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Der Untergang der Telestadt

Der Untergang der Telestadt

Titel: Der Untergang der Telestadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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schließlich zur ersten Aktion in Form einer Petition an den Rat mit der noch höflich abgefaßten Forderung, bekanntzugeben, wann mit dem Abstrahlen des ersten Funkspruchs zur Erde zu rechnen sei.
    Diese Frage war aus der logischen Erfahrung geboren, wenn Hilfe, echte Hilfe benötigt würde, konnte sie nur von der Erde kommen; der Entfernung wegen mußte man sich beizeiten um die Voraussetzungen kümmern. Und die allererste Voraussetzung war die simpelste: Zunächst mußten die Menschen der Erde wissen, wo im All sich eigentlich ihre Abgesandten, ihre Pioniere, befanden.
    Nun, natürlich wurde von den folgenden Aktivitäten nur Ungenügendes bekannt. Durch Gus erfuhr ich jedoch, in den seltenen Treffen mit ihm, hie und da etwas von dem Kopfzerbrechen, das die so offiziell und unbequem gestellte Frage bei der Administration ausgelöst hatte. Von ihm hörte ich auch, daß die nächste Möglichkeit einer Sendung erst wieder in einem knappen Jahr einträte, das erste Fenster sei ungenutzt vorübergezogen. Ob es aber gelinge, in dieser Frist die notwendige Energie parat zu haben, sei äußerst fraglich. Der tägliche Verbrauch fresse alle Reserven; bislang stehe eine Energieproduktion aus einheimischen Rohstoffen überhaupt nicht in Aussicht. Die in die Alkoholherstellung gesetzten Hoffnungen hätten sich nicht erfüllt; bleibe die Wasserdissoziation, nur, die erfordere zunächst selbst eine Menge Energie.
    Man habe sich schon geeinigt, keinen Bericht zur Erde zu übermitteln, sondern nur die Position. Aber unter dem errechneten Abstrahlungspo tential zu senden sei gleichbedeutend mit überhaupt nicht senden. Der Strahl müsse wenigstens die Marsbahn erreichen und die Empfänger so sensibilisieren, daß die Nachricht entschlüsselt werden könne.
    Die Akkumulatoren seien so gut wie leer, Nachladungen und Elektroenergieerzeugung reichten gerade für den Tagesbedarf. Die paar Schönwettertage hätten über die Sonnenkollektoren keinen nennenswerten Zugang erbracht. Selbst die konzipierten Notvarianten versagten, da Brennmaterial für die dazu benötigte Dampferzeugung fehle.
    Der Rat gab dreißig Tage nach der Petition die vorübergehende Einstellung der gesamten Arbeiten in Seestadt bekannt. Die Kräfte wurden umverteilt, wer irgendwie dafür qualifiziert schien, wurde in eine große Forschungsgruppe integriert, die das Energiedilemma beheben sollte. Natürlich stellte nicht nur ich mir die Frage, ob dazu erst die Petition eingebracht werden mußte. Rührte das aus einer Arroganz der Macht her, das Problem Neuerde auch ohne Hilfe der Menschheit lösen zu können?
    Eine Antwort Gus’ auf meine diesbezügliche Bemerkung könnte man auch so ausdeuten, als bestehe beim Rat tatsächlich nicht das notwendige kollektive Interesse an dieser Sendung. Gus stellte die Frage, ob es nicht sinnvoller sei, diese ungeheure Energie für das Fortkommen auf Neuerde einzusetzen. Fast ein Jahr lang könne man damit den gegenwärtigen Tagesbedarf decken. Und bevor von der Erde ein weiteres Schiff komme…
    Aber wenn die Bürger von Neuerde es so wollten! Man müsse mehr überzeugen, die Kraft dem zuwenden, das unmittelbar Erfolg bringe. Oder wäre es richtig, den Aufbau Seestadts einzustellen?
    Meiner Frage, ob im Katastrophenfall die Telesalt für den Rückstart vorbereitet sei, wich er aus. Auch hier sei es mit der Energie problematisch, man habe bislang von der Substanz zehren müssen. Aber, fügte er lächelnd hinzu, was soll eine derart rhetorische Frage. Aus seiner Sicht als Bürgermeister käme doch ein Rückstart überhaupt nicht in Betracht. Es täte jeder gut daran, sich von der Erde endgültig abzunabeln, erst recht die Nachgeburt – hier lachte er hellauf über seinen Scherz –, die Telesalt, zu vergessen…
    Etwa ab diesem Zeitpunkt fand ich mit Gus, den ich ohnehin selten genug sah, kaum mehr eine gemeinsame Sprache. Natürlich akzeptierte ich den Wust von Arbeit, den er zu bewältigen hatte, eine Arbeit, die sich fast ausschließlich operativ vollzog und keine Tageszeit auszuschließen gestattete. Meine Fragen und Probleme schienen mir dagegen bedeutungslos und meine Ängste kleingläubig. Außerdem fühlte ich mich in den sehr seltenen Stunden mit Gus zu erschöpft, ausgebrannt durch meine eigene Tätigkeit, um den permanenten Streit, der angedeutet stets zwischen uns lag, weiterzuführen.
    Ich bin mir heute sicher, daß mein Zusammenbruch nicht nur auf eine übermenschliche Arbeitsanstrengung, sondern auch auf das äußerst

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