Der Untergang der islamischen Welt
ihn verlassen. Auch eine deutsche philologische Studie, ebenfalls von einem unter Pseudonym, Christoph Luxenberg, schreibenden Libanesen verfasst, geht davon aus, dass der arabische Korantext viele syroaramäische Worte enthält, die unter arabischen Christen und in christlichen Liturgien bekannt waren. Manche dieser Worte würden von Arabern nicht verstanden und deshalb falsch übersetzt. Das berühmteste Beispiel hierfür liefert Luxenberg mit dem Wort
huri,
das im Arabischen als die Jungfrau, die der gläubige Mann im Paradies zur Belohnung bekommt, falsch übersetzt wird. Im Syroaramäischen bedeutet
huri
weiße Trauben. Pech für die Selbstmordattentäter, die sich zweiundsiebzig Stück davon erhoffen. Auch Luxenberg geht davon aus, dass dem Koran ein christlicher Urtext als Grundlage vorlag.
Abgesehen von den beiden Thesen, die vielen Muslimen nur als »Da Vinci Code«-Imitate vorkommen, bleibt es eine Tatsache, dass der Koran nicht im luftleeren Raum entstanden ist. Er wurde gewiss von seiner Umgebung beeinflusst und war eine Antwort auf ihre spezifischen Bedürfnisse. Und fest steht, dass der Koran in der Tat in Mekka, zumindest in den ersten Jahren, eher christlich ausgerichtet war, sprach von Nächstenliebe und Geduld und war Christen gegenüber, besonders Mönchen, sehr positiv eingestellt. Mohamed hatte als Wanderprediger zu dieser Zeit nie von Geboten oder Verboten geredet, sondern von Glauben, Bewunderung der Schöpfung und der Einheit Gottes. Auf Anfeindungen reagierte er eher tolerant. Als seine Anhänger ihn fragten, warum er Menschen, die ihn kränken, gut behandle, sagte er: »Vielleicht werden ihre Nachkommen an Allah glauben.« Zu dieser Zeit nannte er Juden und Christen Gläubige. Den Polytheisten von Mekka bot er sogar an: »Euch euern Glauben, und mir meinen Glauben.« Doch mit dieser Haltung war er erfolglos. Nach dreizehn Jahren war die Zahl seiner Anhänger sehr gering. Die meisten von ihnen waren Arme und Sklaven.
Dies sollte sich ändern, als Mohamed von Mekka nach Medina zog. Dort errichtete er eine Gemeinde nach dem Modell der dort seit Generationen lebenden jüdischen Stämme. War der Islam in Mekka christlich, so wurde er in Medina jüdisch. Dort entdeckte man die Vorzüge des Gesetzes und der religiösen Rituale. In Medina wurde die erste Moschee des Islam errichtet. Die Juden in Medina lebten nach dem jüdischen Gesetz
Halakhah,
was »der Weg« bedeutet. Das war die Vorlage für ein Wort, das bis heute die Welt in Atem hält, nämlich
Scharia.
Auch dieses Wort bedeutet ganz zufällig »der Weg«. Wie die Juden fingen die Muslime an zu fasten und wählten Jerusalem als ihre Gebetsrichtung. Ebenfalls nach jüdischem Vorbild verbot Mohamed seinen Anhängern den Verzehr von Schweinefleisch und den Geschlechtsverkehr mit der Ehefrau während der Menstruation. Auch die Bestrafung der Ehebrecher durch Steinigung im Islam ist auf die jüdische Tradition zurückzuführen. In Medina entstand eine Ideologie der Reinheit.
Dadurch wollte Mohamed den Juden entgegenkommen, damit sie ihn als Propheten anerkennen, was seiner Bewegung einen gewaltigen Schub bei der Islamisierung Arabiens gegeben hätte. Doch die in Medina lebenden jüdischen Gemeinschaften blieben auf Distanz zu ihm und verbündeten sich sogar, laut der islamischen Historiographie, mit Mohameds Feinden aus Mekka, die ihn vertrieben hatten. Spätestens da kam es zu einem Paradigmenwechsel. Zunächst verbot Mohamed seinen Anhängern Alkohol und Wucherei, um zum einen die Unabhängigkeit der jungen muslimischen Gemeinde zu garantieren und zum anderen um die Alkohol- und Geldleihe-Geschäfte der Juden zu beschädigen. Plötzlich wurde die Sprache des Koran Juden gegenüber sehr polemisch und feindselig. Nachdem sie zunächst »gläubige Leute des Buches« genannt worden waren, wurden sie nun »Verfälscher des Buches«. Die Feinseligkeit steigerte sich dermaßen, dass der Koran die Juden Kinder der Affen und Schweine nannte. Drei Stämme wurden aus Medina verbannt, der vierte wurde des Hochverrats beschuldigt, auf ein Urteil eines Gefährten Mohameds hin wurden mehr als sechshundert kampffähige Männer des Stammes massakriert. Medina war frei von Juden, und die Gebetsrichtung wurde von Jerusalem nach Mekka verlegt. Damit begann das Unternehmen »Säuberung Arabiens«. Die Halbinsel sollte von allen Ungläubigen befreit sein, um als Basis für das islamische Reich, das expandieren sollte, zu dienen. Dies war die zweite Saat des
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