrenzenden Wände zu brechen, um einzudringen. Wir haben gute Arbeit geleistet, die Laufruhe zu optimieren – er fährt schön geschmeidig.« Er sagte es mit dem Stolz eines Menschen, der seinen Teil dazu beigetragen hatte. »Die Zugänge zum Schacht, sogar die kleinsten Öffnungen und Gitter auf allen anderen Stockwerken sind versiegelt, abgesehen von den Stationen, an denen der Fahrstuhl hält. Außerdem sind an neuralgischen Punkten Kameras im Schacht montiert.«
    »Aber was zur Hölle transportiert er?« Vee stellte die naheliegendste Frage. »Das sieht aus wie … eine Kirche.«
    Ein Gebilde stand auf der Fahrstuhlplattform, die Schienen als Unterbau zu besitzen schien, um horizontale Bewegungen zu ermöglichen. Die Konstruktion wies die Form einer kleinen schmalen Kathedrale mit einer Anordnung von Türmen und Erkern auf. Sie wirkten so zackig und bedrohlich wie Messerklingen oder Pfeilspitzen. Die meisten von ihnen waren entweder verbogen, stark verformt oder ganz oder teilweise abgebrochen.
    Das Bauwerk schien aus zahllosen Maschinenteilen zusammengeschweißt worden zu sein, als hätte man Altmetall vom Schrottplatz zu einem abstrakten Kunstwerk vereint und anschließend schwarz angestrichen, wenngleich es mittlerweile stark von Rostflecken in Mitleidenschaft gezogen wurde. Dampf trat aus verschiedenen Gittern und kleinen Öffnungen aus. Vee fand, dass es wie eine uralte Dampflokomotive wirkte, die mit einer der merkwürdigen Jugendstilkathedralen von Antoni Gaudi eine künstlerische Liaison eingegangen war. An den Seiten prangten Bogenfenster mit rotfleckigem Glas. Ein Guckloch aus rotem Glas saß über den vorderen Flügeltüren, auf denen eine Inschrift zu lesen stand: MACHST DU’S DOCH SELBST, DAS FRATZENGEISTERSPIEL! – GOETHE.
    »Sie haben sie Schwarze Kathedrale getauft«, verriet Armdran, »und wie ich schon erwähnte, war sie als Stätte der Bestrafung gedacht – eine mobile Folterkammer. Sie bewegte sich auf Schienen durch die Straßen dämonischer Städte, machte hier und dort für eine Weile Station, und Verdammte wurden willkürlich zusammengetrieben und hineingeführt.
    Die Folter war nicht körperlicher Natur. Die Insassen wurden mit einem System verbunden, das sie zwang, ihre traurigsten oder schrecklichsten Erinnerungen noch einmal zu durchleben. Davon hatte ich Ihnen erzählt – wir haben diese Technologie angepasst, um uns bei der Gewinnung von Erinnerungen zu wohltätigeren Zwecken behilflich zu sein und unsere Schnittstelle zum Netz zu perfektionieren.«
    »Aber warum bewahren Sie dieses Bauwerk in einem Fahrstuhl auf?«, wollte Vee wissen, während sie beobachtete, wie ein Roboterdämon inmitten eines Funkenregens eine Metallplatte an die Seite des eisernen Bauwerks schweißte. Stromkabel ragten aus den angelehnten Vordertüren und waren über die eiserne Eingangstreppe verlegt, an deren unterem Ende sie an etwas angeschlossen waren, das eine Diagnosestation auf Rädern zu sein schien. Ein menschlicher Arbeiter beugte sich über die Displays und Tastaturen.
    »Wie ich schon sagte, es ist mobil. Es ist ein Gefährt. Und abgesehen von allem, was uns sein kluger Computer gelehrt hat, ist es auf andere Weise zum wichtigsten Werkzeug für mein eigenes kleines Lieblingsprojekt geworden. Allerdings auch das erst nach gründlicher Überarbeitung.«
    »Und was ist das für ein Projekt?«
    »Kommen Sie mit.« Armdran führte sie geradewegs auf die geräumige Fahrstuhlplattform und Vee folgte ihm zur Rückseite des eisernen Gebäudes. Hier war die Korrosion viel weiter fortgeschritten; das mechanische Gebilde wirkte an vielen Stellen geflickt und nachträglich verstärkt. Doch Vees Aufmerksamkeit

Weitere Kostenlose Bücher