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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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falls er sich als dreckiger Trunkenbold erweist, der nach jedem zweiten Satz zur Reling rennen und seinen Magen ausleeren muss. Die Botschafterin, die ich zum Coramoor schicke, wird jemand sein, die weiß, wie man Befehlen gehorcht.« Pelanna schnalzte mit der Zunge und grinste hämisch. Sie glaubte, alle anderen wären so wie sie.
    Shalon tätschelte beruhigend Harines Schulter, aber das brauchte sie gar nicht. Beim Coramoor bleiben? Es war ihr einfach nicht gelungen, den anderen - nicht einmal Shalon - die groben Methoden der Aes Sedai Cadsuane, ihren Willen durchzusetzen, zu erklären, oder ihren völligen Mangel an Respekt für Harines Ehre. Sie war nur dem Namen nach die Botschafterin der Athaʹan Miere gewesen, gezwungen, zu jeder Melodie zu tanzen, welche die Aes Sedai pfiff. Sie war bereit zuzugeben - wenn auch nur vor sich selbst -, dass sie beinahe vor Erleichterung geweint hatte, als ihr klar geworden war, dass diese verfluchte Frau sie gehen lassen würde. Davon abgesehen trafen die Visionen dieses Mädchens immer ein. Das hatte die Aes Sedai gesagt, und sie konnten nicht lügen. Es reichte aus.
    Turane schlüpfte in die Kabine und verbeugte sich vor Zaida. »Der Botschafter des Coramoors ist eingetroffen, Herrin der Schiffe. Er… er ist auf dem Achterdeck aus einem Wegetor getreten.« Das ließ die Windsucherinnen murmeln, und Amylia zuckte zusammen, als hätte sie schon wieder die Neunschwänzige Katze der Decksherrin gespürt.
    »Ich hoffe, er hat Euer Deck nicht zu sehr beschädigt, Tur ane«, sagte Zaida. Harine trank einen Schluck Wein, um ihr Lächeln zu verbergen. Anscheinend würde man den Mann wenigstens etwas warten lassen.
    »Überhaupt nicht, Herrin der Schiffe.« Turane klang überrascht. »Das Wegetor öffnete sich einen Fuß über dem Deck, und er kam von einem der Docks in der Stadt.«
    »Ja«, flüsterte Shalon. »Mir wird klar, wie man das schaffen kann.« Sie glaubte, dass alles an der Macht wunderbar war.
    »Das muss ein Schock gewesen sein, ein steinernes Dock über Eurem Achterdeck zu sehen«, sagte Zaida. »Nun gut. Ich werde sehen, ob mir der Coramoor einen dreckigen Trunkenbold geschickt hat. Schickt ihn rein, Turane. Aber beeilt Euch nicht. Amylia, bekomme ich meinen Wein noch vor Einbruch der Dunkelheit?«
    Die Aes Sedai keuchte auf, gab ein leises Wimmern von sich, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen, und eilte los, um einen Pokal zu holen, während sich Turane verbeugte und ging. Beim Licht, was hatte Amylia getan? Augenblicke vergingen, und Zaida hatte ihren Wein, lange bevor ein Mann mit Locken, die bis zu seinen breiten Schultern reichten, die Kabine betrat. Er war keinesfalls verdreckt, und er erschien auch nicht betrunken. Am hohen Kragen seines schwarzen Mantels war auf der einen Seite eine Anstecknadel in Form eines Schwertes befestigt, während auf der anderen Seite eine rot-goldene Nadel steckte, die wie eine der Kreaturen geformt war, die sich um die Unterarme des Coramoors schlängelten. Ein Drache. Ja, so hießen sie. Ein rundes Abzeichen auf seiner linken Schulter zeigte drei goldene Kronen auf blauem Emaillegrund. Vielleicht ein Siegel? War er ein Adliger der Landgebundenen? Hatte der Coramoor Zaida tatsächlich eine Ehre erwiesen, indem er diesen Mann schickte? So wie sie Rand alʹThor kannte, bezweifelte sie, dass das absichtlich geschehen war. Es war nicht so, dass er versuchte, jeden zu brüskieren, aber er interessierte sich nur wenig für die Ehre von anderen.
    Der Mann verbeugte sich vor Zaida, aber er berührte weder Herz noch Lippen und Stirn. Nun ja, manche Unzulänglichkeiten musste man Landgebundenen eben nachsehen. »Ich entschuldige mich für mein Zuspätkommen, Herrin der Schiffe«, sagte er, »aber es erschien unnötig zu kommen, bevor ihr alle versammelt seid.« Er musste ein sehr gutes Fernglas haben, um das von den Docks aus zu beobachten.
    Zaida musterte ihn stirnrunzelnd von oben bis unten und trank ihren Wein. »Ihr habt einen Namen?«
    »Ich bin Logain«, sagte er schlicht.
    Die Hälfte der in dem Raum anwesenden Frauen atmete scharf aus, und den restlichen blieb größtenteils der Mund offen stehen. Mehr als eine verschüttete Wein. Nicht Zaida und auch nicht Harine, aber andere. Logain. Das war ein Name, den selbst die Athaʹan Miere kannten.
    »Darf ich sprechen, Herrin der Schiffe?«, fragte Amylia atemlos. Sie umklammerte den Porzellankrug so hart, dass Harine befürchtete, er könnte in ihren Händen zerbrechen, aber die

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