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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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es ist hier in ähnlicher Weise gelandet wie unser Schiff, hat mit den Triebwerken den Platz freigebrannt.« »Sam – könnten sich in unserer Bibliothek Hinweise befinden?« fragte Bruno. »Ich meine nicht auf das…«, er deutete mit dem Daumen in die Öffnung, »… auf ähnliches. Das hier könnte ja wohl auch – unirdisch sein.« »Du denkst aber – eher irdisch, nicht?« rief Friedrun.
    Bruno nickte. »Ich kann es nur nicht einordnen.« Er stand spontan auf. »Vielleicht gibt es sein Geheimnis schnell preis. Kommt, eine Stunde Zeit vor der Sturzflut haben wir noch, und der Heimweg ist ja so beschwerlich nicht mehr. – Aber äußerste Vorsicht!« Er teilte Inge noch mit, daß wir in das Schiff eindringen wollten.
    Bruno betrat die Rampe. Ein Moospolster an der Kante scherte ab, er rutschte aus und stieß sich kräftig das Schienbein. Er fluchte mit zusammengebissenen Zähnen.
    Eingedenk seiner Ermahnung konnten wir uns trotz aller Anspannung ein Lachen nicht gänzlich verkneifen.
    Wir blieben eng beieinander. Vor jedem Schritt leuchtete Bruno den gesamten Raum aus. Carlos blickte mehr nach hinten als nach vorn. Zweifelsohne befanden wir uns in einer Großschleuse, also dort, wo normalerweise aus Raumschiffen Flugapparate und Stückgüter in den Orbit oder – wie bei uns – ins Freie gebracht werden.
    Wir gewahrten die Absaugöffnungen, Spüleinrichtungen zum Desinfi
    zieren, grob ausgeführt zwar, aber vom Funktionellen her genau wie in unserem Schiff. Nur, so riesige Geräte oder Maschinen hatten wir nicht an Bord, daß wir solch großmächtige Schleuse benötigt hätten. Für einen derartigen Raumer könnte unsere FOTRANS eine Art Rettungsboot sein.
    Die Klappenhydraulik – ja, es war zweifelsfrei eine Hydraulik – zeigte sich weitgehend korrodiert.
    Interessiert betrachteten wir die Typenschilder an der Zylindern. Eine Menge normaler arabischer Ziffern konnten wir lesen, lateinische Buchstaben davor und dahinter, der konkrete Sinn jedoch blieb uns verborgen. Aber es war wohl eindeutig eine Aussage zur Leistung des Zylinders, zum Typ, zur Produktionsserie. Und es war eindeutig irdisch! Friedrun las laut die ganz unten stehende Zahl: »Zweitausendsiebenundsiebzig…«
    Wir hielten mit der weiteren Besichtigung inne. »Zweitausendsieben
    undsiebzig«, wiederholte Lisa. »Wenn es das Baujahr ist…«
    »Dann sind die Zylinder über dreihundert Jahre alt«, bemerkte Carlos lakonisch, und er lächelte dabei.
    »Würde mich nicht wundern«, bekräftigte Bruno. Er deutete auf den Fußboden, der klitschig überzogen war mit Algen, Moosen und anderen kriechenden Pflanzen. Unter einem Rohr an der Decke wuchs ein Strauch. Das Rohr wies – als einziges im Raum – blanke Metallstellen auf. Unten lagen graubraune, wollige Klumpen. Losung des Flugtieres? War hier sein Schlafplatz?
    Das zweite Schleusentor, das in das Innere des Schiffes führte, klaffte lediglich mannshoch auf. Dahinter herrschte Finsternis. Grobe, korrodierte Karabinerhaken an den Wänden und Rosthäufchen zeugten von weitgehender Verrottung. Noch erkennbare Teile eines schweren Skaphanders lagen herum…
    Wir drangen an diesem Tag bis in den Hauptkorridor dieses Nebentrums vor. Je weiter wir kamen, desto kahler wurde das Umfeld. Moos-, Flechten- und Algenbewuchs ließen nach. Dann trafen wir auf Verschmutzungen hohen Grades. Vor allem die Fußböden wiesen undefinierbare Spuren unentwegten Begängnisses auf. Man brauchte dem nur zu folgen und bekam so heraus, für welche Regionen des Schiffes sich irgendwelche Besucher interessierten.
    Das Trum, in welches wir gedrungen waren, beinhaltete offensichtlich im wesentlichen Großfrachträume. Wir nahmen an, daß sich in den Hallen, die wir bis auf zwei leer antrafen, ehemals Maschinen und Fahrzeuge befunden hatten. Verschiedene, mitunter einigermaßen erhaltene Teile wiesen darauf hin.
    In einem der beiden nicht leeren Räume stand ein vorsintflutlicher Bulldozer, der beinahe zu Staub zerfiel, als wir ihn anfaßten. Ehedem feste stählerne Teile wurden lediglich durch die Konservierungsmittel zusammengehalten.
    Als das Fahrzeug polternd zusammensackte, stiebten nicht nur erhaltene Baugruppen, Rostpartikel und Staub in alle Richtungen, sondern auch etliche kleine Tiere, wie wir sie zum Teil bereits aus dem Wald kannten. Wir nutzten die Gelegenheit und fingen einige, um sie zu untersuchen. Aber in diese Räume führten die Schmutzspuren nicht. Sie wiesen noch ein Stück im Hauptkorridor entlang und

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