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Der Untergang der islamischen Welt

Der Untergang der islamischen Welt

Titel: Der Untergang der islamischen Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hamed Abdel-Samad
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Ägypten als ein rassistisches Land bezeichneten oder zum Boykott aufgerufen hätten. Nach jedem Terroranschlag legten Muslime viel Wert darauf zu betonen, dass es eine Einzeltat war und dass der Islam mit Gewalt und Terrorismus nichts zu tun hat. Warum bestehen sie nun darauf, den Mordfall Marwa Al-Sherbini als kollektive deutsche Schuld zu werten? Auch wenige Monate vor Marwas Tod starb in Ägypten eine siebzehnjährige französische Touristin durch einen Terroranschlag in Kairo. Auch sie war ein Opfer des islamistischen Hasses und Rassismus. Aber ihre Familie trauerte still und missbrauchte den Fall nicht für den Kulturkampf. Wer kennt schon heute den Namen dieser französischen Studentin? Wer kennt Cécile Vannier?
    Im Februar 2010 wurden zwei ägyptische Emigranten unter verblüffend ähnlichen Umständen umgebracht. Der eine starb in Mailand während einer Schlägerei mit einem lateinamerikanischen Jugendlichen, der andere wurde willkürlich von einem pubertären Saudi in Saudi-Arabien erschossen. Während die emotionalen Nachrichten über den Tod des Ersteren in Mailand tagelang die Schlagzeilen in Ägypten bestimmten, wurde über den Tod des anderen kaum berichtet. Nur zwei oder drei Zeitungen schrieben wenige Zeilen über den tragischen Fall, ganz versteckt, als schämten sie sich, Saudi-Arabien mit einem Mord in Verbindung zu bringen, schrieb der ägyptische Journalist Hamdy Al-Husseini über die Doppelmoral der Medien. Es schien, als spielte der Tote in beiden Fällen eine Nebenrolle, wichtig sei dagegen lediglich die Frage, wo und durch wen er ums Leben kam. Auch die Vergeltungsaufrufe gingen nur in Richtung Italien, über den Toten von Saudi-Arabien wurde kaum getrauert. Dieses Interesse für den Toten in Europa kam nicht nur aus den Medien, sondern auch aus der Politik. Der Präsident des Senats erschien nur in dem einen Fall persönlich bei der Überführung des Toten nach Ägypten.
    Auch Muslime in Deutschland versuchten, aus dem Mordfall Marwa Al-Sherbini Kapital zu schlagen. Zahlreiche muslimische Würdenträger kamen zur Eröffnung des Prozesses in Dresden. Man wollte auf das schon ohnehin stark strapazierte, vereiterte deutsche Gewissen drücken. Eine Muslimin ist in Deutschland umgebracht worden, jetzt fehlen uns nur noch 5 999 999 Opfer, um mit den Juden gleichgesetzt zu werden.
    Ja, man wird den Eindruck nicht los, dass viele muslimische Intellektuelle in Europa, wie etwa der Schweizer Islamwissenschaftler Tariq Ramadan, unter Holocaustneid leiden. Sie lassen keine Gelegenheit aus, die Situation der Muslime in Europa heute mit der Lage der europäischen Juden im neunzehnten Jahrhundert oder sogar im Dritten Reich zu vergleichen. Viele versuchten nun, den Fall der »Kopftuchmärtyrerin« zu instrumentalisieren, um die Meinungsfreiheit im Westen zu beschneiden und Islamkritik zu unterbinden.
    In Dresden wollten die Muslime angeblich nur Solidarität mit dem Opfer, mit ihrer »Schwester«, zeigen. Aber wo ist diese Solidarität mit Muslimen, die täglich durch Terroranschläge in Pakistan und Irak ums Leben kommen? Wo war diese Präsenz der Muslime im Mordfall Hatun Sürücü, die im Namen der Ehre vom eigenen Bruder vor einigen Jahren mitten in Deutschland ermordet wurde? War sie nicht auch ihre »Schwester«? War das nicht auch ihr Blut? Oder ist das muslimische Blut nur teuer, wenn Fremde es vergießen? Oder ist das Kopftuch die trennende Linie zwischen teurem und billigem Blut?
    Das Opfer von Dresden, Marwa Al-Sherbini, glaubte an die deutsche Justiz, ihr Mörder nicht. Der 28 -jährige Russlanddeutsche verkroch sich in sein enges hasserfülltes Weltbild und spann seine Verschwörungstheorien. Er war nicht in der Lage, sich mit seiner eigenen Unfähigkeit zu konfrontieren und projizierte sie auf andere; eine Geschichte, die wir tausendfach aus den Lebensläufen islamistischer Fanatiker kennen. Die vielen Muslime, die mit ihren Demonstrationen Marwa ehren wollten, sind nicht wie sie den Weg der Gerechtigkeit gegangen, sondern ahmten in Wirklichkeit nur ihren Mörder nach und lebten wie er in einer Welt voller Hassparolen und Verschwörungstheorien.
    Bald bekam der Täter seine gerechte Strafe, und wir alle haben Marwa und ihren Fall beinahe vergessen. Die Deutschen kehrten zu den langweiligen Diskussionen über Steuersenkung und den Untergang der SPD zurück, und Muslime werden irgendwann ein neues Opfer finden, das sie beweinen können. Dann werden sich die üblichen Verdächtigen Wolfgang

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