Der unwiderstehliche Mr Sinclair
sie immer. In einer Stadt wie Phoenix herrschte bestimmt kein Mangel an hübschen Mädchen, die ein Abenteuer, aber keine feste Bindung wollten. Genau wie er.
Plötzlich sah er Janice vor sich.
Wie kam er denn jetzt ausgerechnet auf sie? Er hatte an lebenslustige Gespielinnen aus der Single-Szene gedacht. Janice Jennings war die Letzte, die ihm dazu einfallen sollte.
Zugegeben, sie hatte die schönsten Augen, in die er je geblickt hatte. Saphirblau und unglaublich strahlend.
Und ja, ihre Lippen waren so verlockend, dass er sich beherrschen musste, um sie nicht einfach an sich zu ziehen und zu küssen.
Okay, aus irgendeinem unerklärlichen, ärgerlichen Grund weckte Janice in ihm ein Verlangen, wie er es noch nie verspürt hatte.
Aber sie war nicht sein Typ, nicht einmal annähernd. Die Art, wie sie sich kleidete, verriet, dass sie nicht sein Niveau hatte.
Sie war … bieder. Sie war …
Vergiss es, Taylor.
Was spielte es schon für eine Rolle, wenn sie nicht wusste, wie schön sie war?
Und wenn sie es wusste, es jedoch absichtlich ignorierte?
Aus welchem Grund auch immer.
Die rätselhafte Ms. Jennings machte ihn neugierig. Nicht nur wegen ihres wenig schmeichelhaften Outfits, sondern auch weil sie unbedingt geheim halten wollte, dass Sleeping Beauty ihr gehörte.
Und wenn schon. Sie war eine Klientin, mehr nicht. Er hatte keine Zeit, sich den Kopf über die verschrobene Ms. Jennings zu zerbrechen.
Vielleicht ist dir gar nicht bewusst, wie einsam du bist.
“Verdammt, Hamilton, lass mich endlich in Ruhe mit dem Unsinn”, knurrte er.
Eine Wolke wanderte vor die Sonne und warf einen Schatten ins Büro. Taylor fröstelte und wirbelte herum. Sein Blick zuckte durch den großen Raum.
Er spürte … etwas. Es war, als hätte eine unsichtbare Hand ihm auf die Schulter geklopft.
Das war doch verrückt. Dies war ein edel eingerichtetes Büro, mehr nicht. Er hatte seine gerahmten Diplome an die Wand gehängt, genau dorthin, wo Clem seine abgenommen hatte. Das war alles.
Aber …
Was?
Taylor rieb sich mit beiden Händen das Gesicht.
Dies war ein ganz normales Büro. Es gefiel ihm, und er wollte es so lassen, wie sein Vater es eingerichtet hatte.
Aber…
Taylors Blick fiel auf den Schreibtisch, auf dem mehrere Akten auf ihn warteten.
Das Frösteln kehrte zurück.
Er ließ sich in den Sessel fallen und starrte auf die linke, leere Seite des Schreibtischs.
Das Foto, dachte er. Das gerahmte Foto von ihm und seinen Eltern. Es war an dem Abend gemacht worden, an dem er seinen Abschluss an der High School von Prescott gefeiert hatte. Das Familienporträt, das Clem an jedem Arbeitstag lächelnd betrachtet hatte, war verschwunden. Sein Vater hatte es mitgenommen.
Aber Taylor hatte nichts, was er dorthin stellen konnte.
Er hatte keine Familie.
Keine Frau.
Keinen Sohn.
Verdammt, dachte er und sprang, auf. Was war los mit ihm.
Er wollte kein Leben, wie sein Vater es geführt hatte.
Clem hatte Margaret, seine Frau, geliebt. Mit jedem Tag mehr. Und seinen Sohn auch. Von ganzem Herzen.
Und was hatte es Clem Sinclair letztendlich eingebracht? Ein leeres, einsames Leben, voller Sehnsucht nach dem, was er verloren hatte … Margaret war gestorben. Sein Sohn war erwachsen und stand auf eigenen Beinen.
Liebe war herrlich, solange sie anhielt. Taylor fuhr sich durchs Haar. Aber es gab keine Garantie, dass sie das auch tat.
Es war einfach zu riskant, sein ganzes Leben darauf zu gründen.
Nein, er nicht. Er würde sich nie verlieben, nur um dann, wenn es vorbei war, an der Einsamkeit zu verzweifeln.
Taylor griff nach dem teuren Schreibset, das er zum Abschied von seinen Kollegen in San Francisco bekommen hatte, und knallte es dorthin, wo Clems gerahmtes Foto gestanden hatte.
Er tat es so heftig, dass der polierte Sockel aus Holz einen Riss bekam.
“Verflucht”, entfuhr es ihm.
Er hatte zu hart gearbeitet, das war es. Seit seiner Ankunft in Phoenix beschäftigte er sich zwölf bis achtzehn Stunden am Tag mit seinen neuen Klienten.
Er war so erschöpft, dass seine Fantasie und seine Gefühle mit ihm durchgingen. Aber das änderte nichts daran, dass die Liebe eine viel zu riskante Sache war, als dass er sich auf sie einlassen würde. Niemals. Und schon gar nicht, um eine leere Ecke seines Schreibtischs zu füllen.
Vielleicht ist dir gar nicht bewusst, wie einsam du bist.
“Okay, das reicht”, murmelte Taylor. An seiner Wange zuckte ein Muskel.
Er eilte an den Schrank, riss seine Jacke vom Bügel und
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