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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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rauf. Wir wollen vor dem Regen dort sein.« Es war mittlerweile Mittag. Langsam triftete die Maschine weiter, fast lautlos. Nur das Rauschen des Fahrtwindes begleitete uns.
    »Mary steht«, verkündete ich. Schon seit etlichen Minuten hatte sich der Punkt des Peilers nicht mehr bewegt.
    Wir blickten uns besorgt an. Ich glaube, ein jeder dachte an Kraken, Insekten und vielleicht auch andere, uns noch unbekannte Schrecken. »Könnten wir nicht…?« fragte Friedrun.
    »Wir können nicht«, unterbrach Bruno ihre Frage. »Wie weit, Sam?«
    »Etwa hundertfünfzig Kilometer von unserem jetzigen Standort.«
    »Halt ein Auge drauf!« ordnete Bruno an. »Und – versuche mal eine größere Auflösung – bei der Entfernung zwar witzlos…«
    Ich probierte, was Bruno mir aufgetragen hatte, schaltete eine Weile am Gerät herum, weil ich so viel Ahnung davon nicht hatte.
    Dann erschien auf dem kleinen Schirm eine andere Skale, von Linie zu Linie sollten es hundert Meter sein, und nachdem ich eine Weile intensiv beobachtet hatte, konnte ich vermelden: »Mary bewegt sich… In einem kleinen Umkreis.«
    »Sie wird den Nachbarn ihr neues Kleid zeigen«, erklärte Carlos.
    Näher als fünf Kilometer wollten wir an das »Dorf« nicht heran. Auch beabsichtigten wir nicht, auf dem Weg zu landen. Also suchten wir eine Stelle, die nicht ausschließlich hohen Baumwuchs aufwies, und nun mußten wir bis auf Inge alle hinunter und uns beeilen. Falls der Regen eher einsetzte, ließ sich die Maschine so niedrig nicht halten.
    Natürlich konnten wir Lärm nicht gänzlich vermeiden. Die stürzenden Bäume machten einen schönen Spektakel, und die Sägen kreischten. Nach einer halben Stunde war der Platz groß genug, daß wir Inge einweisen konnten.
    Als sie gelandet war, schlüpften wir sofort wieder in die Maschine, um zu beobachten. Aber außer Tiergeräuschen und später dann dem Prasseln des Regens nahmen wir nichts wahr.
    Kurz vor der Landung hatte Inge noch einmal Mary kontrolliert und keine Veränderung festgestellt.
    Wir werteten noch einige unterwegs aufgenommene Informationen aus. Mir war aufgefallen, daß wir uns in einer Region gänzlich anderen Pflanzenwuchses befanden, was möglicherweise Schlüsse auf eine Veränderung des geologischen Regimes zuließ. Aber an das dafür vorgesehene Programm, zum Beispiel Bohrungen bis in dreißig bis vierzig Meter Tiefe, konnten wir noch nicht denken. Ob wir jemals dazu kamen, würden die nächsten Tage entscheiden.
    Die Spannung ließ uns nicht ausreichend schlafen. Wenn ich munter wurde, und das geschah häufig, sah ich jedesmal im engen Raum des Flugapparates einen von uns aufrecht sitzen und aus dem Fenster starren…

    Der Weg lag etwa dreißig Meter entfernt. Wir schlugen dorthin eine Schneise, dann erst fuhren wir den Rover aus der Flugmaschine und schwenkten auf die Trasse ein. Die Technologie kannten wir bereits. Carlos bewachte uns jetzt vom Fahrzeug aus.
    Das erste, was uns auffiel: Es wimmelte längst nicht soviel Getier herum wie am Lagerplatz des Schiffes, ein sicheres Zeichen, daß etwas existieren mußte, was das Wild vertrieben oder dezimiert hatte, ein Tatbestand, der noch im zwanzigsten Jahrhundert auf der Erde einige Ureinwohnerstämme Afrikas oder Südamerikas zwang, nach wenigen Jahren ihre Siedlungen immer wieder aufzugeben.
    Wir gaben uns keine Mühe, den Weg gänzlich zu beräumen. Viel überließen wir dem kräftigen Motor und dem stabilen Aufbau des Rovers, und so kamen wir verhältnismäßig schnell vorwärts, bis vorn eine Stokkung auftrat.
    Bruno hantierte vor mir. Plötzlich hielt er ein und wich einige Schritt zurück. Aus einem besonders dichten Gestrüpp tönte ein bösartiges Zischen, dann schoß der Kopf einer Echse vor. Eine typische Drohhaltung des Tieres, das aufgeschreckt war – vielleicht von seinem Gelege. Bruno hatte den Strahler bereits in der Hand und sagte: »Tut mir leid, aber du bist im Weg«, als es von der rechten Seite durchbrach: ein Arm, ein mächtiger Speer, der die verhältnismäßig kleine Echse durchdrang und gleichsam an den Boden nagelte. Das Tier, noch nicht tot, zappelte jämmerlich.
    Unser Kommandant hatte sich in Sekunden gefangen. »Hallo!« rief er. »Ich grüße euch! Dank für die Unterstützung!«
    Aus dem Dickicht traten zwei Gestalten, zwei Frauen, kräftig und durchaus ähnlich denen, die wir schon kannten. Allerdings hatten sie vollständige Arm- und Beinhülsen an, nicht nur Streifen. Im übrigen waren sie ebenfalls nackt,

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