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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Raum etwas größer erscheinen. Zwar nur ein bisschen, aber jeder Fingerbreit war eine segensvolle Erleichterung. Im Bund lag Sorge.
    Muss raus, jammerte Lews Therin. Muss hier raus.
    Er stählte sich gegen das, von dem er wusste, dass es kommen würde, hütete sich vor jedem Versuch Lews Therins, ergriff die männliche Hälfte der Wahren Quelle, und Saidin strömte in ihn hinein. Hatte der Verrückte versucht, es zuerst zu ergreifen? Er hatte es berührt, da gab es keinen Zweifel, aber es gehörte Rand. Flammenberge brachen zu feurigen Lawinen zusammen und wollten ihn verbrennen. Wellen, die Eis warm erscheinen ließen, versuchten ihn in sturmgepeitschten Meeren zu zerschmettern. Er badete darin, plötzlich so lebendig, als wäre er die ganze Zeit zuvor schlaf gewandelt. Er konnte den Atem eines jeden im Raum Anwesenden hören, er konnte das große Banner oben auf dem Stein so deutlich sehen, dass er beinahe die einzelnen Fäden wahrnehmen konnte. Die zweifache Verletzung in seiner Seite pulsierte, als würde sie versuchen, sich aus seinem Körper zu reißen, aber mit der Macht, die ihn erfüllte, konnte er diesen Schmerz ignorieren. Er hätte selbst einen Schwertstoß ignorieren können.
    Doch mit Saidin kam die unweigerliche wilde Übelkeit, das beinahe überwältigende Verlangen, sich zusammenzukrümmen und jede Mahlzeit auszuspucken, die er je zu sich genommen hatte. Sie ließ seine Knie zittern. Er kämpfte so hart dagegen an wie gegen die Macht, und Saidin musste immer bekämpft werden. Ein Mann unterwarf Saidin seinem Willen, oder es vernichtete ihn. Einen Augenblick lang stieg in ihm das Gesicht des Mannes aus Shadar Logoth auf. Er sah wütend aus. Und kurz davor, sich zu übergeben. Ohne den geringsten Zweifel war er sich in diesem Augenblick Rand bewusst, so wie Rand sich seiner bewusst war. Nur eine winzige, haardünne Bewegung, und sie würden sich berühren. Weniger.
    »Was ist los?«, wollte Nynaeve wissen, kam näher heran und schaute besorgt zu ihm auf. »Du bist ganz grau im Gesicht.« Sie griff nach seinem Kopf, und er bekam überall eine Gänsehaut.
    Er schob ihre Hände zurück. »Mir geht es gut. Tritt zurück.« Sie blieb stehen und schenkte ihm einen jener Blicke, die Frauen in den Gürteltaschen bei sich trugen. Dieser hier besagte, dass sie wusste, dass er sie anlog, es aber nicht beweisen konnte. Übte sie diese Blicke vor dem Spiegel?
    »Tritt zurück, Nynaeve.«
    »Es geht ihm gut, Nynaeve«, sagte Min, obwohl auch ihr Gesicht einen grauen Schimmer aufwies und sie beide rotbehandschuhte Hände gegen den Körper presste. Sie wusste Bescheid.
    Nynaeve schnaubte, rümpfte geringschätzig die Nase, aber sie ging ihm endlich aus dem Weg. Vielleicht hatte Lan endgültig genug gehabt und war weggelaufen. Nein, das bestimmt nicht. Lan würde sie nicht verlassen, es sei denn, sie sagte es ihm, und dann auch nur so lange wie nötig. Wo auch immer er steckte, Nynaeve wusste es und hatte ihn vermutlich aus eigenen Beweggründen dort hingeschickt. Aes Sedai und ihre verdammten Geheimnisse.
    Er lenkte die Macht, von Feuer berührter Geist, und der bekannte vertikale silbrige Strich erschien am Fuß des Bettes und schien sich zu einem undeutlichen Ausblick auf massive, in Dunkelheit gehüllte Säulen zu dehnen. Licht aus dem Gasthauszimmer sorgte für die einzige Beleuchtung. Die Öffnung stand nur wenige Fingerbreit über dem Boden und war nicht größer als die Zimmertür, doch sobald sie völlig geöffnet stand, warfen sich drei bereits verschleierte Töchter hindurch und zogen dabei die Speere, und Rands Haut kribbelte, als Alivia hinter ihnen hersprang. Ihn zu beschützen war eine selbst auferlegte Pflicht, aber eine, die sie genauso ernst nahm wie die Töchter.
    Aber hier würden keine Gefahren warten, kein Hinterhalt, also trat er hindurch und ein Stück tiefer. Am anderen Ende stand das Wegetor mehr als einen Fuß über den großen grauen Steinfliesen, die er nicht mehr hatte beschädigen wollen, als er es ohnehin schon getan hatte. Das war das Herz des Steins, und mit der Macht in ihm und durch das Licht, das durch das Wegetor aus dem Zimmer im Gasthaus zum Drachen quoll, konnte er das schmale Loch in einem der Steine sehen, wo er Callandor in den Boden gerammt hatte. Wer es zieht, soll ihm folgen. Er hatte lange und ausgiebig nachgedacht, bevor er Narishma losgeschickt hatte, um ihm Callandor zu bringen. Aber auch wenn die Prophezeiungen besagten, dass der Mann ihm folgen würde, heute war

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