Der Unwillige Braeutigam
erwarten gewesen. Kein Zweifel, Rutherford hatte ihr mitgeteilt, dass sein Richterspruch der angeordneten Hochzeit nicht unbedingt mit Begeisterung aufgenommen worden war.
„Ich denke, es wird uns gelingen, damit zurechtzukommen.“ Auf die eine oder andere Weise.
„Sie sind ein wahrer Gentleman. Danke.“ Lady Windmere nahm seine Hand und drückte sie herzlich. „Die letzten Jahre waren nicht einfach für Cousine Margaret, Elizabeths Mutter. Ich weiß nicht, wie sie einen solchen Skandal verkraften würde.“
„Wo stammt sie her, Ihre Cousine?“, fragte er. Er wusste praktisch nichts über sie – außer wie ihre Lippen schmeckten oder wie herrlich fest ihr Busen war, wenn sie ihren Oberkörper an seinen presste.
„Penkridge. Das ist ein kleines Dorf in Staffordshire. Ich bin sicher, Sie haben nie davon gehört.“
Derek erstarrte. Er hatte von dem Ort nicht nur bereits gehört, er hatte auch einen Grund gehabt, sich im Winter vor sechs Jahren dorthin zu begeben. Das war der Moment, als die Vergangenheit ihr Haupt hob, um die Gegenwart zu beschmutzen. Margaret. Das war der Name der Mutter gewesen. Der Bankwechsel war auf den Namen Mr. Joseph Smith ausgestellt worden, einem Anwalt aus der Gegend mit geringem Einkommen und drei Töchtern. Er kannte den Namen der Ältesten – die Umstände hatten dafür gesorgt, dass er den Namen nicht so rasch vergaß – Madeline.
„Ihr Vater – was ist er?“ Er bemühte sich um einen beiläufigen Ton.
Die Countess sandte ihm einen überraschten Blick. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er niemand war, der Wert auf Herkunft und Förmlichkeiten legte, dass er nie jemanden aufgrund seiner Lebensumstände verurteilen würde. „Cousin Joseph ist Anwalt. Aber ich glaube nicht, dass er seine Kanzlei weiter betreibt, nachdem er Baronet geworden ist.“
Mehrere Sekunden lang schwieg Derek, setzte eine ausdruckslose Miene auf, gab sich Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie bedeutend das war, was sie ihm eben enthüllt hatte.
Er war hereingelegt worden, aufs Übelste für dumm verkauft worden. Und die Ironie darin entging ihm nicht, dass er beinahe in dieselbe Falle getappt war, der zu entkommen er vor Jahren seinem Bruder geholfen hatte.
Jetzt hatte ihn die jüngere Schwester am Haken und wollte ihn an Land ziehen – wie ein erfahrener Fischer. Sie hatte ihm gesagt, sie sei ruiniert, wenn er sie nicht heiratete, dass der Name ihrer Familie durch den Dreck gezogen werden würde – den Dreck der Gerüchteküche.
Ruiniert. Wegen eines Kusses.
Aber, bei Gott, wenn sie ruiniert sein sollte, dann jedenfalls nicht wegen eines lächerlichen Kusses. Nein, er würde ihr zeigen, was Ruin wirklich bedeutete.
Kapitel sechs
Als am folgenden Tag Lord Creswell sie fragte, ob sie gerne Kensington Gardens besuchen würde, war Elizabeth überrascht. Blumen, Bäume und mehrere Morgen üppigen Grüns waren nicht die Dinge, von denen sie gedacht hatte, sie könnten ihn interessieren. Aber bei ihrer Ankunft mit Missy und James im Schlepptau, begriff sie sogleich, warum der Viscount dieses besondere Ziel ausgesucht hatte.
Es gehörte zu den Orten, an denen man trotz des Umstandes, dass man sich mitten in London und in aller Öffentlichkeit befand, ungestört sein konnte. Man wurde unweigerlich ans Land erinnert.
Hohe Ulmen säumten einen malerischen Blumengarten genau vor dem Palast; ein gutes Dutzend Menschen gingen hier spazieren, die Damen die Sonnenschirmchen fest umklammernd, als fürchteten sie, allein das Wort Sonne könnte ausreichen, ihre makellose weiße Haut zu ruinieren.
Elizabeth blickte den Viscount an. Sie hatten sich vor vielleicht einer Minute von Missy und James getrennt, und er war ungewohnt schweigsam – obwohl sie ihn natürlich nicht gut genug kannte, um das wirklich sagen zu können. Aber irgendwie wusste sie es einfach.
„Versuchen Sie am Ende, in meinen Zügen zu lesen, Miss Smith?“ Er sprach leise genug, um ein Kind in den Schlaf zu wiegen oder eine Frau dazu zu bringen, alle Vorbehalte aufzugeben, um ihn wieder und wieder so zu ihr sprechen zu hören.
Ihr war jedoch der Luxus verwehrt, irgendetwas aufzugeben. Da ihr Ruf am Rande des Ruins wankte, durfte sie sich keinen Fehler leisten. Dafür hatte Lady Danvers gesorgt.
„Sie waren so schweigsam. Ich habe nachgedacht, warum wohl.“ Das konnte sie offen sagen.
Das Weiß seiner Zähne schimmerte wie Perlen, fing einen Sonnenstrahl auf, als ein Lächeln um seine
Weitere Kostenlose Bücher