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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Behüter-Umhang angelegt. Sein Gesicht war reglos, eine steinerne Maske. Sie nahm sich nur die Zeit, ihren Umhang zu holen, blaue, mit Samt gefütterte Seide, und sie gingen schweigend los zu den dunklen Ställen, in denen ihre Pferde standen; ihre rechte Hand ruhte leicht auf seinem linken Handgelenk. Die Luft roch nach Heu und Pferden und Pferdemist, wie es in Ställen so üblich war.
    Ein schlanker, allmählich kahlköpfig werdender Pferdek necht mit einer mehr als nur einmal gebrochenen Nase seufzte, als Lan ihm befahl, Mandarb und Liebesknoten zu satteln. Eine grauhaarige Frau fing an, an Nynaeves kräftiger brauner Stute zu arbeiten, während drei der älteren Männer sich bemühten, Lans großen schwarzen Hengst zu satteln und aus seiner Box zu holen.
    »Ich will, dass du mir etwas versprichst«, sagte Nynaeve leise, während sie warteten. Mandarb tänzelte herum, sodass der dicke Bursche, der dem Hengst den Sattel auf den Rücken wuchten wollte, hinterherrennen musste. »Einen Schwur. Ich meine das ernst, Lan Mandragoran. Wir sind nicht länger allein.«
    »Was soll ich denn schwören?«, fragte er misstrauisch.
    Der Stallbursche mit dem schwindenden Haar rief zwei weit ere Männer zu Hilfe.
    »Dass du nach Fal Moran reitest, bevor du die Fäule betrittst, und dass du jeden, der mit dir reiten will, auch mitreiten lässt.«
    Sein Lächeln war schmal und traurig. »Ich habe mich immer geweigert, Männer in die Fäule zu führen, Nynaeve. Es gab Zeiten, da ritten Männer an meiner Seite, aber ich würde nie…«
    »Wenn Männer einst mit dir geritten sind«, unterbrach sie ihn, »können auch wieder Männer mit dir reiten. Deinen Schwur, oder ich schwöre, dass ich dich den ganzen langen Weg bis nach Schienar reiten lasse.« Die Frau schnallte Liebesknotens Sattelgurt fest, aber die drei Männer bemühten sich noch immer, Mandarb den Sattel aufzulegen und zu verhindern, dass er die Satteldecke wieder abschüttelte.
    »Wie weit südlich in Schienar willst du mich zurücklass en?«, fragte er. Als sie keine Antwort gab, nickte er. »Also gut, Nynaeve. Wenn es das ist, was du willst. Ich schwöre beim Licht und bei meiner Hoffnung auf Wiedergeburt und Errettung.«
    Es fiel sehr schwer, nicht vor Erleichterung zu seufzen. Sie hatte es geschafft, und das ohne zu lügen. Sie bemühte sich, nach Egwenes Wünschen zu handeln und sich zu verhalten, als hätte sie bereits die Drei Eide auf den Eidstab abgelegt, aber es war sehr schwer, mit einem Ehemann umzugehen, wenn man nicht einmal dann lügen durfte, wenn es absolut nötig war.
    »Küss mich«, sagte sie und fügte hastig hinzu: »Das war kein Befehl. Ich will bloß meinen Mann küssen.« Ein Abschiedskuss. Später würde dafür keine Zeit sein.
    »Vor all den Leuten?«, sagte er und lachte. »Dazu warst du doch immer zu schüchtern.«
    Die Frau war mit Liebesknoten fast fertig, und einer der Stallburschen hielt Mandarb so ruhig, wie er konnte, während die anderen beiden eilig die Schnallen schlossen.
    »Sie sind zu beschäftigt, um etwas zu sehen. Küss mich, oder ich glaube, du bist derjenige, der zu…« Seine Lippen schnitten ihr die Worte ab. Ihre Zehen krümmten sich.
    Einige Zeit später lehnte sie an seiner Brust, um wieder zu Atem zu kommen, während er ihr Haar streichelte. »Vielleicht können wir noch eine letzte Nacht in Schienar haben«, murmelte er leise. »Es könnte einige Zeit dauern, bevor wir wieder zusammen sind, und ich werde es vermissen, den Rücken zerkratzt zu bekommen.«
    Ihr Gesicht wurde heiß, und sie stieß sich unsicher auf den Beinen von ihm ab. Die Stallburschen waren fertig und starrten bezeichnend auf den strohbedeckten Boden, aber sie waren nahe genug, um ihnen möglicherweise zuzuhören!
    »Ich glaube nicht.« Sie war stolz, dass sie nicht atemlos klang. »Ich will Rand nicht so lange mit Alivia allein lassen.«
    »Er vertraut ihr, Nynaeve. Ich verstehe es zwar nicht, aber so ist es, und nur darauf kommt es an.«
    Sie schnaubte. Als ob ein Mann je gewusst hätte, was gut für ihn ist.
    Ihre kräftige Stute wieherte unbehaglich, als sie an toten Trollocs vorbei zu einer Stelle nicht weit vom Stall entfernt ritten, die sie gut genug kannte, um ein Wegetor zu weben. Mandarb, ein ausgebildetes Schlachtross, reagierte überhaupt nicht auf das ganze Blut und den Gestank und die riesigen Leichen. Der schwarze Hengst schien so ruhig wie sein Reiter zu sein, jetzt, da Lan auf seinem Rücken saß. Das konnte sie nachvollziehen. Lan hatte

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