Der Untergang der Telestadt
vorbereiteten Dokumentationen wurde ab Tageseinbruch die Eroberung des Planeten begonnen. Zuerst schwärmten die Erkundungstrupps mit kleinen Hubschraubern und Geländefahrzeugen aus. Die zweite Welle hatte mit schwerem Gerät den Platz um das gelandete Schiff herum zu beräumen, zu planieren, zu erweitern. Das hatte sternförmig von der Telesalt aus zu geschehen; denn auf dem Fuße sollte die programmierte Entladung weiteren Geräts, der Fertighäuser, des Mobiliars und Baumaterials folgen. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte Gewißheit über die Eignung des fernerkundeten Siedlungsplatzes herrschen und der Transport der vorgesehenen Güter dorthin beginnen. In dreißig Tagen – nach Plan – würde die Siedlung mit einer funktionierenden Mini-Infrastruktur bezugsfertig errichtet sein, natürlich noch mit aus dem Schiff stammenden Waren, Konserven und Gebrauchsgegenständen. Parallel zu diesem Geschehen jedoch wurden Forschergruppen, noch stationiert in der Telesalt, beauftragt, einheimische Substitute und Surrogate zu suchen und einzusetzen. Denn natürlich blieb das im Schiff Mitgeführte bei aller Reichlichkeit begrenzt. Vordringlich sollten Baustoffe entwickelt werden und Grundelemente für eine Plastproduktion. Eine andere Gruppe hatte sich mit allen Fragen der Energiegewinnung zu befassen; ein bewaffnetes Korps von über dreihundert Mitgliedern hatte für die Sicherheit der Arbeitenden zu sorgen.
O ja, das war hervorragend geplant und in Variationsspielen live und computersimuliert während der Reise in den Anabiosepausen durchgespielt. Und da Neuerde eben Erde verhieß, die Parameter so hoffnungverheißend aus den Computern liefen, war unser Vertrauen natürlich groß. Und wir hatten die beste irdische Technik an Bord…
Zu diesem Zeitpunkt gab es unter uns rund fünfhundert Kinder, um deren Betreuung sich vierzig von uns Erwachsenen zu kümmern hatten. Ich gehörte zu denen.
Für uns galt die Order, im Schiff zu verweilen, bis das Schulgebäude bezugsfertig errichtet sein würde. Den Umzug dorthin sollten die größeren Kinder mit bewerkstelligen, aus erzieherischen Gründen, wie es in der Instruktion hieß. Schließlich galt es, den Heroismus, der von uns erwartet wurde, in ihnen von Anbeginn an zu fördern…
Nun, wie schon gesagt, niemand zweifelte zu diesem Zeitpunkt am Konzept. Der Anfangsschauder schien überwunden, überall herrschte kribblige Erwartung vor, es fiel uns schwer, in diesen Tagen einen regulären Unterricht aufrechtzuerhalten, die drängende Nervosität hatte uns alle, auch die Kinder, erfaßt.
Am Nachmittag des zweiten Tages durften wir das Schiff für eine kurze Zeit verlassen, zum erstenmal die Luft des Planeten atmen, noch durch eine Halbmaske, obwohl von vornherein keine einschneidenden Sicherheitsmaßnahmen galten, nachdem feststand, die Atmosphäre sei ungiftig, enthalte sogar wesentlich mehr Sauerstoff als die irdische, schädigende Mikroorganismen habe man nicht entdeckt. Natürlich gab es Bedenken: Bekanntes, nun gut, mochte es Schädigendes nicht geben. Aber langzeitwirkendes Unbekanntes…?
Der Rat hatte seine Meinung: Träten Gefährdungen auf, würde man damit leben müssen, und je eher sich Feindliches offenbare, desto schneller könne man an Schutzmaßnahmen arbeiten.
Ich staunte schon, als mir der Fortschritt, den wir in den zwei Tagen gemacht hatte, bei diesem ersten Ausstieg deutlich wurde. Ein erhebendes Gefühl hatte ich nicht mehr, dazu ließ die Geschäftigkeit um uns her keine Gelegenheit. Im Gegenteil, ich mußte sehr aufpassen, daß die Kinder meiner Gruppe den Eilenden nicht in die Quere oder gar zu Schaden kamen. Und ich hatte, wie die Kleinen, zu tun, den Schock, den mir die atemberaubende Schwüle versetzte, zu parieren.
Man hatte eine ansehnliche Fläche, eine Ebene fast, um das Schiff herum geschaffen, aber, wie ich sofort feststellen mußte, mit einem tückischen Untergrund. Die Hölzer, Stämme, Äste, Blätter hatte man gezerrt, gewalzt, gehobelt, geschoben – und man tat das mit schweren Maschinen weiter –, bis ebendiese Fläche zustande gekommen war. Zwischen den Untergrundbestandteilen blieben natürlich durch Blätter, Ranken und Pflanzenbrei verdeckte Hohlräume. Ein Mädchen einer anderen Gruppe brach in ein solches Loch und verstauchte sich den Fuß, so daß ich äußerste Vorsicht gebieten mußte, wir uns im folgenden mehr auf den Boden und das Treiben um uns her konzentrierten, als neue Eindrücke auf uns wirken zu lassen.
Nun, mit
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