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Der unwiderstehliche Mr Sinclair

Der unwiderstehliche Mr Sinclair

Titel: Der unwiderstehliche Mr Sinclair Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan Elliott Pickert
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Silber gerahmtes Foto eines Brautpaars, auf dem daneben mehrere Parfümflakons aus funkelndem Kristall.
    Die Lady ist gut, dachte Taylor anerkennend. Sie verstand es, ihren Waren eine besondere Klasse zu verleihen. Und die Preisschilder verrieten, dass ihre Kundschaft gern für dieses gewisse Etwas bezahlte.
    Ja, sein Vater hatte nicht übertrieben. Janice war eine raffinierte Geschäftsfrau, und die Akte über Sleeping Beauty, die er vorhin studiert hatte, bestätigte es schwarz auf weiß.

    Das einzig Beunruhigende war Janice selbst. Schaute sie denn nicht in den Spiegel, wenn sie sich morgens anzog? Sie war ein wunderschöner Schwan, aber sie verkleidete sich als hässliches Entlein. Warum?
    Wunderschöner Schwan? Was war los mit ihm? Mit sechsunddreißig war er zu alt für poetische Schwärmereien.
    Trotzdem, die Art, wie Janice sich präsentierte, ergab keinen Sinn.
    Oder versteckte sie ihre Schönheit absichtlich? Und wenn ja, warum? Wovor hatte sie Angst? Wovor versteckte sie sich?
    Taylor blieb am Tresen stehen, lehnte sich dagegen und schlug ein Bein über das andere. Sein Blick fiel auf eine farbenfrohe Broschüre. Gedankenverloren hob er sie auf.
    Es war die Einladung zur Eröffnung einer Ausstellung.
    Taylor .war immer neugierig auf das Werk junger Künstler, denn manchmal fand er unter ihren Arbeiten etwas, das in seine wachsende Sammlung passte.
    Also merkte er sich Ort und Zeit und legte die Broschüre zurück.
    Und wartete.
    “Was für ein toller Mann”, flüsterte eine der Kundinnen Janice zu. “Ist das Ihrer?”
    “Meiner?” Janices Augen wurden groß. “Himmel, nein. Das ist mein Steuerberater.”
    “Er sieht nicht aus wie einer”, erwiderte die Frau lachend.
    “Mit dem könnte ich mir alles Mögliche vorstellen, nur nicht über meiner Steuererklärung zu brüten.”
    “Ich auch”, pflichtete ihre Freundin ihr bei. “Ist er verheiratet?”
    “Nein”, sagte Janice. “Haben Sie etwas gefunden, das Ihnen gefällt?”
    “Nicht verheiratet.” Die Kundin seufzte. “Es gab eine Zeit, da haben solche Männer sich nach mir umgedreht. Aber das ist jetzt zehn Jahre und zehn Kilo her.”

    “Sie haben eine hübsche Figur”, meinte Janice. “Mit zehn Kilo weniger wären Sie viel zu dünn.”
    “Zu reich und zu dünn kann man nicht sein”, antwortete die Kundin.
    “Unsere Gesellschaft legt einen viel zu großen Wert auf die äußere Erscheinung”, entgegnete Janice.
    “Kann schon sein.” Die Frau zuckte mit den Schultern. “Aber nehmen Sie unsere Freundin Mindy. Sie hatte noch nie einen Freund. Bis sie zwanzig Kilo abgenommen und gelernt hat, ihre Vorzüge zur Geltung zu bringen. Und dann … Bingo! Jetzt suchen wir Geschenke für sie, weil sie heiratet.”
    “Genau”, sagte ihre Freundin. “Mindy wäre noch immer einsam und traurig, wenn sie ihr Äußeres nicht verändert hätte.”
    “Aber das ist falsch, verstehen Sie denn nicht?” beharrte Janice.
    “Nein, meine Liebe, das ist das Leben”, widersprach die Frau.
    Was war bloß in sie gefahren? Janice schüttelte innerlich den Kopf. Sie diskutierte mit Kundinnen, anstatt ihnen etwas zu verkaufen.
    Und an allem war Taylor Sinclair schuld.
    Er hätte anrufen und einen Termin vereinbaren sollen.
    Janice warf ihm einen unauffälligen Blick zu.
    Er wirkte so entspannt. Inmitten all der aufregenden Dessous sah er aus, als ob er gleich einschlafen würde. Vermutlich hatten sich vor seinen Augen schon so viele Frauen ausgezogen, dass die Boutique ihm nichts Neues bieten konnte.
    Warum musste dem Sinclair einen Sohn wie Taylor haben?
    “Ich glaube, wir haben, was wir brauchen”, verkündete eine der Frauen. “Holen wir die Kreditkarten heraus. Zeit zum Bezahlen.”
    Taylor zog sich in eine Ecke zurück, als die drei Frauen zur Kasse gingen. Er beobachtete, wie Janice die Beträge eintippte, die Kreditkarten entgegennahm, die Summe abbuchte und schließlich die verkauften Sachen verpackte. Das Seidenpapier war in zartem Pink, die Kartons und Tüten einen Hauch dunkler, mit dem Namen der Boutique in derselben schwungvollen Schrift wie an der Ladenfront.
    Kein Zweifel, Janice Jennings verstand ihr Geschäft.
    Zufrieden nahmen die beiden Frauen ihre Einkäufe entgegen, bedankten sich überschwänglich für Janices Hilfe und lächelten Taylor zu, bevor sie die Boutique verließen.
    Plötzlich war es still.
    Taylor sah Janice an und ging langsam auf den Tresen zu.
    Oh nein, dachte sie. Ihr neuer Steuerberater bewegte sich so geschmeidig

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