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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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zwar nicht besonders wichtig, zur Zielscheibe kann man aber immer werden. Es sind Leute wie er, Leute, an die man leicht rankommt, die man sich als Erste vornimmt. Ein Racheakt an Jamieson, indem man jemanden überfällt, der glaubt, dass er keinen Schutz braucht. Eine kleine Warnung für die Bosse. Leichter zu überfallen als jemand, der damit rechnet.
    »Was gibt’s, Cal?«, fragt er, weiß es aber schon.
    Die beiden kennen sich seit acht, neun Jahren. Calum ist ein Jahr älter als George, hat aber ein Jahr weniger im Geschäft verbracht. Er ist schnell aufgestiegen, während George lieber unten geblieben ist. Sie haben schon mehrmals zusammengearbeitet. Wenn Jamieson Calum einen Auftrag gab und Calum Unterstützung brauchte, hat er sich immer für George entschieden. George ist sein einziger Freund, der für Jamieson arbeitet. Sein einziger Freund, den er bei einem Auftrag von Jamieson mitnehmen will. Calum ist nicht der Typ, der unangemeldet vorbeikommt, wenn er keinen guten Grund dazu hat. Zu wohlerzogen. Zu bedacht. Er ist hier, weil er bei einem Auftrag Hilfe braucht, und er will, dass George diese Hilfe ist. Und George kann dazu nicht nein sagen. Es ist sein Job. Das weiß Calum. Er glaubt, dass ihm George gern helfen wird, also fragt er ihn. Er weiß auch, dass George keine Wahl hat. George kann weder Young noch Jamieson anrufen, um zu fragen, ob er es tun muss. Er weiß, dass er es muss. Sich zu drücken hätte unangenehme Fragen zur Folge.
    »Kann ich reinkommen?«, fragt Calum und steht auf.
    »Ja, klar«, sagt George nickend. Auf keinen Fall lässt er seinen Freund draußen auf der Treppe sitzen. Das hier ist Arbeit, kein privates Treffen. Arbeit, auf die er keine Lust haben dürfte. Aber letztlich wird er es tun. Er schließt die Tür auf, und indem er Calum in die Wohnung lässt, willigt er ein, bei der Sache mitzumachen. Er hält die Tür auf, Calum tritt ein. Calum geht geradewegs in die Küche und setzt sich an den Tisch. Das ist das Seltsame an dieser Wohnung, etwas, das George nie verstanden hat. Zum Reden zieht es die Leute immer in die Küche statt ins Wohnzimmer. Entweder hat er eine tolle Küche oder ein nicht besonders einladendes Wohnzimmer. Wie auch immer.

12
    George macht beiden eine Tasse Kaffee. Calum bittet nie um irgendwas, will ihm nicht zur Last fallen. George lässt sich Zeit, er will erst im letztmöglichen Moment wissen, worum es geht. Er kann es nicht ausstehen, über diesen Teil der Arbeit nachzudenken. Über alles, das schiefgehen kann. Im Geschäft gibt’s jede Menge Leute, die zu dumm sind, sich zu überlegen, was schiefgehen könnte. Viele können bloß daran denken, was glattlaufen und was dabei rumkommen kann. Die Ausbeute. Daran denken alle. Wollen alle denken. Wer klug ist, begreift aber, dass man am Ende vielleicht nicht mehr dazu kommt, etwas damit anzufangen.
    »Ich hab einen Job laufen«, sagt Calum, als sich George ihm gegenübersetzt. Die Küche hat viel Sonnenlicht – vielleicht kommen die Leute deshalb her.
    »Echt?«
    »Ja. Könnte ein bisschen Hilfe gebrauchen. Interesse?«
    George zuckt mit den Schultern. Er muss Interesse haben. »Glaub schon. Worum geht’s?«
    »Ich bin an jemandem dran. Könnten Leute da sein, wenn’s losgeht, deshalb brauche ich jemanden, der sie in Schach hält.« Nichts Genaues. Bis zur endgültigen Einwilligung hält man sich bedeckt. Er vertraut George, das heißt aber nicht, dass er alles ausplaudert. Hauptsächlich weil er mit George befreundet ist, nennt er ihm die Einzelheiten erst, wenn er weiß, dass er es gefahrlos tun kann. Damit George nicht belangt werden kann.
    »Wie kann ich helfen?«, fragt George und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück, um die näheren Einzelheiten zu erfahren.
    »Schon mal was von Lewis Winter gehört?«
    »Ja«, sagt George, nickt und überlegt. »Dealer. Macht eine unglaublich beschissene Arbeit. Klar kann ich mich noch erinnern, wie ich einen seiner kleinen Kriecher verjagt hab. Der ist das Ziel?«, fragt er aufrichtig überrascht.
    »Ja, genau der. Hat anscheinend jemandem ins Handwerk gepfuscht. Sie glauben, dass er irgendwas Großes vorbereitet, und wollen ihn stoppen.«
    George muss lachen. »Winter hat noch nie im Leben was Großes vorbereitet. Der weiß gar nicht, wie das geht.« Typisch, die Motive der Auftraggeber anzuzweifeln, über ihre Gründe zu lachen. Alle halten ihren Boss für paranoid, denn in diesem Geschäft hat jeder Boss guten Grund dazu. Doch in diesem Fall meint George es

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