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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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ernst.
    »Sieht so aus, als hätte er Rückendeckung. Oder könnte welche kriegen. Hoffentlich ist es noch nicht so weit.«
    »Ja«, sagt George, »hoffentlich.«
    Offenkundiger Zynismus. Es sind Leute wie Calum und George, die von ihren Bossen im Stich gelassen, im Regen stehengelassen werden. Man schickt sie mit einem Auftrag los, der zu gefährlich ist, um ihn selbst auszuführen. So läuft das nun mal. Calum und George sind entbehrlich. Winter könnte starke Rückendeckung haben, jemanden, der ihnen das Leben zur Hölle machen kann. Doch solange Jamieson ungeschoren davonkommt, ist ihm das egal.
    »Hast du ihn beschattet?«
    »Ja. Die letzten paar Tage. Das Übliche. Hat sich mit ein paar Leuten in Pubs getroffen.«
    »Beschissene Art zu arbeiten.«
    »Stimmt. Wir machen das im Haus. Er und seine Kleine gehen jeden Abend was trinken. Kommen besoffen nach Hause. Manchmal kommt noch wer mit.«
    »Aha.«
    »Manchmal auch nicht. Ich zieh das morgen Abend durch. Wenn sie besoffen sind, dürfte es nicht allzu schwer sein.«
    Das haben sie beide schon oft gehört. Die sind besoffen, das wird ein Kinderspiel. Manchmal verlässt man sich darauf, dass der Alkohol die halbe Arbeit erledigt, doch da wird man meistens enttäuscht. Die Leute können unglaublich schnell nüchtern werden. Sie sehen die Gefahr, irgendein Schalter wird umgelegt, und plötzlich spielt der Alkohol keine Rolle mehr. Manchmal sind sie auch nicht so betrunken, wie man glaubt. Manche Leute sind so daran gewöhnt, stockbetrunken zu sein, dass sie trotzdem klar denken und handeln können. Dann noch die Unberechenbarkeit. Manche Leute verhalten sich, wenn sie betrunken sind, wie man es nie von ihnen erwarten würde. Manche bringen auf einmal einen Mut auf, den sie gar nicht haben dürften. Sind auf einmal ungewöhnlich entschlossen. Sie wehren sich, tun was Dummes. Gehen unglaubliche Risiken ein. Man darf sich nicht darauf verlassen, dass sie betrunken sind. Nie.
    »Winter war nie ein großer Säufer«, sagt George zu Calum. »Ein ruhiger Typ, war gern allein. Dann hat er sie kennengelernt.«
    »Ja, sieht so aus, als wäre sie beim Ausgehen die, die sagt, wo’s langgeht. Die gehen in Clubs. Er ist kein Typ für so was. Dann kommen sie besoffen nach Hause. Keine Ahnung, ob die jemanden dabeihaben werden. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Bestenfalls sind es nur Winter und Cope. Schlimmstenfalls haben sie einen Haufen andere dabei.«
    »Und was hast du vor? Warten, bis die sich entspannt haben?«
    »Nee, die sollen noch nicht im Bett liegen. Wir lassen sie ins Haus gehen. Wir klopfen, gehen rein. Du bringst alle in ein Zimmer, ich geh mit Winter in ein anderes. Wir machen es schnell. Nach zwei Minuten müssen wir wieder draußen sein. Du hältst sie einfach in Schach, und dann verschwinden wir. Bei dieser Sache müssen wir uns nicht verrenken. Es wird da keine Komplikationen geben.«
    George nickt. Dass es keine Komplikationen gibt, ist Wunschdenken, aber es kommt vor. Manchmal handelt man sich einen Rattenschwanz an Problemen ein. Und manchmal ist alles genau so, wie man es sich erhofft hat. George war noch nicht oft dabei, wenn jemand ausgeschaltet wurde – viermal in acht Jahren bisher –, doch er hat schon genug gehört. Von Leuten wie Calum. Die damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Vier-, fünfmal pro Jahr. Auf jegliche Art. Er kann sich noch daran erinnern, wie er Calum kennengelernt hat. Damals war Calum noch ziemlich unbeholfen. Hatte keinerlei Selbstvertrauen und war ein stiller, ungeselliger Typ. Viele hielten ihn für einen Trottel. Die meisten von ihnen waren Angeber, hielten sich nicht zurück. Sie schliefen sich durch die Betten, Drogen waren immer verfügbar. Es war ein heftiges, aufregendes, spannendes und mitunter kurzes Leben. Wer klug war, hielt sich von alldem fern.
    Calum und George feierten ziemlich viel. Sie schliefen mit ein paar Frauen und amüsierten sich gut. Aber es war nicht das, was sie antrieb. Viele Leute gelangten ins Geschäft, weil sie diesen Lebensstil sahen und ihn auch haben wollten. In den Clubs sahen sie, wie junge Männer in ihrem Alter mit hübschen Mädchen feierten und mit Geld um sich warfen. Diese protzigen Jungs zogen neue Leute an. Doch nicht die protzigen Typen wurden erfolgreich. Klar, wenn sie nicht ins Abseits gerieten, machten sie Geld. Doch sie würden nie echte Verantwortung tragen. Kriegten nicht so einen Job wie Calum. So einen Job gibt man keinem Großmaul. Angeber werden irgendwann von den

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