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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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übermüdet, trotz oft abgebrochener, erfolgloser Tätigkeit. Offenbar eignete sich das Klima für einen längeren Aufenthalt von Menschen im Freien nicht sonderlich. Außerdem herrschte eine um fünf Achtel größere Schwere als auf der Erde, und der reichliche Sauerstoff machte auf die Dauer benommen. Dazu kam die schier unerträgliche Wärme, von der belastenden Luftfeuchte ganz zu schweigen. Ich war an Bord isoliert, so lange, bis sich herausstellen würde, daß mir das Atmen ohne Filter nicht geschadet hatte. Das konnte noch Tage dauern.
    Wir waren geschult und diszipliniert genug, um die Lage selbst richtig einschätzen zu können und unser Verhalten danach einzurichten. Bekannt war aber auch, daß sich in solchen Situationen selbst in gut harmonierenden Teams Reibereien kaum vermeiden ließen. Es bemühte sich also ein jeder redlich, seine Aufregung zu unterdrücken.
    Bruno hatte sich ebenfalls in die Sache verbissen, daraus resultierte wohl auch sein Entschluß, selbst mit zuzupacken. Wir brauchten Erfolg… Eine Bemerkung Friedruns, ob man vielleicht nicht erst das »Dorf« aus der Luft besuchen sollte, wies er unverhältnismäßig schroff zurück.

    Wir veränderten die Taktik. Carlos blieb hinter den Arbeitenden und hatte, den Werfer schußbereit, sozusagen die Oberaufsicht.
    Einen Meter vor ihm tat Lisa es ihm gleich. Sie hatte ständig hüben und drüben die beiden Übergänge zum Wald zu beobachten.
    Bruno, körperlich noch der Ausgeruhteste, arbeitete wie ein Berserker. Friedrun und ich kamen kaum nach mit dem Beräumen. Wir gingen dazu über, das Gestrüpp – bis auf die dickeren Stämme – mit dem Werfer kreuz und quer zu schneiden und einfach liegenzulassen. Der ständig dabei entstehende Qualm biß trotz der Brillen in die Augen und belastete die Atemfilter, hatte aber offenbar ein Gutes: Inge vermeldete keine Bewegung von Tieren in den Wipfeln.
    Dank Brunos Arbeitswut erreichten wir in zwei Tagen völlig erschöpft zwar, aber doch einigermaßen erfolgsfroh den Bereich des Metallkolosses, und ich behielt recht! Der Weg, den wir so hartnäckig verfolgt und mühsam freigelegt hatten, mündete an einem der Seitentrümer des Objekts, unmittelbar vor einer riesigen Luke, die heruntergeklappt eine schräge, allerdings vegetationsüberwucherte Rampe bildete. Nach innen tat sich ein lianenbefranstes dunkles Loch auf.
    »Uff«, seufzte Bruno erleichtert und drückte dann einen nach dem anderen – außer mich – an sich. Nicht eine Sekunde während dieser viehischen Arbeiten hatte er den Kommandanten herausgekehrt. Trotz der Frustration der letzten Tage, trotz zum Beispiel auch meiner mich doch ein wenig belastenden Isolierung, trotz Inges Unbill war das nicht eingetreten, was wir irgendwie befürchtet hatten, im Gegenteil, wir waren
irgendwie noch enger zusammengerückt, obwohl außerdienstlich kaum Worte gewechselt wurden. Flora zehrte sehr an unseren Kräften, an unseren Nerven offenbar noch nicht.
    Wir standen unschlüssig vor der großen Öffnung, die geheimnisvoll, scheinbar einladend, aber auch gefahrdrohend wirkte… Bruno leuchtete mit dem Handstrahler.
    Plötzlich rauschte es drin auf, und gleich darauf schwang sich ein uri
ges Tier aus dem Tor, ein Flieger, schwarz oder tief dunkelbraun, mit
vielleicht vier Meter Flügelspannweite.
Wir wichen erschrocken zurück.
    Das Tier nahm jedoch keinerlei Notiz von uns. Es flatterte, für den mächtigen Körper sehr behend, nach oben und wand sich geschickt in einer Art Kamin zwischen den Stämmen hinaus ins Freie. Offenbar war hier sein ständig benutzter Wechsel.
    Wir sahen ihm nach und konnten sogar ein Stück Himmel erblicken. Dann war das Urtier verschwunden. Blieb es das einzige, das hier hauste? Und würden sie alle uns ignorieren? Und was wir so im Vorbeiflug gesehen hatten: Das Tier schien wehrhaft, besaß ellenlange Krallen und einen mächtigen, gebogenen Schnabel.
    Bruno schlug eine Rast vor. Wir lehnten uns an, setzten uns auf die Rampe. Dann fragte er: »Kommt einem von uns eine Erinnerung?« Er vollzog eine ausholende Geste zum offenen Tor hin.
    »Ich bleibe dabei«, sagte ich, »ein Schiff, ein großer Raumkreuzer, wie
er normalerweise nur im Orbit erbaut und geparkt wird. Einige Exem
plare hat es gegeben…«
»Willst du etwa…«, warf Friedrun erregt ein.
    Carlos unterbrach. »Abgestürzt ist das Dings nicht«, sagte er bestimmt. »Nicht einmal tief eingesackt. Die Unterkanten der Trakte stehen parallel zum Boden. Ich möchte behaupten,

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