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Der Untoten Zaehmung

Der Untoten Zaehmung

Titel: Der Untoten Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Bett.
    Sie warf ihm einen Blick zu. »Und warum habt Ihr dann nur eine Seite der Unterhaltung gesprochen?«
    Weil die andere Seite von einem Geist übernommen wurde.
    Will wollte sie nicht anlügen, aber wenn er ihr die Wahrheit erzählte, würde sie ihm den Kopf abschlagen, bevor er die Gelegenheit hatte, es zu erklären. Das wäre ein unangenehmer Start in den Tag. Also tat Will einfach das Erste, was ihm in den Sinn kam.
    Er küsste sie.

27
    »Der Teufel kann sich auf die Schrift berufen.«
    Der Kaufmann von Venedig (1. Akt, 1. Szene)
    W ill benahm sich seltsam, was für seine Verhältnisse einiges aussagte. Er war ein Künstler, ein Autor unglaublichen Talents, aber manchmal war er regelrecht unheimlich.
    Ich hatte gehört, wie er sprach, als würde er sich mit jemandem unterhalten. Er wartete, als ob er zuhören würde, und beantwortete Fragen, die niemals ausgesprochen wurden. Die meisten legten seine Exzentrizität als Genialität aus, aber was, wenn er einfach nur verrückt war?
    Doch das glaubte ich nicht. Ein Verrückter würde nicht wie ein Engel küssen und Liebe machen wie der Teufel höchstpersönlich.
    Zumindest vermutete ich das.
    Was wusste ich schon über Küsse, Liebe, Sex, Genie oder Wahnsinn?
    Sein vertrauter Geschmack verführte mich. Anfangs hatte ich Will nur in meiner Nähe behalten wollen, um mir zu beweisen, dass ein Mann nicht nur deswegen bei mir blieb, weil ihm mein Körper gefiel.
    Aber jetzt. Ah, jetzt.
    Ich zog ihn auf das Bett. Meine Hände glitten unter sein Hemd und über die glatte, kalte Haut. Ich fuhr mit der Zunge über seine Lippen und knabberte daran. Er seufzte und presste sich enger an mich.
    Seine Finger begannen, mein Nachthemd hochzuschieben. Erst spürte ich einen Luftzug, dann seine Haut auf meiner, seine Hand, die über mein Knie wanderte, meinen Oberschenkel, immer höher. Ich bäumte mich vor Erregung auf, und er fluchte leise. Seine Stirn berührte meine, und dann entfernten sich seine Lippen.
    »Was ist los?«
    »Es war die Lerche. Ich muss gehen. Bald geht die Sonne auf.«
    Ich schlang meine Beine um ihn, um ihn im Bett zu halten. »Es war die Nachtigall und nicht die Lerche. Sie singt des Nachts auf dem Granatbaum dort.« Ich deutete auf den Baum. Vom Bett aus war ein Ast sichtbar, auch wenn ich keine Nachtigall darauf sah. »Glaubt mir, Will: Es war die Nachtigall.«
    Er schüttelte den Kopf und löste sich aus meiner Umarmung. »Die Lerche war’s, die Tagverkünderin, keine Nachtigall.« Er ging zum Fenster. »Seht den neid’schen Streif, der dort im Ost der Frühe Wolken säumt. Die Nacht hat ihre Kerzen ausgebrannt, der munt’re Tag erklimmt die dunst’gen Höhen.«
    Einen Augenblick lang war ich von seinen Worten so verzaubert, dass ich ihre Bedeutung nicht erfasste. Aber als er begann, seine Kleidung zusammenzusuchen, verstand ich. Er wollte mich verlassen, während es meinen Körper noch nach seinem verlangte.
    »Traut mir, das Licht ist nicht des Tages Licht, die Sonne hauchte dieses Luftbild aus.«
    Will hob eine Augenbraue, und ich zog meinen Zeigefinger von meinem Schlüsselbein zu meinem Bauch, wobei ich kurz an meinen Brüsten innehielt. Will schluckte.
    »Drum bleibt noch«, flüsterte ich. »Zu gehn ist noch nicht Not.«
    Er ging einen zittrigen Schritt auf mich zu, und ich streckte meine Arme aus. Er kam zu mir wie ein Kind zu seiner Mutter, die es verloren geglaubt hatte. Wir taumelten auf das Bett. Ich lachte, als er gegen meine Brüste murmelte: »Dann lasst mich sterben. Ich gebe gern mich drein, wenn Ihr es wollt. Nein, jenes Grau ist nicht des Morgens Auge, der bleiche Abglanz nur von Cynthias Stirn. Das ist auch nicht die Lerche, deren Schlag hoch über uns des Himmels Wölbung trifft. Ich bleibe gern; zum Geh’n bin ich verdrossen. Willkommen, Tod! Kate hat es so beschlossen.«
    »Wartet! Was?« Ich schob ihn fort. »Tod. Wovon redet Ihr da?«
    Will blinzelte die Liebeslust aus seinen Augen. »Ich muss … « Er schüttelte den Kopf, und der letzte Rest Verwirrtheit verschwand. »Ich muss mich im Morgengrauen mit den Geldgebern des Rose-Theaters treffen. Sie brauchen ein neues Stück von mir oder … «
    Ich riss die Augen auf. »Oder sie töten Euch?«
    Er fiel rückwärts auf das Bett, einen Arm über das Gesicht gelegt. »Unwahrscheinlich. Aber man kann nie wissen.«
    Ich warf einen Blick zum Fenster. Wurde der Himmel jetzt tatsächlich grau? Ja!
    »Auf! Eilet! Fort von hier!« Ich sprang aus dem Bett und zerrte an Will, so fest

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