Der unwiderstehliche Mr Sinclair
machte. Sie erwiderte sie mit einem Lächeln, das nicht mehr gezwungen, sondern echt war, und wenn sie sich bedankte, war es ernst gemeint.
Nach einer Weile waren ihre neuen Sachen ihr nicht mehr fremd, sondern sie trug sie wie selbstverständlich und freute sich morgens sogar darauf, ein neues und attraktives Ensemble zusammenzustellen.
Sie war Janice Jennings, und sie war schön. Das wiederholte sie im Kopf, als wäre es ein Zauberspruch, der wahrer wurde, je öfter sie ihn wiederholte. Ja, so war es, und es war gut so.
Und die ganze Zeit vermisste sie Taylor, sehnte sich nach ihm, verzehrte sich nach ihm, konnte sie die Tränen nicht unterdrücken, die ihr in den langen, einsamen Nächten ohne Taylor Sinclair über das Gesicht strömten.
Am achtzehnten Tag, nachdem ihr Traum von einer Zukunft mit Taylor zerstoben war, hatte Janice in ihrer Boutique ungewöhnlich viel zu tun. Gleich fünf Kundinnen musste sie dabei helfen, ihre Wahl zu treffen.
Sie trug ein Kleid, in hellem Pink, im Folklorestil, an der schmalen Taille zusammengehalten von einem Gürtel aus Chiffon. Der luftig leichte Stoff schwebte bei jedem Schritt wie eine Wolke um ihren Körper und gestattete einen kurzen Blick auf ihre langen, wohlgeformten Beine und die anmutig gerundeten Hüften.
Janice stand gerade hinter dem Verkaufstresen und faltete einen Teddy aus Satin in seinen mit Seidenpapier ausgelegten Karton, als die Tür der Boutique sich erneut öffnete.
Janice hob den Kopf, sah ein zweites Mal hin, und ihre Augen wurden groß, während ihr Herz heftig zu klopfen begann.
Es war Taylor. Aber … aber nicht der Taylor, den sie kannte.
Er trug ein zerknittertes weißes Oberhemd, eine schwarze Hose, die mindestens eine Handbreit zu kurz war, weiße Socken und bräune Schuhe.
Sein Haar war glatt nach unten gegelt und in der Mitte schnurgerade gescheitelt. In einer Hand hielt er ein nasses Papiertuch, in dem mehrere pinkfarbene Nelken mit hängenden Köpfen steckten.
Vor ihr stand Taylor und sah absolut schrecklich aus. Sie traute ihren Augen nicht.
“Janice Jennings!” rief er und baute sich mitten im Laden auf.
Sämtliche Frauen in der Boutique fuhren herum und starrten den Mann an, der in seinem unmöglichen Outfit zwischen den erotischen Dessous und Accessoires stand.
“Janice Jennings”, sagte Taylor unüberhörbar. “Ich liebe dich.
Ich werde dich immer lieben. Ich bitte dich, meine Frau zu werden, meine Partnerin, die Mutter meiner Kinder.”
Eine der Frauen konnte nicht mehr an sich halten und begann zu lachen.
“Der spinnt wohl”, sagte sie zu ihrer Freundin, laut genug, dass alle es hören konnten. ” Janice ist viel zu hübsch, um sich an eine solche Vogelscheuche zu binden. Oh, ist das nicht zum Schreien?”
“Eigentlich sieht er gar nicht so übel aus”, erwiderte die Freundin. “Aber … du meine Güte, er sieht einfach unmöglich aus.”
“Mir ist klar, dass ich nicht besonders ansehnlich bin”, sagte Taylor. “Aber die äußere Erscheinung ist nicht wichtig, nicht wahr? Mir nicht, dir nicht. Oder etwa doch, Janice?”
“Natürlich ist sie wichtig”, meldete sich eine andere Kundin zu Wort. “Nehmen Sie es mir nicht übel, junger Mann, aber Sie sind hier falsch, glauben Sie mir. Janice ist ein schöner Mensch, und Sie, junger Mann, sind es nicht.”
“Janice”, rief Taylor. “Willst du mich heiraten? Willst du?
Bitte, sag Ja.”
Erst als Janice tief Luft holte, wurde ihr bewusst, dass sie unwillkürlich den Atem angehalten hatte.
Taylor liebte sie, liebte sie wirklich und wahrhaftig. Ihr Herz strömte über vor Glück. Er hatte sie gar nicht angelogen. Alles, was er an jenem schicksalhaften Abend in ihrem Wohnzimmer gesagt hatte, war ehrlich gewesen, war von Herzen und aus tiefster Seele gekommen.
Dieser ebenso lächerliche wie rührende Auftritt diente dazu, der ganzen Welt zu erklären, dass die äußere Erscheinung ihm nichts bedeutete. Jeder sollte hören und sehen, dass er sie liebte.
Sie! So, wie sie ihn liebte.
“Janice?” fragte Taylor.
Sie rannte um den Verkaufstresen herum, quer durch den Laden, an den verdutzten Kundinnen vorbei, direkt in seine Arme und warf ihn dabei fast um.
“Ja”, antwortete sie und lächelte durch ihre Freudentränen hindurch. “Ja, ich will dich heiraten. Oh, Taylor, danke, dass du mich genug liebst, um so etwas zu tun. Du hast mir gerade bewiesen, dass du mich tatsächlich verstehst und mich so liebst, wie ich bin. Und nicht nur so, wie ich
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