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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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gehen!«
    »Ihr wärt die Zeit, die wir hier sind, auch zu fünft ausgekommen!« Es war, als bräche Angestautes aus Lisa. »Aber nein, das Registrieren von fliegenden Raupen, Gebirgshöhen und was weiß ich für’n Zeugs ist wichtiger, als dort zu helfen…«
    Ich fühlte mich völlig überrumpelt. »Ja, hast du denn mit Bruno gesprochen darüber?«
    »Hör mir auf mit deinem Bruno. Freilich habe ich den Vorschlag ge
macht.«
»Ohne vorher mit mir…?«
»Ach Sam, was versteht ihr schon…«
Ich hob die Schultern. Diesen Disput weiterzuführen, hielt ich für äu
ßerst unfruchtbar. »Du bist erregt«, sagte ich. »Überanstrengt vielleicht.
Schlaf mal drüber, das hat schon immer geholfen.«
»Ph…«, gab sie zur Antwort.
    Da räumte ich das Geschirr ab, und weil es mir zum Schlafen nicht spät genug war, legte ich mir ein Auswahlband schöner Opernarien in den Videor.
    Lisa sah und hörte einige Minuten zu, dann ging sie zu Bett.

    Tags darauf, wir saßen noch beim Frühstück, rief plötzlich Carlos mit Blick auf den Bildschirm. »Schaut mal, wer da kommt!«
    Vom Waldrand her näherte sich unbefangen Mary dem Schiff. Sie schleppte ein ziemlich großes Bündel.
    Näher gekommen, sah sie sich unschlüssig um, kletterte dann die Stufen zum Personeneinstieg herauf und klopfte kräftig gegen das Metall, was natürlich nicht den geringsten Effekt hervorgerufen hätte, wäre sie nicht in dem Bereich unserer Kameras geraten. Beinahe hätte ich auf den Öffnungsknopf gedrückt. »Willst du wohl!« rief Bruno.
    Es wäre zwar kein Malheur entstanden, wenn sie die Schleuse betreten hätte, auf alle Fälle aber wäre diese anschließend zu desinfizieren gewesen.
    »Wir gehen hinaus«, sagte Bruno. »Die Aufgabenverteilung habe ich hier.« Er schwenkte einen Zettel.
    Lisa, die mir ausgeschlafen und ausgeglichen schien – allerdings hatten wir beide nach dem Aufstehn den Abend mit keiner Silbe erwähnt –, zog eine Grimasse.
    Mary begrüßte uns wie alte Bekannte, und wir hatten in den vier Tagen eine Menge Wörter hinzugelernt, so daß die Verständigung beinahe prächtig vonstatten ging. Mary trug mit einem gewissen Stolz die aus unserem Prachtsofa geschneiderten »Kleider«. Und ich muß gestehen, sie paßten farblich ausgezeichnet zu ihr, und unser Material war wesentlich geschmeidiger als das einheimische.
    Sie hatte uns ein Bündel vollgefüllt mit Früchten und Fischen mitgebracht, und sie hätte es am liebsten gesehen, wären wir sogleich darüber hergefallen.
    Zu unserem nicht geringen Erstaunen verdeutlichte uns das Mädchen, zum Fest sei auch eine kleine Abordnung aus ihrem Dorf gewesen. Und diese sei am Abend zurückgekommen. Außerdem habe man den Hubflügler vorbeifliegen sehen und so gewußt, daß wir zurück sind. Von ihren Verletzungen war kaum noch etwas zu bemerken. Nur die Bisse der Raupen hatten kleine Narben hinterlassen.
    Nach einer Weile zeichnete sich ab, daß Marys Besuch nicht in Brunos Konzept paßte. Er improvisierte, als er die Aufgaben verteilte. Inge und er würden mit dem großen Hubflügler zunächst nach Nordost, dann nach Erreichen der Regenwaldgrenze nach West fliegen und vor dem Regen aus Nordwest wieder zum Landeplatz kommen. Dieses Gebiet, vor allem die Grenzzone, sollte kartiert werden.
    Und dann kam Bruno ein Einfall: »Sam und Friedrun, ihr nehmt die Kleine mit. Ihr wolltet doch noch mal in die TELESALT. Es wäre interessant, ihr Verhalten an diesem Ort zu erfahren…« Dann überlegte er sichtlich. »Carlos und Lisa, euch würde ich bitten, nach Süden hin mit dem Kleinflügler die Dschungelzone zu überqueren, bis zu diesen Bergen, die wir dort aufgenommen haben. Macht einen Landeplatz für den Großflügler aus. Ihr müßt euch beeilen, denn das ist für den kleinen eine ganz schöne Strecke. Dennoch, ich bitte euch, erst dann zu starten, wenn
    Sam euch ein Zeichen dazu gibt…«, er deutete mit dem Kinn auf Mary,
»vielleicht müßt ihr sie mitnehmen…«
Mary nickte nachhaltig. »Mitnehmen«, echote sie.
    Was mich anbetraf, war ich mit Brunos Arbeitsaufteilung sehr zufrieden, zumal ich wußte, auch Friedrun hatte ein Interesse an der weiteren Durchsuchung des Schiffes, trotz der Tatsache, daß es sie, wie sie mir gelegentlich gestand, immer wieder schauderte, wenn sie an den Augenblick dachte, als wir die Skelette entdeckt hatten.
    Mary setzte uns erneut in Erstaunen. Wir schritten unter Wahrung aller Vorsicht und gut bewaffnet zu Fuß zur TELESALT. Mary ging unbefangen mit

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